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Junge wieder da: Genau deshalb ist das Ehrenamt so unglaublich wichtig
06.02.24 - Es ist Sonntagabend. Die Menschen machen es sich auf ihrer Couch bequem, der örtliche Dönerladen hat Hochbetrieb und im Fernsehen gibt's Sportschau und Tatort. Ein ganz "normaler" Ausklang des Wochenendes eben. Dann aber schrillen bei einigen Menschen die Melder. In Oberellenbach wird ein zweijähriger Junge vermisst. Er war mit seinem Vater im Wald unterwegs, plötzlich ist der Junge verschwunden.
Draußen ist es diesig, nass und ungemütlich - und es ist bereits dunkel. Gedanken schießen durch den Kopf: "Was ist passiert?" Die Männer und Frauen der Hilfs- und Rettungsorganisationen lassen alles stehen und liegen. Sie funktionieren ab sofort. Alles ist unwichtig, nur der Junge zählt.
Die Taucher schnappen sich ihre Ausrüstung, die Rettungshundestaffeln bringen ihre Vierbeiner in die Transporter, die Feuerwehren eilen zum Treffpunkt in Oberellenbach. Auch die Piloten von Drohnen fliegen sozusagen sofort los. Ein Hubschrauber kann wegen des Wetters nicht abheben. Zwischen 200 und 300 Menschen sind es, die an diesem Sonntagabend alles geben, um den Jungen zu finden.
Alle arbeiten Hand in Hand
Im örtlichen Freizeitheim wird eine Leitstelle eingerichtet, von hier aus wird der Einsatz koordiniert. Hinter jeder einzelnen Einsatzkraft steckt jede Menge Zeit, die in die jeweilige Ausbildung gesteckt wird. Sie trainieren regelmäßig, bilden sich weiter. Niemand wird von alleine Taucher, Hundeführerin, Feuerwehrmann, Drohnenpilot, Führungskraft oder Mitglied von Betreuungszügen.Auch bei diesem Einsatz zeigt sich, wie schnell und professionell alle Organisationen trotz ihrer unterschiedlichen Aufgaben zu einer Einheit zusammenwachsen. Die hauptamtlichen Kräfte etwa der Polizei, Kommune, Kirche und Behörden wissen genau: Sie können sich auf die Unterstützung der Ehrenamtlichen verlassen. Sie alle sind wichtig. Ihnen gelingt es gemeinsam, den Jungen nach rund sieben Stunden Suche zu finden.
Der kleine Junge war entkräftet, war wohl rund vier Kilometer gelaufen, durchnässt und gefroren hat er sicher auch. Trotzdem: Er ist wohlauf und überglücklich, dass ihm geholfen wurde. "Er hat viel geredet, war wohlauf und froh", wird die Polizeisprecherin Esther Jaekel auf hessenschau.de zitiert.
Dankesworte von Polizeipräsident Michael Tegethoff
Osthessens Polizeipräsident Michael Tegethoff fasst die Situation am nächsten Tag treffend zusammen: "Diese Nachricht hat nicht nur bei den Eltern und Angehörigen, sondern bei allen für große Erleichterung gesorgt. Auch mir als Familienvater geht ein solches Ereignis sehr nahe. Umso mehr freue ich mich über den erfolgreichen Abschluss der Suchmaßnahmen, die Ausdruck des hervorragenden Zusammenspiels zwischen allen Beteiligten sind und für die Hilfsbereitschaft und Leistungsfähigkeit unserer Region stehen. Es ist mir ein großes Anliegen, mich bei allen Einsatzkräften und Bürgern für Ihren Einsatz am gestrigen Tag herzlich zu bedanken. Bleibt zu hoffen, dass der kleine Georg und seine Familie das Erlebte gut verarbeiten können", schreibt Tegethoff.
Auch Bürgermeister Dr. Andreas Brethauer (SPD) ist glücklich und dankt den vielen Einsatzkräften. Er ist selbst vor drei Wochen Vater geworden und will sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn das eigene Kind betroffen ist. "Natürlich ist es meine Aufgabe, Ruhe zu bewahren", sagt Brethauer. Er habe bei der Organisation unterstützt und als die Nachricht kam, dass der Junge wohlbehalten auf einem Feldweg liegend gefunden wurde, "sind auch mir riesige Steine vom Herzen gefallen".
