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FULDA Bilanz-Pressekonferenz der Bischöfe

Der "Synodale Weg" soll zu einem "erfolgreichen Ziel" kommen

30.09.22 - Mit Spannung waren die Beratungen der Deutschen Katholischen Bischöfe erwartet worden, die zu ihrer traditionellen Herbsttagung seit Montag in Fulda zusammengekommen sind. Neben der Frage, wie es mit dem "Synodalen Weg" weitergehen könnte, hatte auch die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Fokus gestanden.

Dies werden für die Bischofskonferenz künftig der Aachener Bischof Helmut Dieser sowie sein Stellvertreter in diesem Amt, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, verantworten und auf ein breiteres Fundament stellen (O|N berichtete am Mittwoch ausführlich). Am Donnerstagnachmittag informierten Konferenz-Vorsitzender Bischof Dr. Georg Bätzing und Generalsekretärin Dr. Beate Gilles die Presse über die Ergebnisse der viertägigen Gespräche. 

Auf dem Weg zur Pressekonferenz: Bischof Dr. Georg Bätzing und Generalsekretärin ...Fotos: Carina Jirsch

Zum Auftakt des Treffens am Montag hatte Bätzing die katholischen Oberhirten auf liberale Reformen eingeschworen - und sich dabei überzeugt gezeigt, dass eine "sehr deutliche Mehrheit" der Bischöfe den Reformkurs unterstütze. Vorausgegangen war ein Abstimmungseklat bei der 4. Synodalversammlung in Frankfurt/Main, bei der ein grundlegender Text zur katholischen Sexualmoral die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe verfehlte.

Vor der Presse formulierte Bätzing am Donnerstag mehrfach, dass intensiv und höchst differenziert debattiert worden sei. Es sei wichtig, gegensätzliche Meinungen zu haben, aber dennoch nicht einzeln zu agieren. Der "Synodale Weg" sei auf Dauer gestellt, zumal Fragen wie Frauen in Entscheidungspositionen, von Geschlechtlichkeit und Partnerschaft, Homosexualität und Gewaltenteilung nicht nur die katholische Kirche in Deutschland, sondern die Weltkirche beträfen. Wörtlich sagte Bätzing: "Wir haben einen Konsens, dass wir einen Dissens haben". Die Meinungsverschiedenheiten seien "auszuhalten, ohne dass wir als Weggemeinschaft auseinanderfallen". Man wolle, dass der "Synodale Weg" zu einem erfolgreichen Ziel komme. 

Zumal im November der sogenannte  "Ad-limina-Besuch" in Rom anstehe, wo man für den "Synodalen Weg" werben wolle. Bätzing: "Es ist uns Bischöfen ein Anliegen, die wichtigen Texte des ,Synodalen Weges' in die Gespräche in Rom einzubringen, zu erläutern und um Verständnis zu werben". 

Scharfe Kritik an Kurienkardinal

Klare Worte wählte Bätzing in Richtung des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch. Dieser hatte in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" Stellung zur Debatte um den "Synodalen Weg" genommen und wörtlich gesagt: "Diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die sogenannten 'Deutschen Christen' Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben."

Dies sei eine "völlig inakzeptable Entgleisung", so Bätzing, die Vollversammlung habe mit Entsetzen reagiert. Er, so der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz, fordere eine umgehende öffentliche Entschuldigung und werde sich ansonsten offiziell bei Papst Franziskus über Koch beschweren. Wörtlich sagte Bätzing: "Aus diesen Worten spricht die pure Angst, dass sich etwas bewegt. Aber ich kann versprechen, es wird sich etwas bewegen!"

Am Abend teilte Matthias Kopp, Pressesprecher der  Deutschen Katholischen Bischofskonferenz, Folgendes mit: "Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, hat heute bei der Pressekonferenz in Fulda eine Entschuldigung von Kardinal Kurt Koch aufgrund einer von ihm getätigten Interviewäußerung gefordert. Kardinal Koch hat Bischof Bätzing heute Abend geschrieben. Der Vorsitzende wird die Antwort von Kardinal Koch lesen und sich derzeit nicht äußern."

Mit dabei Pressesprecher Matthias Kopp (links).

Was die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und die Neustrukturierung angeht, so dankte Bätzing ausdrücklich dem bisherigen Beauftragten Bischof Dr. Stephan Ackermann für dessen zwölfjähriges Engagement. Dieses sei selbstkritisch und unermüdlich gewesen, Ackermann "Motor, mitunter unangenehmer Mahner und Werber". Es gelte weiterhin, ehrlich mit den Vorgängen in der Vergangenheit umzugehen, um besonders Kindern und Jugendlichen eine sichere Zukunft in der Kirche bieten zu können. 

Abschließend ging Bätzing noch auf die Themen "Assistierter Suizid" und Ukraine-Krieg ein:  "Aus tiefer christlicher Überzeugung" halte man den Suizid und damit auch die Suizidassistenz nicht für den richtigen Weg, um mit Krisen, schweren und belastenden Lebenssituationen und mit dem Sterben umzugehen. Der Förderung der Suizidprävention komme im Hinblick auf den weiteren Umgang mit dieser Problematik eine Schlüsselstellung zu. 

Bezüglich des kriegerischen Konflikts in der Ukraine unterstrich der Limburger Bischof, dass es absolut geboten sei, die Ukraine bei der Verteidigung ihres Landes, ihrer Unabhängigkeit, auch bei der Verteidigung der europäischen Sicherheitsarchitektur und Werte, weiterhin und langfristig zu unterstützen. Um diese Unterstützung durchzuhalten und die Belastungen zu schultern, brauche es starke Solidarität auch in unserer Gesellschaft. Die Zusagen des Sozialstaats müssten durchgesetzt und eingehalten werden. "Unser Augenmerk sollte dabei ganz besonders dem unteren Rand der Gesellschaft und der unteren Mittelschicht gelten. Grundsicherung, Wohngeld und Kinderzuschlag sind zentrale Elemente, um soziale Härten abzufedern". (Bertram Lenz) +++

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