Ausraster, Beleidigungen und vereinzelt sogar Gewalt. In Arztpraxen nimmt die Unzufriedenheit und Ungeduld der Patienten, bedingt durch lange Wartezeiten oder fehlender Kapazitäten immer mehr zu. Ärzte schlagen jetzt Alarm: Immer häufiger gibt es auch aggressive Ausbrüche gegenüber dem medizinischen Personal. - Archivfotos: O|N

REGION Wo sind eure Manieren?

Wut in den Praxen: Ärzte alarmieren wegen zunehmender Gewalt

15.08.24 - Ausraster, Beleidigungen und vereinzelt sogar Gewalt. In Arztpraxen nimmt die Unzufriedenheit und Ungeduld der Patienten, bedingt durch lange Wartezeiten oder fehlender Kapazitäten immer mehr zu. Ärzte schlagen jetzt Alarm: Immer häufiger gibt es auch aggressive Ausbrüche gegenüber dem medizinischen Personal. Diese verbalen und physischen Angriffe belasten nicht nur die betroffenen Praxen massiv, sondern tragen auch weiter zu dem zunehmenden Fachkräftemangel bei. Doch wie sieht es in unserer Region aus - ist hier die "Verrohung" im Umgang mit medizinischen Fachkräften bereits angekommen?

Im Vorfeld: Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, spricht von einer alarmierenden Verrohung im Umgang mit medizinischen Fachkräften und fordert dringende Maßnahmen, um die Sicherheit in den Praxen zu gewährleisten. Hier dazu mehr.

Ralph Hönscher, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO) Archivfoto: O|N/ Marius Auth

Verhalten von Patienten "immer wieder sehr rüde und aggressiv"

"Grundsätzlich haben wir schon feststellen müssen, dass in den letzten Jahren die Art und Weise, wie mit uns oder unseren Mitarbeitern umgegangen wird, immer wieder sehr rüde und aggressiv ist", bedauert Ralph Hönscher, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO) gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Dass die Mitarbeiter für die herrschende Unzufriedenheit über den Ärztemangel in Deutschland nichts können, sei für ihn völlig klar. "Ebenfalls können wir nicht mehr arbeiten und noch mehr Termine freigeben, weil uns schlichtweg die Zeit dafür fehlt und natürlich auch die Mitarbeiter. Leider verstehen viele Patienten nicht, dass es ein politisches Problem ist." Auch bei seinen Kollegen würde Hönscher dies ständig mitbekommen. Hierbei festzuhalten sei jedoch, dass dies nicht der Regelfall ist. "Viele Patienten haben absolutes Verständnis für unsere Situation in den Praxen. Dafür sind wir alle sehr dankbar", betont er.

Körperliche Gewalt meistens nur Einzelfälle

Dass es immer wieder zu körperlicher Gewalt kommt, ist für ihn sehr bedauerlich, das seien jedoch meistens nur Einzelfälle. Und dennoch: "Wenn man sich aber überlegt, dass auch verbale Gewalt sehr verletzend sein kann, sehe ich einen sehr bedauerlichen Trend in unserer Gesellschaft." Der GNO-Chef erklärt hier aber deutlich: "Dieses Verhalten kommt leider in allen Gesellschaftsschichten und bei allen ethnischen Hintergründen vor."

Andere Ärzte in der Region stellen ebenfalls vermehrt Ungeduld bei Patienten fest - auch wenn bei vielen befragten Praxen glücklicherweise eine Verrohung noch ausblieb. Fest steht aber: Die Umgangsweise ist dabei, sich zu verändern. Patienten pochen auf ihr Recht und wollen alle gleich drankommen - koste es, was es wolle - und vergessen dabei, dass die medizinischen Fachkräfte auch nur ihren Job machen. Der Ärztemangel ist real, genauso wie stellenweise lange Wartezeiten. Und durch Pöbeln wird diese nur vermutlich länger. (ms) +++


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