Zischende Pfeile, brachiale Kanonenschüsse bei "Schlacht um Burg Herzberg"
14.10.24 - Die sogenannten Burgbelebungen auf Burg Herzberg sind seit vielen Jahren nicht nur bei Mittelalterfans aus einem weiten Einzugskreis beliebt, gar manche Besucher sind selbst "zeitgemäß" gewandet. Generationenübergreifend geben sich aber auch "Zivilisten" dem Treiben zwischen Rittern, Bogenschützen, Feuerwerkern, mittelalterlicher Handwerkskunst und entsprechenden Gaumenfreuden hin.
An diesem Wochenende gibt es darüberhinaus eine Premiere: eine historisch belegte und bedeutende Schlacht wird am Originalschauplatz von vielen sogenannten Reeanactment-Darstellern nachgestellt: die Belagerung der Burg im Jahre 1373. Der Showdown der Truppen vor dem mächtigen Ostturm der Höhenburg entpuppte sich am Samstag als absoluter Publikumsmagnet.
Darsteller aus dem In- und Ausland Für den Frielendorfer Peter Tilp dürfte es die Rolle seines Lebens sein. Veranstalter der Burgbelebung ist er zusammen mit seiner Partnerin Maggie als Macher der "Bogenwacht Duke of Lancaster" nicht erst seit gestern. Doch erstmals in diesem Jahr haben sich die vielen Darsteller, die nicht nur aus ganz Deutschland, sondern sogar aus mehreren europäischen Ländern anreisen, eine ganz real existente Schlacht zum Vorbild ihrer Vorführung gesucht.
Der Landgraf von Hessen Hermann II., "der Eiserne", biss sich mit seinen Soldaten, wie viele andere Belagerer, die Zähne aus an der tapferen Burgverteidigung – so musste der beeindruckend verkörperte Landgraf zur Freude der vielen jungen und alten Zuschauer auch an diesem Wochenende klein beigeben und sich zurückziehen. Kein Wunder, wurde die Verteidigerschar der Burg von Peter Tilp selbst in seiner stattlichen Rüstung und mit scharfem Schwert aufopferungsvoll verteidigt, als gehe es um sein Leben - einfach grandios.
Im Gespräch mit OSTHESSEN NEWS ist er kurz nach der Vorführung schweißnass, aber völlig aufgekratzt angesichts der Authentizität der Vorführung, bei der die brachialen Artillerieschüsse von Angreifern und Verteidigern weit ins Tal hallen, während die Pfeile der Bogenschützen leise, aber Gefahr simulierend, hin und her zischen. Um die Zuschauer möglichst unmittelbar ins Geschehen zu versetzen, wird der Stand der Dinge ebenso wie die Verhandlungen mit dem Belagerer publikumsfreundlich moderiert.
Ein inszeniertes Stück Geschichte Verdientermaßen heimsen sich die Soldaten am Ende einen Riesenapplaus ein – nicht nur, weil "unsere" Burg gehalten wurde, sondern weil es ein toll inszeniertes Stück Geschichte war. Wenn die Ritter ihre Helme abnehmen, sieht man ihnen an, was sie in dieser Nachstellung, vor allem aber damals im echten Gefecht geleistet haben. Truppen und Zuschauer haben dann wie immer im großen Lagerleben Gelegenheit zum Besuch der Taverne, des Badezubers oder der vielen Handwerkerstände. (goa) +++