120 Notfallmediziner, Rettungsdienstler und Pfleger auf Hessens höchstem Berg
01.07.24 - Die Wasserkuppe in der hessischen Rhön im Landkreis Fulda ist beliebter Tourismus-Magnet. Am Samstag war das auch so. Aber zwischen Radom - mit 958 Metern dem höchsten Punkt in Hessen - und dem Flugplatz waren zusätzlich rund 120 Notfallmediziner, Rettungsdienstler, Anästhesie- und Intensiv-Pfleger unterwegs. Sie alle haben die Wasserkuppe für einen besonderen Trainingstag genutzt. Highlight war die Landung des ADAC-Rettungshubschraubers "Christoph 28" am frühen Abend. Und die sorgte auch bei den Ausflüglern für Aufsehen. Doch lange konnte die Crew nicht bleiben, da kam der nächste Einsatz.
Veranstalter des Teamtrainings mit theoretischen und praktischen Einheiten an fünf Stationen war die Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Klinikum Fulda. Direktor Prof. Dr. Robert Schier erklärte im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch: "Die Patientenversorgung läuft am Limit. Wir werden uns im Zuge der Krankenhaus-Reform darauf einstellen müssen, dass wir gerade in der Notfallversorgung längere Distanzen haben werden. Darauf müssen wir unsere Teams vorbereiten und unsere Kooperationspartner eng einbinden. Nur gemeinsam werden wir die Herausforderungen in Zukunft stemmen können."
Und deshalb waren auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Fulda, die Bergwacht Wasserkuppe, der Malteser Hilfsdienst und die ADAC Luftrettung in das hochkarätige Programm integriert. Ob DRK-Drohne zur Unterstützung bei der Personensuche eines Schwerverletzten gemeinsam mit den Bergrettern, Mitmach-Aktionen rund um die Reanimation, die Erstversorgung von Neugeborenen im Notfall, die Besichtigung von Spezialfahrzeugen oder auch der Intensiv-Transport von kritischen Patienten. Die Themen waren vielfältig und weil es zum Berg der Flieger passte, gingen Anästhesie-Oberarzt Dr. Robert Horodko, der selbst Pilot ist und sich ehrenamtlich am Flugplatz engagiert, und der Leiter der Flugschule auf der Wasserkuppe, Lukas Schmidt-Nentwig, auf die Sicherheit von Kleinflugzeugen ein.
"Die Teams trainieren gemeinsam für den Realfall. Sie machen Notfallmedizin erfahrbar", sagte Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstandschef des Klinikums Fulda, und lobte den interprofessionellen Ansatz dieses besonderen Trainings. Auch Christoph Schwab, Vorstandsvorsitzender des Roten Kreuzes in Fulda, machte sich ein Bild vor Ort und zeigte sich begeistert: "Regelmäßiges Training ist in der sich schnell wandelnden Notfallmedizin enorm wichtig. Deshalb unterstützen wir Prof. Schier und sein Team gerne bei diesem perfekt organisierten Tag." Unter den Gästen waren auch der als "Deutsche Notfall-Papst" bekannte Würzburger Prof. Dr. Peter Sefrin sowie der Fuldaer Notfallmediziner und Klinikum-Aufsichtsrat Dr. Michael Wuttke.
Für bestmögliche Patientenversorgung: "Nerv der Zeit getroffen" Dr. Arne Fleischhacker, Regionalleiter Medizin bei der ADAC Luftrettung, ging in seinem Impulsvortrag auf die Rolle der Luftrettung im Rahmen der Reform der Notfallversorgung ein. Wichtigste Aussage: "Wir brauchen eine länderübergreifende Bedarfsplanung, die sich an den integrierten Versorgungsstrukturen orientiert. Zudem: Eine lückenlose Versorgung durch 24 Stunden-Einsatzbereitschaft sowie den Ausbau von Landemöglichkeiten." Christoph 28-Pilot Thorge Sieß sprach zum Thema "Kommunikation im Team" und zog Parallelen zu seinem Job: "Zu Dienstbeginn gibt es immer ein Briefing mit der Crew. Dabei nehmen wir das Wetter, die Medizin-Technik, den Hubschrauber und natürlich die Besatzung in den Fokus. Nur, wenn alles grün ist, sind wir einsatzbereit. Kommunikation ist alles."
Viel Lob und Dank für "diese außergewöhnliche Fortbildung mit einzigartiger Kulisse" kamen am Ende des Teamtrainings mit vielen neuen Erkenntnissen von den Teilnehmern beim Organisations-Team um Dr. Alexander Lay, Dr. Judith Stermann-Hendricks, Dr. Robert Hordoko, Dr. Matthias Kalmbach sowie Monique Richter und Prof. Dr. Robert Schier an. Der Anästhesie-Chef fasste abschließend zusammen: "Wir haben den Nerv der Zeit getroffen und bleiben an den Themen intensiv dran, denn wir wollen eine bestmögliche und höchst professionelle Versorgung unserer Notfallpatienten - auch in Zukunft." (Christian P. Stadtfeld) +++