Im fahrenden ICE eine Scheibe eingeschlagen und rausgesprungen
12.06.24 - Ein ungewöhnlicher und gefährlicher Vorfall hat sich in der Nacht zu Dienstag gegen 23:40 in einem Intercity 272 in der Nähe des Fuldaer Bahnhofs zugetragen. Ein junger Mann, der sich im Zug befand, sollte gerade kontrolliert werden, hatte aber keinen gültigen Fahrschein und konnte sich augenscheinlich auch nicht ausweisen. Um einer Festnahme zu entgehen, reagierte der Kontrollierte völlig unerwartet: Er schlug die Scheibe im ICE ein und stürzte sich dann aus dem fahrenden Zug, um zu flüchten.
Zum Glück war der ICE bei dem Fenstersprung des Flüchtenden nicht mehr in vollem Tempo unterwegs, weil er sich auf der Einfahrt zum Bahnhof Fulda befand und bereits die Geschwindigkeit gedrosselt hatte. Der Lokführer leitete sofort eine Notbremsung ein, die zuständige Bundespolizei wurde informiert und veranlasste eine Fahndung nach dem Mann.
Mittlerweile hat die Polizei weitere Einzelheiten des ungewöhnlichen Falls veröffentlicht. "Am späten Abend des 10. Juni kam es zu einem dramatischen Zwischenfall im ICE 272 von Fulda nach Kassel. Gegen 23:00 Uhr schlug ein Mann mit unbekannter Staatsangehörigkeit während der vom Zugpersonal durchgeführten Ticketkontrolle mit einem Notfallhammer das Fenster des Zuges ein. Der Zug befand sich zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Bahnhof in Fulda. Nach ersten Ermittlungen der Bundespolizei in Fulda wollte er sich vermutlich der Kontrolle durch die Polizei entziehen.
Mit dem Nothammer Scheibe eingeschlagen
Der Täter versuchte anschließend, die Tür ebenfalls mit dem Hammer einzuschlagen, schaffte es jedoch nur, ein großes Loch in das Fenster im Wagon 1 des ICE zu schlagen, das groß genug war, um hindurchzuklettern. Dabei zog er sich leichte Verletzungen zu. Trotz einer sofort eingeleiteten Nahbereichsfahndung durch die Polizei konnte der Mann nicht gefasst werden. Er flüchtete auf freier Strecke durch die Gleise, wenige hundert Meter vor der Einfahrt in den Bahnhof Fulda."
Die Zugbegleiter hatten bereits im Vorfeld einige Informationen über die Person gesammelt und führten eine Personenüberprüfung im Rahmen einer Fahrscheinkontrolle durch. Es stellte sich heraus, dass der Mann ohne gültiges Ticket in den ICE gestiegen war.
Das Zugpersonal betätigte die Notbremse, nachdem das Fenster eingeschlagen wurde. Nachdem die Polizei die Ermittlungen aufgenommen, und die Feuerwehr die beschädigte Scheibe herausgetrennt und abgeklebt hatten, konnten die Passagiere ihre Reise mit einem zur Verfügung gestellten Ersatzzug Richtung Hamburg fortsetzen. Bei dem Vorfall kam niemand zu Schaden. Die Passagiere wurden für die Dauer des Einsatzes vom Zugpersonal verpflegt.
Die Polizei sicherte den Tatort und setzte ihre Ermittlungen fort, während der Tatverdächtige weiterhin auf freiem Fuß ist. Laut dem zuständigen Polizeipräsidium Koblenz ist der Tatverdächtige bisher nicht gefasst worden.
Beschreibung des Flüchtenden
Reisende beschrieben den Unbekannten als einen 170-175cm großen Mann im Alter von etwa 30-50 Jahren mit einem Dreitagebart und einer Glatze. Neben Turnschuhen hatte der Mann eine schwarze Gürteltasche getragen. Durch den Vorfall kam es bei insgesamt 27 Zügen zu Verspätungen. Der betroffene ICE musste aufgrund der Beschädigung in Fulda enden. Die etwa 100 Reisenden mussten ihre Fahrt in Richtung Hamburg mit einem Ersatzzug fortsetzen. Gegen den noch unbekannten Mann hat die Bundespolizei ein Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr eingeleitet. Zu den laufenden Ermittlungen werden Zeugen gesucht, die Angaben zu dem Unbekannten machen können, Hinweise können unter der Telefonnummer 0561/81616-0 der
Bundespolizeiinspektion Kassel gemeldet werden.
Ein zufällig als Zeuge anwesender Pressefotograf hat von dieser Szene Fotos gemacht und uns zur Verfügung gestellt. (ci) +++