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Volle Gassen, volle Café: Das ist das Ziel von verkaufsoffenen Sonntagen - Archivbilder: O|N/Stefanie Harth, Gerhard Manns und Christopher Marth

BAD HERSFELD Verkaufsoffener Sonntag gekippt

Stadtmarketingverein ist entrüstet: Schulterschluss folgt auf Wut und Frust

22.04.23 - Empörung und Wut über die durch die Gewerkschaft Verdi erzwungene gerichtliche Absage des für den 23. April geplanten verkaufsoffenen Sonntags in Bad Hersfeld erweitern sich um kämpferische Gegenwehr.

Aus einer Pressemitteilung des Stadtmarketingvereins Bad Hersfeld (SMV) wird deutlich, dass die örtliche Händlerschaft bereit ist, sich in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gegen unverständliche Angriffe Dritter, die Folgen des Online-Handels und grundsätzliche Problematiken für die Zukunft der Innenstädte zu stemmen.Wichtig: Die Veranstaltungen der Museums- und Erlebnisnacht und Tourist in der eigenen Stadt sind von dem Verbot nicht betroffen (mehr zu den Veranstaltungen siehe in der Übersicht unterhalb des Artikels oder: Museums- und Erlebnisnacht .

Der Vorstand des SMV ist entrüstet über das neuerlich gerichtlich verfügte Verbot eines Einkaufssonntages. Heftige Kritik äußert der Verein am Verhalten der Gewerkschaft Verdi, die auf eine Rücknahme der von der Stadt Bad Hersfeld genehmigten Veranstaltung geklagt hatte. In der Erklärung wird Verdi "Borniertheit und Prinzipienreiterei" vorgeworfen.

"Damit ist niemandem geholfen"

Matthias Laufer-Klitsch (Juwelier Laufer)

Es passe traurig ins Bild, "dass Verdi pauschal wegen des vermeintlichen Schutzes der Beschäftigten verantwortlich abgestimmte Konzepte in unserer Stadt mit Hilfe einer auswärtigen Rechtsanwaltskanzlei aushebelt. Damit ist niemandem geholfen, so kommen unsere Innenstädte unter die Räder", betont Matthias Laufer-Klitsch als stellvertretender Vorsitzender des Stadtmarketingvereins. Es sei ein "Schlag ins Gesicht für all jene, die Bad Hersfeld attraktiv und lebenswert weiterentwickeln wollen." In diesem Zusammenhang sichert der SMV Bürgermeisterin Anke Hofmann und der Stadtverwaltung einen noch engeren Schulterschluss für die zukünftige Zusammenarbeit zu.

Jörg Markert ist Manager der City Galerie

"Verkaufsoffene Sonntage beleben die Innenstädte, sie ermöglichen dringend benötigte Umsätze und sie helfen dem Handel im harten Wettbewerb mit der Online-Konkurrenz", verdeutlicht der SMV-Vorstand in seiner Erklärung, in der auch auf die Interessenlage der Beschäftigten in der Innenstadt verwiesen wird: "Für einen verkaufsoffenen Sonntag werden nie 100 Prozent der Kräfte gebraucht, daher können die Händler immer auf Freiwillige setzen. Diese schätzen die Sonntagszuschläge und vor allem den Zeitausgleich. Konkret bedeutet die Gerichtsentscheidung, dass nun aus Personalplänen freie Tage wieder gestrichen werden müssen. Das sind verlängerte Wochenenden, die wegfallen, Brückentage, die nicht genommen werden können, Urlaubstage, die nun herhalten müssen, um Dinge zu erledigen, die man sonntags nicht erledigen kann. Eine Gewerkschaft, die so agiert, muss sich fragen lassen, ob die Interessen der Beschäftigten tatsächlich im Vordergrund stehen."

Ziel: Vernünftige Veränderungen

Der Linggplatz und die Stadtkirche im Hintergrund

Gerichtliche Entscheidungen seien zu respektieren, die derzeit geltende gesetzliche Lage in Hessen sei allerdings aus der Zeit gefallen, heißt es weiter. Der Vorstand sieht den Stadtmarketingverein in der Pflicht beim Thema Ladenöffnungsgesetz jeden möglichen öffentlichen und an den Gesetzgeber gerichteten Druck zu entfalten, um vernünftige Veränderungen zu bewirken. Dies bedeute, dass es möglich sein müsse, im Interesse der Stadtentwicklung wenigstens vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr verlässlich planen zu können, wenn diese durch den Magistrat genehmigt worden und dann unangreifbar auch tatsächlich rechtssicher seien.

Seiner Mitteilung fügt der Stadtmarketingverein einige kritische Stellungnahmen an. So erklärt Optikerin Diana Lack: "Verdi sollte nicht an dem Ast sägen, auf dem die Angestellten sitzen. Es geht doch nicht um generelle Sonntagsarbeit, gegen die Verdi eine vermeintliche Schlacht schlägt. Ein verkaufsoffener Sonntag bis vier Mal im Jahr wäre für alle Beteiligten Balsam auf die Seele. Verdi ist nicht wirklich für seine Mitglieder da, sonst würde die Gewerkschaft konstruktiv mitwirken."

Auch das Team vom Weltladen bezieht Stellung. Verkaufsoffene Sonntage seien wichtig, "um die Innenstädte attraktiv zu gestalten und Familien die Gelegenheit zu geben, ohne Hektik des Alltags einkaufen zu können. Die Klage von Verdi ist für uns nicht nachvollziehbar, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Läden Sonntagszuschlag und Freizeitausgleich erhalten. Die Arbeitsplätze vieler Einzelhandelskaufleute können auf diese Weise auch gesichert werden."

"Wir kämpfen ums nackte Überleben"

Auch Michael Klöppner vom Reisebüro Solatour bringt den Aspekt ein, dass sonntags entspannte Beratungsgespräche möglich wären, überdies bestehe "so die große Chance, auch potentielle Kunden aus dem Umland für Bad Hersfeld zu begeistern. Wenn wir gegen den Internethandel ankommen wollen, müssen wir mehr bieten, als die normalen Öffnungszeiten. Das muss Verdi auch klar sein, sonst gibt es bald keine regionalen Geschäfte mehr."

Steuerberater Tilman Schuß fasst in einem Satz zusammen: "Leider spiegelt die Haltung von Verdi das fehlende Verständnis für die wirtschaftliche Situation des Einzelhandels und der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland wider." Und ebenso knapp bringt es Kornelia Sperlich von City Bags auf den Punkt: "Wir kämpfen ums nackte Überleben; ich habe kein Verständnis für die Verhinderung des verkaufsoffenen Sonntags durch Verdi!" (pm) +++

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