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Mehr als nur Käse: Milchtechnologie bietet viel Abwechslung
25.08.23 - Milch ist einer der wandelbarsten Ausgangsstoffe der Lebensmittelindustrie. Butter, Käse, Joghurt: All das basiert auf Milch. In Pulverform wird sie vorwiegend für Säuglings- und medizinische Spezialnahrung verwendet. Für deren Herstellung sind die Kenntnisse von Milchtechnologen notwendig. Katharina-Sophie Dörr gehört zur neuen Generation eben solcher Experten. Sie ist eine von derzeit fünf Auszubildenden im Bereich Milchtechnologie bei Milupa in Fulda. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS gibt sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag.
Dörr führt gekonnt durch die Sicherheitsschleusen des Betriebs. Overall, Sicherheitsschuhe, Haarnetz anlegen, dann Hände waschen und desinfizieren. Im zweiten Lehrjahr kennt sie die täglichen Vorgänge bereits gut, der Weg in die Hallen ist Routine, die strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften hat sie verinnerlicht. Auch die Mengen, die seit 40 Jahren in Fulda produziert werden, überraschen die Auszubildende längst nicht mehr. Rund 300 verschiedene Produkte stellt der Betrieb her, diese werden aus Osthessen in mehr als 40 Länder auf allen Kontinenten der Welt geliefert.
Einarbeitung erfolgt Schritt für Schritt
"In meinem ersten Lehrjahr habe ich überall mal reingeschaut und ausgeholfen, wo es nötig war. Aktuell arbeite ich in einem der beiden Sprühtürme", sagt Dörr. Hier bedient sie die verschiedenen Anlagen, führt regelmäßig Qualitätskontrollen durch, überwacht den Sprühtrocknungsprozess und unterstützt dabei, aus flüssigen Komponenten das gewünschte Pulverprodukt herzustellen. "Das ist auch für einen Milchtechnologen etwas Besonderes. Nicht jedes Produktionswerk hat einen Sprühturm", weiß sie.
Vor zwei Jahren hat sie an der Max-Eyth-Schule in Alsfeld (Vogelsbergkreis) ihr Abitur mit den Schwerpunkten Englisch und Ernährung abgelegt. Nach einem Jahr Pause entschied sie sich für die Ausbildung zur Milchtechnologin. Informiert hat sie sich vor allem im Internet über den Beruf, das Vorstellungsgespräch überzeugte sie schließlich vollständig. "Ich wollte einen Job mit Abwechslung und bei dem die Arbeit vielseitig ist. Das habe ich mit der Milupa gefunden", gibt Dörr Einblick.
Zuvor hatte sie andere Vorstellungen zu dem Alltag im Betrieb. Die Realität hat sie positiv überrascht: "Mit uns wird viel kommuniziert, das schätze ich sehr. Auch Auszubildenden wie mir wird viel zugetraut und wir übernehmen verantwortungsvollere Aufgaben". Eigenständiges Arbeiten gehört demnach von Anfang an dazu.
Ein Herz für Milch: Azubis lernen im Allgäu
Zusätzlich zu ihrem Einsatz im Milupa Werk Fulda besucht sie eine Berufsschule in Wangen im Allgäu. "Da, wo andere Urlaub machen", erwähnt sie und lacht. Dort lernt Dörr neben viel Theorie auch Praktisches. "Wir haben eine Lehrwerkstatt. Hier können wir unser Erlerntes gleich mal in der Praxis testen und uns ausprobieren. Natürlich ist es immer schön, wenn das Produkt am Ende dann so wird wie erwartet. Doch wenn nicht, dann ist es auch einfach spannend zu erfahren, wie und
warum das Produkt am Ende nicht die gewünschte Qualität hat und wie wir das zukünftig besser machen können.", erzählt sie. Deswegen begeistert sie dieser Teil der Ausbildung besonders.
Im Oktober steht für sie bereits die Zwischenprüfung an. Der Unterricht sei anspruchsvoll und komplex und es braucht Eingewöhnungszeit, berichtet Dörr: "Die erste Klausur kann schwer sein, aber danach hat man sich an das Pensum und das Lerntempo gewöhnt". Die Lehrkräfte in der Schule haben langjährige Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen der Milchwirtschaft. Als Experten geben sie ihr umfangreiches Wissen bestmöglich a die Auszubildenden weiter.
Interessante Prozesse treffen auf angenehmes Arbeitsklima
Für den Beruf sind einige Fähigkeiten relevant. So braucht es neben handwerklichem Geschick und technischem Können auch naturwissenschaftliches Wissen, Sorgfalt und Teamfähigkeit. "Ich verstehe mich gut mit meinen Kollegen, sowohl an der Arbeit als auch in der Schule", so Dörr. Ein gutes Arbeitsklima war ihr gleich zu Beginn wichtig und ist dementsprechend zufrieden: "Ich fühle mich gut aufgehoben, der Umgang miteinander ist unglaublich. Wenn man Fragen hat, kann man sie immer stellen", berichtet sie aus der Praxis.
In der Zukunft stehen ihr als ausgebildete Milchtechnologin viele Türen offen. So sind Weiterbildungen auch in Form eines Studiums möglich. Ihre Kenntnisse sind auch in Entwicklung, Forschung und Pharmazie relevant. Wichtig bleibt ihr, dass sie die Arbeit weiterhin genießt. "Meine Aufgaben sind eine schöne Mischung. Es kann auch mal anstrengend sein, aber das macht es so interessant!", sagt Dörr. Sie ist froh, sich für die Ausbildung zur Milchtechnologin entschieden zu haben. (Julia Mondry) +++