Tagsüber im Ordnungsamt - nachts im Knast: Florian Hölzers Job in Jossgrund
11.09.24 - Der rechtskräftig wegen Betrugs verurteilte Kalbacher Ex-Bürgermeister Florian Hölzer muss derzeit noch seine Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verbüßen. Weil bei ihm keine Fluchtgefahr bestehe, befindet er sich im Offenen Vollzug. Und das heißt konkret: Tagsüber arbeitet er in der Verwaltung der Gemeinde Jossgrund, nachts schläft er in der Zelle der JVA. Sein neues Betätigungsfeld ist ausgerechnet das Ordnungsamt. Das hat in der Gemeinde heftige Kritik hervorgerufen.
Hölzer war zunächst vom Amtsgericht Fulda, anschließend auch von der nächsten Instanz, dem Landgericht Fulda im November 2022 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah als zweifelsfrei erwiesen an, dass der damalige Kalbacher Bürgermeister als Betreuer eines 90-Jährigen Demenzkranken über 30.000 Euro von dessen Konto veruntreut hatte. Zwar hatte Hölzer als Angeklagter und auch noch nach dem Urteil stets seine Unschuld beteuert und war zweimal juristisch gegen seine Verurteilung vorgegangen, aber jedes Mal ohne Erfolg. Letztes Jahr musste er seine Haftstraße zunächst in Butzbach, später in der JVA Hünfeld antreten.
Dass er nun tagsüber seinen Dienst im Ordnungsamt von Jossgrund ausübt, stößt in der Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis vielfach auf Kopfschütteln. "Dass er im offenen Vollzug arbeiten geht, ist ja in Ordnung. Aber ein verurteilter Betrüger, jemand der so viel Geld eines Opfers veruntreut hat, kann doch nicht amtlich für Recht und Ordnung zuständig sein", beklagt sich eine Frau aus Jossgrund am Telefon.
Bürgermeister beschwichtigt Bedenken
Jossgrunds Bürgermeister Victor Röder (SPD) beschwichtigt aber die öffentlich geäußerten Sorgen seiner Mitbürger. Hölzer sei dem Bereich "Ordnung und Soziales" zugeordnet und habe in seiner jetzigen Funktion keine Befugnis, mit Geldern der Gemeinde umzugehen. Nach entsprechender Einarbeitung soll er zum Beispiel das Standesamt und die Passstelle unterstützen, konkretisiert der Bürgermeister dessen Aufgaben.
Die Gemeinde habe zu jeder Zeit von Hölzers Verurteilung wegen Betrugs gewusst. Wegen akutem Personalmangel in der Verwaltung habe man ihm auch im Sinne seiner Resozialisierung einen auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag angeboten, als er sich auf die Stelle beworben habe. Fachlich sei er für die Aufgabe qualifiziert, weil er schon in Petersberg und später auch in Gründau im Ordnungsamt gearbeitet hatte. In Petersberg hatte er in seiner Funktion als Leiter des Ordnungsamtes auch sein späteres Opfer kennengelernt, als dieser wegen eines Todesfalls dort Rat gesucht hatte. (ci)+++