Kosten von 1,9 Millionen Euro - "Mini-Tunnel" unter der Fulda
17.12.24 - Mitten in den Fuldaauen klafft ein Loch - es führt etwa zwei Stockwerke in die Tiefe. Rundherum stehen Baufahrzeuge, ein Bagger rollt in die Fulda. Hier hebt er große Metallplatten hervor. Unbeeindruckt fahren Radfahrer an der Baustelle vorbei. Manch einer dreht den Kopf. Was hat es mit den Arbeiten auf sich?
Ein meterbreiter Tunnel entsteht unter der Fulda. Ein neuer Kanal soll hier künftig das Abwasser zu einer - auf der anderen Uferseite gelegenen - Kläranlage transportieren. Das kostet: etwa 1,9 Millionen Euro fließen in die Arbeiten. "Dass ein Kanal gebaut wird, ist nun an sich nicht besonderes. Dass für einen Kanal ein Tunnel gebohrt wird, ist besonders", erklärte Jürgen Fehl, Geschäftsführer des Abwasserverbands Fulda. Er soll den nahegelegenen alten Kanal ersetzen.
Bohrpfahlwände errichtet Im Vorfeld zur Bohrung war das Gelände nach Bomben abgesucht worden. Ein möglicher Fund entpuppte sich als Tresor. OSTHESSEN|NEWS berichtete. Bereits im Juli 2024 waren auf beiden Seiten der Fulda Gruben mit Bohrpfahlwänden errichtet worden. Hierbei handelt es sich um etwa acht Meter tiefe, kreisförmig angeordnete Stahlbetonpfähle. Die Gruben haben einen Innendurchmesser von jeweils etwa sechs Metern.
Im Oktober 2024 wurde mit den vorbereitenden Arbeiten zur Herrichtung der Baustelleneinrichtung für das "Microtunneling" begonnen. Hierbei handelt es sich um einen gesteuerten Rohrvortrieb - das Kanalrohr schiebt quasi den Bohrkopf - unter der Fulda. Dafür wird ein speziell gefertigtes Stahlbetonrohr mit einem Außendurchmesser von etwa einem Meter eingesetzt.
Über drei Tage hinweg gebohrt - punktgenaue Landung Aber was macht der Bagger jetzt im Wasser? "Damit der Bohrkopf nicht ausbricht und durch das Flussbett schlägt, musste das mit zusätzlichem Gewicht verdickt werden", erklärt Projektleiter Erich Hohl. Diese ausgebrachten Platten hebe der Bagger nun zurück ins Trockene. Während der Bohrungen sei höchste Vorsicht geboten gewesen. "Der Bohrkopf kann nur vorwärts, nicht zurück. Das musste also in einem Anlauf klappen", so Hohl. Über drei Tage hinweg habe man gebohrt - bis schließlich der Kopf punktgenau in die zweite Grube stieß.
Anders als sich das einer vorstellen mag, kommt dann nicht etwa eine rotierende Spitze zum Vorschein - der Kopf ist mit mehreren Häcksler ausgestattet. Vermischt mit Wasser, wird dann der zerkleinerte Grund abtransportiert. Bis Weihnachten soll die Fulda wieder freigegeben werden. In der ersten Hälfte von 2025 soll dann der neue Kanal angeschlossen und damit die Bauarbeiten beendet sein. (mmb) +++