Mitarbeiter bei Autozulieferer Preh geschockt: 420 Jobs werden gestrichen
13.06.24 - Schocknachricht für die Belegschaft im unterfränkischen Bad Neustadt: Der Automobilzulieferer Preh will an seinem Stammsitz 420 von insgesamt 1.700 Jobs streichen. Das teilte das Unternehmen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, das sich im Besitz des chinesischen Joyson-Konzerns befindet, am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Mitarbeiterversammlung in der Stadthalle mit. Der massive Stellenabbau soll "so sozialverträglich wie möglich und in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat" bis Ende des Jahres vollzogen werden. Der Stellenabbau betreffe alle Bereiche und Funktionen.
Der Betriebsrat wurde von der Nachricht offenbar kalt erwischt und reagierte schockiert. Die Gewerkschaft IG Metall kündigte Unterstützung für die Preh-Belegschaft und Widerstand gegen die kurzfristige Entscheidung der Firmenleitung an. Die Geschäftsleitung des Unternehmens begründete den "unumgänglichen Schritt" der Stellenstreichung mit der schwierigen Marktlage der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer. Vorstandschef Zhengxin Cai sagte am Dienstag laut dem Manager-Magazin, der Umsatzrückgang des Unternehmens habe sich im ersten Quartal deutlich beschleunigt, insbesondere bei Komponenten für Elektrofahrzeuge. Zugleich leide die Wettbewerbsfähigkeit unter den im internationalen Vergleich hohen Kosten für Energie und Arbeit in Deutschland. Nach jahrelangen Verlusten und Kurzarbeit müsse das Unternehmen diesem Trend jetzt gegensteuern.
Preh unterliege dem negativen Branchentrend und der schlechten gesamtwirtschaftlichen Situation. Der Standort in Bad Neustadt verzeichne seit fünf Jahren Verluste. Um den Bestand des Stammwerks langfristig zu sichern und wieder in eine gesunde wirtschaftliche Position zu kommen, sei der Stellenabbau von rund 420 Mitarbeitern unverzichtbar.
Zum Unternehmen
Die Preh Group feierte 2019 ihr hundertjähriges Bestehen. Zur Gründung im nordbayerischen Bad Neustadt an der Saale startete das Unternehmen mit Elektroinstallationsteilen sowie Bauelementen für die damals aufstrebende Rundfunkgeräte-Industrie. Nach der Fertigung eines eigenen Radiogeräts im Jahr 1924 folgten in den 1930er-Jahren auch erstmals Automobilzubehörteile – Winker mit elektrischem Aktuator und Blinker. Heute ist Preh ein Automobilzulieferer und führender Global Player im Bereich HMI (Human Machine Interfaces) für Fahrzeugcockpits in Pkw und Nutzfahrzeugen (Nfz) sowie für Komponenten in E-Mobility-Anwendungen.
Die Unternehmensgruppe erzielt nach eigenen Angaben mit rund 7.000 Mitarbeitern über 1 Milliarde Euro Umsatz. Als globaler Zulieferer verfügt das Unternehmen neben dem Stammsitz in Bad Neustadt über weitere Standorte in Dippach (Thüringen), Portugal, Schweden, Rumänien, China sowie in den USA und Mexiko. Seit 2011 gehört Preh zur chinesischen Joyson Gruppe, die weltweit zu den 35 größten Automobilzulieferern zählt. (ci) +++