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Das Neubaugebiet Über der Stedtemühle II ist bereits erschlossen - Fotos: Hans-Hubertus Braune

HEF-ROF O|N fragt vor Ort: Niederaula

Bauen und Wohnen im Vergleich: "Sehr hohe Nachfrage nach Wohnraum"

04.09.23 - Das Leben in den Großstädten ist nahezu unbezahlbar. Auch in den Speckgürteln ist es für den Normalverdiener kaum möglich, ein Eigenheim zu bauen oder zu kaufen. Gerade in Zeiten der Inflation. Auch deshalb ist die Variante, aufs Dorf zu ziehen, in den vergangenen Jahren vermehrt in Mode gekommen.

Zumal der "Life"-Faktor einige Vorteile bietet. Die Nähe zur Natur etwa. Doch wie sieht es mit der Infrastruktur aus? Damit ist auch die Verkehrsanbindung gemeint. Viel mehr aber das Bau- und Wohnungsangebot. Gibt es Baugebiete, und was kosten sie? Oder Mietwohnungen? Wie ist die Energieversorgung aufgebaut und gibt es schnelles Internet?

Wir haben speziell in mehreren unterschiedlichen Kommunen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg nachgefragt. Es zeigt sich: Die hohen Kosten sorgen für eine Zurückhaltung bei der Nachfrage. Die Rathaus-Chefs sehen hier erheblichen Verbesserungsbedarf der überregionalen Politik, gerade in Berlin. Das schnelle Internet mit Glasfaser kennt ein Großteil der Bevölkerung lediglich aus der Werbung oder den politischen Sonntagsreden. In Wahrheit herrscht in den meisten Kommunen Schneckentempo beim Ausbau - egal welcher Anbieter am Werk ist.

Nach Wildeck folgt nun Niederaula. Knapp 5.500 Menschen leben dort in den insgesamt acht Ortsteilen. Die Autobahnen A 5 und A 7 führen durch die Gemeinde, das Hattenbacher Dreieck ist jedem Autofahrer ein Begriff. Die Kreisstadt Bad Hersfeld ist elf Kilometer entfernt und mit den regionalen und überregionalen (X33) Buslinien gut erreichbar. Über die Autobahnen A 4 und A 5 und die Eisenbahnstrecke sind die Zentren wie Frankfurt am Main und Erfurt mit rund eineinhalb Stunden Fahrtzeit recht zügig erreichbar. Vor Ort gibt es neben zwei Lebensmittelmärkten, Metzger und Bäcker mehrere Arztpraxen, Zahnarzt, Optiker, zwei Banken sowie Grund- und Gesamtschule, Kindergärten und eine neue Kinderkrippe.

Nachfolgend die Antworten von Bürgermeister Thomas Rohrbach:

Wie beurteilen Sie die Wohnsituation in Ihrer Kommune? Gibt es freie Bauplätze? Hat sich die Nachfragen verändert, wenn ja, wie?

Bürgermeister Thomas Rohrbach

Es gibt in der Marktgemeinde Niederaula kaum leerstehende Wohnungen. Aufgrund der geschaffenen Arbeitsplätze, der guten geografischen Lage, der vorhandenen guten Infrastruktur und den guten Zukunftsperspektiven in der Marktgemeinde Niederaula ist die Nachfrage nach Wohnraum sehr hoch. Aktuell weisen wir 25 Bauplätze aus, die in Kürze in die Vermarktung gehen. Die Nachfrage ist hoch, allerdings wird nicht jede Familie aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen in der Lage sein, den Traum vom Eigenheim sich zu erfüllen. Weitere 30 Wohneinheiten werden zum Kauf oder zur Miete geschaffen. Ansonsten sind alle kommunalen Bauplätze in den Ortsteilen in den letzten Jahren veräußert worden.

Wie hoch betragen die Kosten für den Grundstückserwerb und Erschließung der Infrastruktur in ihren Neubaugebieten?

Aktuell bieten wir die Bauplätze für 53,15 Euro incl. einem Abschlag für die Straßenerschließung an. In der Endabrechnung wird nach aktueller Schätzung der Bauplatz voll erschlossen zwischen 60,00 und 70,00 Euro kosten.


Gibt es in Ihrer Kommune besondere Beispiele der Nachverdichtung in den Ortskernen?

Wir erhoffen uns durch das Dorfentwicklungsprogramm Impulse. Einzelne Nachverdichtungen sind bereits auf den Weg gebracht, siehe das ehemalige Areal des Hersfelder Hofes, andere Nachverdichtungen sind geplant.


Wie beurteilen Sie die Wohnsituation in Ihrer Kommune hinsichtlich des Angebotes an Mietwohnungen? Ob und wenn ja, wie verändert sich die Nachfrage nach Sozialwohnungen?

Eine gewisse Nachfrage nach Sozialwohnungen ist vorhanden. Die wenigen angebotenen Wohnungen stellen einen bunten Mix dar. Auch bezahlbarer Wohnraum ist vorhanden.


Spielt die Energieversorgung bei entsprechenden Nachfragen von Bauplätzen eine veränderte Rolle? Was können Sie den Interessenten anbieten?

Sicherlich ist dies ein Thema. Die Marktgemeinde Niederaula geht hier voran und hat schön frühzeitig die Weichen für eine Quartiersversorgung durch regenerative Energien geschaffen. Somit werden die geschaffenen Standards sofort erfüllt und die Nutzer haben ein All-inklusive-Paket in diesem Bereich zur Verfügung.


Wie sehen Sie Ihre Kommune in Sachen kommunaler Klimaschutz aufgestellt?

Wir arbeiten daran, allerdings können wir die Welt nicht in kurzer Zeit retten. Auch müssen die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen. In Bezug auf unsere Bestandsimmobilien und die Energiewende haben sind wir mit der EAM eine Energiewendepartnerschaft eingegangen. Hier erhoffen wir uns viele Impulse mit einem kompetenten Partner.


Was muss die Landes- und Bundespolitik aus Ihrer Sicht machen, um die Wirtschaft und damit die Nachfrage anzukurbeln?

Wer Großes vorhat, muss Anreize schaffen. Dies ist meist nur mit Förderprogrammen möglich, die aber auch ihren Preis für die Gesellschaft haben werden.


Wie ist der Stand beim Glasfaserausbau in Ihrer Kommune?

Aktuell baut die TNG die Marktgemeinde Niederaula aus. Wir hoffen, dass in diesem Jahr noch viele Haushalte ans Netz gehen können.

Gibt es Bestrebungen, die kommunale Verkehrsinfrastruktur zu verändern? Dazu zählen Themen wie Bahnanschluss/Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken/Radwege/Busverbindungen/Straßenausbau.

In den vergangenen Jahren haben wir viel Geld in den Straßenausbau gesteckt, sodass bis auf wenige Ausnahmen unsere Straßeninfrastruktur als durchaus gut bezeichnet werden kann. Auch beim Radwegeausbau führen wir aktuell Verbesserungen durch. Sicherlich ist der eine oder andere Aus- oder Neubau noch wünschenswert. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Die Gemeindevertretung hat sich für eine Reaktivierung der Bahnstrecke nach Bad Hersfeld ausgesprochen. Im Rahmen der parlamentarischen Befassung für den Schnellbahnausbau wird es eine Hauptaufgabe der Region sein, den ÖPNV an den Bahnhof Bad Hersfeld mit seinem ICE-Halt zu verbessern. Hier müssen alle Kommunen im Landkreis an einem Strang ziehen, dann bekommen wir das flächendeckend hin.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. (hhb) +++


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