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Machbarkeitsstudie für St. Ulrich-Kirche: Das soll aus dem Gotteshaus werden
29.11.23 - Die Zukunft der St. Ulrich-Kirche in Hünfeld beschäftigt seit Langem sehr viele Menschen - weit über die Grenzen der katholischen Pfarrgemeinde im Nordend der Konrad-Zuse-Stadt hinaus. Weil unter anderem der Gottesdienstbesuch immer schwächer wird und die Anzahl der Gläubigen zurückgeht, soll die in den frühen 1960er-Jahren erbaute Kirche "profaniert" - entweiht - werden. Ähnlich übrigens wie vor Kurzem die "Heilig-Geist-Kirche" in Angersbach.
Am Montagabend nun haben sich die Hünfelder Stadtverordneten mit einer "Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Pfarrzentrums St. Ulrich" befasst und diese zur Kenntnis genommen. Die Ausarbeitung soll jetzt der katholischen Kirchengemeinde "Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land" übergeben werden. Danach habe die Kirche "mit dieser Studie nunmehr die Möglichkeit, einen Investor zu suchen und die Weiternutzung des Gebäudekomplexes voranzutreiben. Die Stadt Hünfeld kann hierbei nach Möglichkeit und Erfordernis weiterhin unterstützen".
Wie es in der Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung heißt, zählt die Kirchengemeinde St. Ulrich etwa 1.200 Mitglieder. Räumlich gesehen könnten die Kirche und das direkte Umfeld als Quartiersmitte betrachtet werden, "funktional aber wird die Kirche dieser Rolle nicht mehr gerecht". Der Kirchenraum und das Pfarrheim seien nicht mehr voll ausgelastet, da sich die Mitgliederzahl in den letzten Jahren stark verringert habe - beschleunigt nochmals durch die Corona-Pandemie.
Durch das beauftragte Planungsbüro "ZWO16 Architekten + Ingenieure Reum Heumüller GbR" aus Geisa wurden mögliche Potenziale für den Gesamtkomplex erarbeitet, die den Quartiersmittelpunkt entwickeln könnten. Die Gesamtkosten für die Machbarkeitsstudie belaufen sich auf 24.591,76 Euro, und im Rahmen des Programms "Sozialer Zusammenhalt" sei von einer Förderung in Höhe von rund 8.000 Euro auszugehen. Um die Kirche zu entlasten, sei in den Vorgesprächen durch die Stadt Hünfeld zugesagt worden, den nicht durch Fördermittel gedeckten Anteil zu finanzieren, demnach rund 16.500 Euro.
Variante "Ausbildungsbegleitendes Wohnen"
Verwiesen wurde auf den beigefügten Abschlussbericht zur Machbarkeitsstudie, erstellt durch das erwähnte Planungsbüro "ZWO16 Architekten + Ingenieure Reum Heumüller GbR" aus Geisa. Darin heißt es unter anderem: Die Wahl der Variante "Ausbildungsbegleitendes Wohnen" basiere auf dem Ziel, eine nachhaltige, vielfältige und zukunftsorientierte Nutzung des Kirchengebäudes St. Ulrich zu erreichen. "Die Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Auszubildenden und die Integration von inklusiven Elementen tragen dazu bei, das Gebäude zu einem dynamischen und sinnvollen Bestandteil der Gemeinschaft zu machen. Diese Wahl ist das Ergebnis einer gründlichen Analyse und Planung, die die langfristigen Vorteile für die Gemeinde und die umliegende Region berücksichtigt. Diese Vorzugsvariante wird nicht nur den aktuellen Bedürfnissen gerecht wird, sondern auch eine nachhaltige und zukunftsweisende Nutzung des Kirchengebäudes ermöglicht".
Die Entscheidung für die Vorzugsvariante "Ausbildungsbegleitendes Wohnen" für das Umnutzungskonzept des Kirchengebäudes St. Ulrich basiere auf einer umfassenden Analyse und folgenden Faktoren:
Mangel an Auszubildendenwohnungen: Die Situation auf dem Wohnungsmarkt für Auszubildende ist eine große Herausforderung. Der Mangel an adäquaten Wohnungen könne dazu führen, dass junge Menschen Schwierigkeiten haben, in der Nähe ihres Ausbildungsbetriebs geeigneten Wohnraum zu finden. Die Umnutzung des Kirchengebäudes zu Auszubildendenwohnungen trage dazu bei, diese Angebotslücke zu schließen und jungen Menschen eine wohnortnahe und erschwingliche Unterkunft zu bieten.
Nachhaltige Mobilität: Viele Auszubildende haben kein eigenes Auto und ihre Mobilität hänge oft von öffentlichen Verkehrsmitteln oder alternativen Fortbewegungsmitteln ab. Die Nähe der Auszubildendenwohnungen zu den Ausbildungsbetrieben reduziere die Notwendigkeit des Individualverkehrs und trage somit nicht zu einer erhöhten Verkehrsbelastung im Quartier bei.
Gemeinschaftsflächen mit Mehrwert: Die vorgesehene Nutzung der Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss als Café, Repaircafé und Workshopfläche bieten sowohl den Auszubildenden als auch der Gemeinde einen Mehrwert. Diese Räume können nicht nur sozialen Austausch und Kooperation fördern, sondern auch eine Plattform für interdisziplinäres Lernen und Skill-Sharing bieten. Die Gemeinschaftsflächen werden zu einem "vitalen Zentrum für Wissensaustausch und Zusammenarbeit".
Die weiteren Überlegungen sollen in enger Abstimmung gerade auch mit der Denkmalschutzbehörde erfolgen, denn: "Es ist davon auszugehen, dass diese großen Wert darauf legt, dass die historische Substanz und die baulichen Merkmale der Kirche gewahrt bleiben". Alle Umbauten müssten den Denkmalschutzvorschriften entsprechen, um die kulturelle Bedeutung des Gebäudes zu unterstreichen. (Bertram Lenz) +++