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Veranstalter und Verantwortliche der Jobmesse im "Welcome In"-Wohnzimmer - Fotos: Marius Auth

FULDA Im "Welcome In"

Jobmesse für Zugewanderte: "Integration durch Arbeit funktioniert"

23.02.24 - Um Menschen mit Migrationshintergrund im Landkreis Fulda die Orientierung auf dem Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat das Kultur- und Begegnungszentrum "Welcome In" am Donnerstag eine Jobmesse veranstaltet.

Luke Williams, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Fulda (rechts)

Auf die Idee kamen die Wirtschaftsjunioren Fulda, die bereits im November letzten Jahres Neuankömmlinge aus sieben Nationen ins "Wohnzimmer" in der Robert-Kircher-Straße eingeladen hatten, um von deren Problemen zu erfahren. Im Januar wurde auch ein Bewerbungstraining angeboten, allein: "Es mangelte an konkreten Jobangeboten, deswegen haben wir uns mit der Arbeitsagentur und der Hochschule Fulda zusammengetan, um hier ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen", erklärt Luke Williams, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Fulda.

Viele Menschen hätten aus ihren Ursprungsländern eher schlechte Erfahrungen mit Behörden mitgebracht und würden den ausgesprochenen Dienstleistungscharakter deutscher Behörden nicht kennen, erklärt Frank Kamolz, Bereichsleiter der Arbeitsagentur und Koordinator des "Job-Turbos" für Zugewanderte: Auf seinem Laptop gibt er den Hashtag "Zugewanderte" ein, die vorgegeben Filterkriterien finden im Radius von 25 Kilometern rund um den Postleitzahlenbereich allein 192 Jobs. "In der Fachlogistik ohne Kundenkontakt braucht es keine guten Deutschkenntnisse. Arbeitgeber sagen uns: Die Sprachkenntnisse sind häufig nicht so wichtig wie die gute Arbeit - Sprachniveau B1 reicht da."

Frank Kamolz, Bereichsleiter der Arbeitsagentur und Koordinator des "Job-Turbos" ...

Konkrete Stellenangebote für Zugewanderte brachte viele Interessenten zur Jobmesse ...


"Selbstbestimmtes Leben durch Arbeit"

Das sieht auch Ahmad Bayan, Projektleiter von "Menschen im Austausch" im "Welcome In", so: "Integration durch Arbeit funktioniert und ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es sind eher der mangelnde Zugang zum Arbeitsmarkt und die Unkenntnis über Gepflogenheiten und Erfordernisse auf dem Markt, die Zugewanderte hemmen - und natürlich Wohnungen außerhalb des Stadtgebiets, ohne eigenes Auto."

Kamolz, der den "Job-Turbo" für Zugewanderte vor allem wegen Neuankömmlingen aus der Ukraine gezündet hat, erklärt die Dringlichkeit der Integration in den Arbeitsmarkt: "In Hessen werden bis November rund 9.000 Menschen aus der Ukraine ihren Integrationskurs beendet haben, 7.000 bereits im Mai. Im Landkreis Fulda waren im Januar 2024 1.606 erwerbsfähige Ukrainer gemeldet. Unsere Aufgabe ist es, die passenden Unternehmen und Menschen zusammenzubringen - dabei gibt es natürlich Positivbeispiele, wo sich besonders um Integration bemüht wird."

Bewerbungsfotos gab es gleich vor Ort

Ein Internetversandhändler beschäftige inzwischen Mitarbeiter aus 68 Nationen und könne sprachgenaues Onboarding bieten, etliche Logistiker arbeiteten mit Bild-Anleitungen für Mitarbeiter mit Sprachschwierigkeiten. "Durch die aktuelle Situation wurden auch Jobsprachkurse, mit denen man bereits in der Beschäftigung die Sprachkenntnisse verbessern kann, noch mehr auf die Anforderungen angepasst. Unter den Zugewanderten im Landkreis Fulda aus der Ukraine sind 60 Prozent Frauen: Von denen haben viele gemerkt, dass es keinen schnellen Weg zurück ins Heimatland gibt. Allerdings haben wir bereits 500 Menschen aus der Ukraine zu einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung verholfen."

Manchmal hakt es bei der Kompatibiltät von Abschlüssen und Qualifikationen: "Die RhönEnergie war sehr daran interessiert, Menschen aus der Ukraine als Busfahrer für Überlandrouten einzusetzen. Der Führerschein der Klasse D muss allerdings in Deutschland gemacht werden - und zwar auf Deutsch. Dann müssen wir zielgenau darauf hinarbeiten, genau diese Fertigkeiten zu vermitteln", so Kamolz. Ramona Iacob ist bereits seit drei Jahren in Fulda. Weil ihr Mann im Landkreis einen Job gefunden hatte, kam sie mit ihrem Kind aus Rumänien nach. Die gelernte Buchhalterin bräuchte für eine vergleichbare Arbeit in Deutschland eine zweijährige Ausbildung zur Bilanzbuchhalterin - und bessere Deutschkenntnisse: "Ich habe das Sprachniveau B2 erreicht, bräuchte aber realistisch gesehen C1. Ich hatte bereits mehrere Jobs hier - und mangelhaftes Deutsch kostet die Zeit der Arbeitskollegen, die dann alles mehrfach erklären müssen." (mau) +++


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