

Sexuelle Übergriffe im Freibad: Bürgermeister steht für Aussage in der Kritik
01.07.25 - Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) steht unter Druck. Vier syrische Männer sollen am Sonntag vor einer Woche acht Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren sexuell belästigt haben (wir berichteten). In einem Interview mit WELT TV sagte Litzinger jetzt: "Bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank."
Diese Aussage sorgte für Entsetzen bei den Gelnhäuser Bürgern. Kolja Saß (FDP) etwa, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Gelnhausen, wirft Rathauschef Litzinger bei WELT TV vor, sexuelle Straftaten und Belästigungen zu verharmlosen. "Das kann nicht sein, auch weil wir schon frühzeitig als Stadtverordnete auf das Thema aufmerksam gemacht haben."
Lückenhaftes Sicherheitskonzept
Die Mädchen sollen im Strudelbereich des Bades am 22. Juni von den Männern "am ganzen Körper angefasst" und bedrängt worden sein. Die Betroffenen sollen sich direkt ans Schwimmbadpersonal gewandt haben. Laut Medienberichten entgegnete dieses: "Macht euch bemerkbar, wenn was ist". Dann wurden die Mädchen offenbar zurück ins Wasser geschickt. Auch dieses Verhalten kritisiert Kolja Saß: "Das Sicherheitskonzept war lückenhaft und scheinbar war das Bäderpersonal schlecht geschult."Bürgermeister Litzinger erklärte weiter im Interview mit WELT, dass im Schwimmbad nun die Stadtpolizei patrouillieren soll. "Ich hoffe, dass die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden", sagt Litzinger. Demnach sei es bisher der erste Vorfall dieser Art. Die Stadt hat den Verdächtigen bereits Hausverbot erteilt. "Da gibt’s bei uns auch null Toleranz", sagte der Bürgermeister.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Susanne Turlach macht klar: "Es geht um sexualisierte Gewalt, die von Männern gegenüber Frauen ausgeübt wurde und im Nachhinein leider von Männern, die diese Frauen schützen sollten, bagatellisiert wird. Das lässt die betroffenen Frauen im Stich und nimmt sie gleichzeitig nicht ernst. Dies lässt sich zumindest den Äußerungen des Bürgermeisters Litzinger, aber auch des Schwimmmeisters entnehmen. Das in Rede stehende Verhalten der Tatverdächtigen lässt sich mit den hohen Temperaturen nicht verharmlosen, sondern hat etwas mit der noch immer vorhandenen Grundeinstellungen vieler, natürlich nicht aller Männer zu tun. Es ist uns wichtig, dass dieser Sachverhalt klar benannt wird, denn nur so kann sich in Zukunft etwas ändern. Wir möchten, dass sich Frauen und Mädchen in der Öffentlichkeit sicher fühlen und frei bewegen können."
Hessens Innenminister Roman Poseck nennt den Fall "unerträglich". Drei der mutmaßlichen Täter wurden festgenommen und anschließend wieder entlassen. Die Männer sollen alle aus einer Familie stammen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt "wegen des Tatverdachts der sexuellen Belästigung." (Moritz Pappert) +++
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