Auf keiner Karte verzeichnet: Überraschungsfund bei Bauarbeiten
13.07.24 - Bei Bauarbeiten in der Bahnhofsstraße in Mücke-Merlau (Vogelsbergkreis) machte die Gemeinde einen Überraschungsfund: Ein mannsbreiter Kanal war auf keiner Karte verzeichnet. Anwohner fürchten, dass es jetzt zu Überschwemmungen kommt. Der Bürgermeister entwarnt.
Bereits vor etwa 50 Jahren sorgte der Kanal, als er verstopfte, für Überschwemmungen. Er fasst einen Graben, der als Überlauf für mehrere Teiche im benachbarten Wald dient. Während der Bauarbeiten an der Bahnhofsstraße brachen die Arbeiter durch den Kanal. OSTHESSEN|NEWS konnte vor Ort mit Bürgermeister Andreas Sommer und dem Wassermeister der Gemeinde, Thorsten Laub, sprechen.
Wasserrohr seit 1954 unangetastet im Boden Im Zuge der Straßensanierung habe man durch ein Leerrohr eine neue Wasserleitung führen wollen. "Diese liegt bereits seit 1954 unangetastet unter der Straße", sagt Laub. Als dann der Bagger anrückte, sei man auf diesen "historischen Kanal" gestoßen. Wie so etwas passieren kann? "Nicht alle alten Kanäle sind dokumentiert, je älter, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es keine Aufzeichnung mehr gibt oder dass es noch nie Aufzeichnungen gab", sagt Sommer.
Der Bürgermeister führt weiter aus: "Wir haben mit den Anwohnern gesprochen, und die kennen den Kanal aus ihrer Kindheit. Die Anwohner sind 80 Jahre alt, also ist der Schacht wirklich alt". Vermutlich sei der Kanal früher ein einfacher Feldgraben gewesen, der die Ortsteile trennte, meint Laub. "Als dann die Ortsteile zusammengewachsen sind, hat man den hochgemauert und mit einer Betonplatte verschlossen", so der Wassermeister der Stadt.
Keine Verjüngung: Gemeinde will Schacht in historischen Zustand versetzen Der Plan sei nun, "ihn möglichst schnell wieder instand zu setzen, damit er weiterhin auch seine Funktion erfüllen kann", sagt Sommer. Und zwar wolle man das genauso tun, wie das historische Vorbild und nicht - wie Anwohner befürchtet hatten - durch ein weitaus dünneres Rohr. "Das war nie unsere Absicht, das wäre auch fahrlässig", sagt Sommer. Man wolle ja den Anwohnern keinen nassen Keller bescheren.
Bereits vor etwa 50 Jahren sei genau das passiert, berichtet uns ein Anwohner. Die Gemeinde habe damals den Kanal vor unbefugtem Zutritt schützen wollen - wohl etwa spielende Kinder - und habe ein Gitter installiert. Durch dieses habe sich Dreck angesammelt. "Mittags rief mich dann meine Mutter an und meinte, alles steht unter Wasser", sagt der Anwohner. Durch das Gitter sei es damals zu einem verheerenden Rückstau gekommen. "Ich hoffe nur, dass sie den Kanal nach den Bauarbeiten richtig sauber machen und keinen Schutt hinterlassen", sagt der Anwohner.
Der Bürgermeister appelliert unterdessen zu Vertrauen: "Der Kanal ist bei Herrn Laub in guten Händen", so Sommer abschließend.