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Hand anlegen für die Zukunft: Zwischen Rohren, Kabeln und ganz viel Technik
30.08.23 - Der Traum von den eigenen vier Wänden begeistert viele Menschen. Doch was sich alles hinter ordentlich verputzten Wänden oder einem funktionstüchtigen Bad versteckt, wissen nur wenige. Doch erst Anlagemechaniker und Elektriker machen das Gebäude zu einem Heim, in dem man sich ausruhen und entspannen kann.
OSTHESSEN|NEWS lernte drei Nachwuchslehrlinge kennen. Laurin Frischkorn ist 15, Felix Hämel 16 Jahre alt, beide begannen Anfang August die Ausbildung zum Anlagemechaniker bei Fehl + Sohn in Freiensteinau (Vogelsbergkreis). Die Azubis sammelten noch während der Schulzeit durch Ferienjobs erste Erfahrungen in diesem Bereich. Die gewonnenen Eindrücke überzeugten sie und so bewarben sie sich nur kurze Zeit später um einen Ausbildungsplatz.
Viel Abwechslung durch Außenaufträge "Ich wollte einen Beruf, bei dem ich am Ende sehen kann, was ich gemacht habe", erklärt Frischkorn seine Entscheidung für die Ausbildung. Hämel sieht das ebenso: "Auf der Baustelle sieht man den Fortschritt und der bleibt jahrelang bestehen. Das ist eine starke Motivation". Frischkorn schnupperte vorher auch in andere handwerkliche Berufe, jedoch überzeugte ihn die Anlagemechanik am meisten. "Man kann hier immer etwas Neues lernen. Technik bietet Veränderungen und das macht die Arbeit so interessant", sagt er.
Für seinen neuen Kollegen spielte auch der Standort eine Rolle: "Ich wollte hier etwas anfangen und nicht so weit weg. So kommt man schon rum, aber am Ende des Tages ist man immer noch zu Hause". Ein Arbeitsleben am Schreibtisch konnte sich keiner von ihnen vorstellen. "Ich habe schon als Kind viel Handwerkliches gemacht. Für mich stand früh fest, dass ich das auch im Beruf machen will", erinnert er sich.
Zukunftstechnologien werden nicht zum Hindernis
Eines der wichtigsten Kriterien war für sie, dass ihr Berufsleben voller Abwechslung steckt: "Wir beschäftigen uns mit unterschiedlichen Rohrsystemen und Techniken, da gibt es ganz viel. Dazu kommen heute natürlich auch die Auflagen der Politik. Es ist eine gute Mischung aus Abwechslung und Routine, das macht den Job aus", weiß Hämel.Ein weiterer wichtiger Punkt war für die neuen Azubis auch das Arbeitsklima. Während ihrer Ferienjobs lernten sie die Belegschaft kennen: "Es wurde uns gleich das Du angeboten und jeder ist immer bereit, deine Fragen zu beantworten. Egal, wie oft man fragt", berichtet Frischkorn. Diesen Eindruck bestätigt Hämel: "Wir werden hier als Azubis sehr gut behandelt. Sie nehmen sich Zeit für uns, auch wenn sie nicht für die Auszubildenden verantwortlich sind."
An der "Lehrlingswand" können sie die Theorie aus der Schule und die Praxis von der Baustelle zusammenführen. Hier werden Rohrleitungen, Anschlüsse und vieles weiteres simuliert, die Lehrlinge schrauben und bohren fleißig, bis alles passt. Hier lernen sie später auch für ihre Prüfungen - und das ohne zeitlichen Druck.
Vielseitige Arbeit statt eintönigem Alltag
Bisher erhielten sie auf Baustellen Einblicke in viele Arbeitsbereiche: Ob Kesseltausch, Endmontage oder Wärmepumpe - die Neuazubis sind mitten drin. Dafür sind selbstverständlich technisches Verständnis sowie Mathematik und Physik unerlässlich. In der Schule in Gelnhausen werden sie dies lernen."Es ist schon auch anstrengend, wenn man viel im Knien arbeitet. Das hätte ich mir vor zwei Jahren auch nicht vorstellen können, aber jetzt macht es mir viel Spaß", sagt Hämel. Besonderheiten wie die Lehrlingswand oder Bonus-Aktionen spornen die beiden an. Doch auch wenn es mal nicht läuft: "Man erhält immer die Chancen und die Hilfe, die man braucht. Egal, ob man in der Schule der Klassenbeste war oder Probleme hatte. Es kommt darauf an, ob man sich für die Arbeit interessiert", erklärt Hämel.
Nach der Ausbildung würden beide gerne in ihrem Betrieb bleiben.
Nicht nur Steckdosen: Smarthome und Co. gehören auch dazu
Einen anderen Weg ist David Karpavicius gegangen. Der 36-Jährige macht nach einem Jahr Aushilfstätigkeit in der Firma nun eine Umschulung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik. "Mich interessiert alles rund um den Hausbau. Und hier kann ich alles lernen, von Anfang bis Ende", sagt er gegenüber O|N.Auch er wird eine Schule besuchen, jedoch im Vogelsberg. "Ich merke, dass mir die Arbeit wirklich gefällt. Man ist immer in Bewegung. Jetzt will ich alles kennenlernen, auch die Theorie", erklärt er motiviert. Dabei warten technische Herausforderungen auf ihn. Neuheiten wie Smarthome-Installationen sind komplex und erfordern neben Feingefühl ein umfangreiches technisches Verständnis.
Alle drei lernen, die Häuser der Zukunft wohnlich, praktisch und funktionstüchtig zu machen. Dabei greift eine Sparte nahtlos in die andere über, bis alles einzugsbereit ist. (Julia Mondry) +++