The Queens Six: Volles Haus beim Eröffnungskonzert "Mapping The Stars"
22.07.24 - Aus Windsor Castle in den Vogelsberg: dieses Vokal-Sextett der Ausnahmeklasse lebt und singt im königlichen Anwesen, sie gehören quasi zum Inventar der englischen Königsfamilie und singen regelmäßig zu deren privaten wie offiziellen Anlässen, durchaus auch mal vor Milliarden Fernsehzuschauern. Derzeit sind The Queens Six auf Tournee und eröffneten mit ihrem umjubelten Konzert die diesjährige Saison in Nieder-Moos (Gemeinde Freiensteinau).
Als königlich zeigte sich auch der Rahmen vor Ort: "Restlos ausverkauft bis in die oberste Emporenreihe", vermeldete ein strahlender musikalischer Leiter Alexander Eifler. Und die mehreren hundert Besucher ließen sich insbesondere im zweiten Konzertteil nicht lange bitten: Weltklasse-A-cappella-Chorgesang zu weltbekannten Love- und Popsongs forderte tosenden Applaus. Mit anderen Worten: es wurde gefeiert und schließlich mit Standing Ovations gejubelt, was das Zeug hielt. Und einen standesgemäßen Ausklang gab es natürlich auch.
Sopranistin Elisabeth Paul, Bassist Simon Whiteley, die Tenöre Nicholas Madden und Dominic Bland, Countertenor Tom Lilburn und Bariton Andrew Thompson demonstrierten im kirchlich geprägten ersten Teil eindrucksvoll, zu welch außergewöhnlicher Klangreinheit und Bandbreite ihre Stimmen in der Lage sind. Stücke von East, Monteverdi, Dering, Taverner, Ferrabosco, Quartel bis hin zu Toby Youngs "Mapping The Stars", dem Motto des Konzertes, hinterließen bereits mächtig Eindruck beim staunenden, in Nieder-Moos stets fachkundigen Publikum. Es kribbelte bereits: dieses Sextett wird im anschließenden weltlichen Konzertteil wohl einige Raketen zünden.
Wenn man kein Schlagzeug hat…
Der "Vatican Rag" von Tom Lehrer machte gleich das Fass auf: Was zunächst noch klassisch anmutet, biegt schnell mit heftigem Schmunzeln in Richtung gute Laune ab. Einmal auf diesem Weg, gibt es kein Zurück: mit dem Pinocchio-Titelsong und "A Star Is Born" folgen zwei Disney-Songs, dann wird es bei "Heaven Is a Place on Earth" beschwingt. Anschnallen, es geht auf die Überholspur: Coldplays Ohrwurm "Viva la Vida" beginnt mit minimalistischem Pianissimo, geradezu anrührend und andächtig still – bis Dominic Bland mit seinem grandiosen Solo das Publikum zum Kochen bringt. Und wenn man schon dabei ist, rast man feiernd durch die beiden 80er-Stücke "We Built this City on Rock And Roll" von Starship und das Buggles-Stück "Video Killed The Radio Star". Eigentlich wäre da ein Schlagzeug gut – da natürlich keins da ist, holt es Bariton Andrew Thompson aus seiner Kehle heraus. Außerdem setzt es immer wieder Soli wie von einem anderen Stern. Gesang, wie er majestätischer nicht sein kann! Das englische Königshaus ist um dieses Ensemble schlicht zu beneiden.Mit welcher Zugabe werden die ausgerasteten, schweißgebadet stehenden Vogelsberger und ihre Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung wohl von The Queens Six auf den Heimweg entlassen: "God Save The King" – äußerst würdig vorgetragen, im Auftrag seiner Majestät und mit voller Inbrunst.
Bereits am kommenden Samstagabend um 19.00 Uhr steht das zweite Konzert auf dem Nieder-Mooser Spielplan: bei "Cellissimo" erobern sechs Cellisten um Cello-Weltmeister Prof. Wen-Sinn Yang sowie Frank Hoffmann an der berühmten Orgel die schmucke Kirche. (goa)+++