Ehrenamtlich engagieren? - Das will ich auch
All die Helferinnen und Helfer konnten kurz vor Mitternacht ihre Sachen einpacken und nach Hause fahren. Die Hunde haben sicher Leckerlis bekommen, die Ausrüstungen werden auf Vordermann gebracht. Der Tatort ist längst gelaufen und das Essen kalt. Völlig egal, denn diese Menschen machen das Ehrenamt aus, welches unsere Gesellschaft zusammenhält. Wenn sie gebraucht werden, sind sie da, während andere gemütlich auf ihrer Couch liegenbleiben. Vielleicht kommt ja die Idee auf: "Mensch, vielleicht kann ich mich auch engagieren?"Stellen Sie sich mal vor, wie glücklich der kleine Georg geschaut haben wird, als er gefunden wurde. Mehr Lohn kann es nicht geben. (Hans-Hubertus Braune)
Übersicht zu den eingesetzten Einheiten
Wir möchten gerne alle Hilfs- und Rettungsorganisationen nennen. Falls wir eine Einheit vergessen haben, zögern Sie nicht, uns zu schreiben an [email protected].
- Feuerwehr Alheim (Baumbach, Heinebach, Niederellenbach, Niedergude, Oberellenbach und Sterkelshausen) mit 98 Einsatzkräften
- Feuerwehr Bad Hersfeld (Taucher) mit elf Einsatzkräften
- DLRG Bebra (Wasserrettung) mit sechs Einsatzkräften
- Feuerwehr Rotenburg (Braach) mit sieben Einsatzkräften
- Feuerwehr Ludwigsau mit vier Einsatzkräften
- HessenForst mit zwei Personen
- Technische Einsatzleitung Landkreis Hersfeld-Rotenburg (ELW 2, GW IuK) mit 20 Einsatzkräften
- Notfallseelsorge mit zwei Personen
- Rettungshundestaffel Vogelsberg, Werra-Meißner, DRK Rotenburg und DLRG Bebra mit einem Mantrailer, 23 Flächensuchhunden und 40 Einsatzkräften
- DRK Hersfeld-Rotenburg (Ortsvereinigung Obersuhl) mit fünf Einsatzkräften.
- Drohnenstaffel DRK Hersfeld-Rotenburg Ortsvereinigung Weiterode mit acht Einsatzkräften, Feuerwehr Drohnenstaffel Bebra-Gilfershausen drei Einsatzkräfte, Drohnenstaffel BRH Werra-Meisner vier Einsatzkräfte.
- DRK Hersfeld-Rotenburg (Ortsvereinigung Obersuhl) mit fünf Einsatzkräften.
- Veritas Rettungshundestaffel 6 Einsatzkräfte.
- DRK Hersfeld-Rotenburg Ortsvereinigung Rotenburg KatS-RTW 3 Einsatzkräfte.
- DRK Rettungsdienst Waldhessen ein RTW 2 Einsatzkräfte.
- Fachberater THW.
- Fachberater DLRG.
- Kreisbrandinspektor, Kreisbrandmeister, Gemeindebrandinspektoren, Bürgermeister.
- 2 Polizeidrohnen.
- 1 Verbindungsperson Bundeswehr Fliegerstaffel Fritzlar.
- Oberellenbacher Bürger die, die Verpflegung der Einsatzkräfte übernommen und sichergestellt haben.
Über die Polizeikräfte habe ich keine genauen Stärkemeldungen. - Zudem waren rund 50 Einsatzkräfte der Polizei aus verschiedenen Stationen der Polizeipräsidien Nordhessen und Osthessen an der Suche beteiligt.
- Nachtrag: "Auch wir, die SuchHundeStaffel Werra-Meißner e.V. haben uns an der Suche nach dem kleinen Georg beteiligt. Wir waren mit 12 Einsatzkräften und Flächensuchhunden vor Ort. Begleitet hat uns unser Kooperationspartner, die SEK des DRK Hessisch Lichtenau. Sie war mit dem Einsatzleitwagen ELW1 und 11 Einsatzkräften vor Ort", schreibt die SuchHundeStaffel Werra-Meißner. +++