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Trainingsvorbereitung für Hawaii: Martin Landau im Breitenbacher See bei Bebra... - Fotos: Hans-Hubertus Braune

16.09.13 - CORNBERG

Das medizinische Wunder Martin LANDAU: Aus dem Koma zum Ironman Hawaii

Ein warmer Sommertag im vergangenen Jahr. Am Breitenbacher See bei Bebra warte ich nun schon seit einer Stunde auf den Triathleten Martin Landau. Wir wollen über seinen Start beim Ironman auf Hawaii sprechen. Doch der damals 24-jährige Ausdauersportler lässt mich sitzen. Ich bin sauer, erreiche ihn auch auf seinem Handy nicht. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Martin Landau liegt im Koma, die Ärzte im Klinikum Kassel kämpfen um sein Leben. Landau ist wenige Tage zuvor beim Radtraining gestürzt. Auf einer abschüssigen Straße kommt der Extremsportler aus dem Cornberger Ortsteil Königswald mit seinem Rennrad auf Rollsplitt ins Schlingern, stürzt in den Graben. Passanten eilen zur Hilfe, rufen den Notarzt. Der Rettungshubschrauber Christoph 7 fliegt den schwerstverletzten Sportler ins Kasseler Klinikum. Der Ironman auf Hawaii rückt in diesen Tagen in schier unerreichbare Ferne.

„Nach meinem schweren Sturz lag ich zwölf Tage im Koma auf der Intensivstation des Klinikums Kassel. Nachdem ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, wurde ich auf die Wachstation verlegt. Nach meiner Entlassung schloss sich eine Reha im HKZ in Rotenburg an der Fulda an. Richtig realisiert, was passiert ist, habe ich erst zu Hause. Mein Vater ist mit mir an die Unfallstelle gefahren und hat mir den genauen Unfallhergang vor Ort erklärt. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir die gesamte Tragweite des Unfalls klar", sagt Landau heute. Die Ärzte bezeichnen ihn ein knappes Jahr später als „medizinisches Wunder". Sein Lebenstraum, beim Ironman auf Hawaii starten zu dürfen, scheint dennoch geplatzt - zunächst. Jahrelanges hartes Training und die Qualifikation beim Ironman in Frankfurt am Main - alles umsonst? Er sollte der Erste sein, der sich aus seinem Heimatlandkreis Hersfeld-Rotenburg für den härtesten Eintageswettkampf der Welt qualifiziert hat. Schwer verletzt, mehrfaches Schädel-Hirn-Trauma, halbseitig gelähmt. An 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer mit dem Rennrad und einem Marathon (42,195 Kilometer) zum Abschluss - daran ist nicht mehr zu denken.

Doch Martin Landau ist ein Kämpfer, ein echter Kämpfer. Mit dem ersten klaren Gedanken nach dem Sturz steht für ihn fest: "Ich will wieder starten. „Anything is possible - Dieses Motto ist quasi lebendig geworden für mich. Es gibt noch Wunder, auch wenn die Umstände aussichtslos erscheinen. Ich wünsche mir, dass mein Beispiel vielen Menschen Hoffnung und neuen Mut in schweren und aussichtslosen Situationen gibt", sagt der sympathische Junge heute. Es passt zu seinem positiven Charakter, dass er insbesondere den Ärzten, Krankenschwestern und Therapeuten für ihren lebensrettenden Einsatz dankt. „Nicht zuletzt möchte ich den Arzt erwähnen, der entschieden hat, mir die Chance auf selbständiges Atmen zu geben, was letztendlich zum Erfolg geführt hat", sagt Landau.

Für seine Familie, den Freunden und Kollegen ist es zunächst ein weiterer Schock, dass der Extremsportler schnell den Entschluss fasst, diesen Wahnsinns-Sport wieder in Angriff zu nehmen: „Der Triathlon ist meine Leidenschaft. Sehr schnell kam der Wunsch nach Bewegung in mir hoch, obwohl ich anfangs körperlich noch sehr eingeschränkt war." Dieser Entschluss zeigt den Ehrgeiz, den unbedingten Willen, sich durch nichts aus der Bahn werfen zu lassen. Er fahre nun nicht langsamer aber umsichtiger, beruhigt Landau sein Umfeld. Seine positive Einstellung beeindruckt auch die Organisatoren des Ironman Hawaii. Sie machen eine seltene Ausnahme. Normalerweise dürfen nur die Sportler beim jeweils nächsten Ironman auf Hawaii starten, welche sich zuvor dafür qualifiziert haben. Durch Landaus Unfall ist sein Ticket nichts mehr wert. „Die Initiative habe ich selbst ergriffen und im Januar diesen Jahres eine e-mail an die wtc (worldtriathloncorporation) geschickt. Es dauerte zwei Monate bis ich im März das OK für einen Start in 2013 bekam. Die Organisation betonte, dass es eine riesige Ausnahme ist und es nur aufgrund meiner Umstände verschoben wird", erzählt der Student.

Derzeit absolviert Landau ein Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre, Fachrichtung Logistikmanagement in Mainz. Sein Arbeitgeber, der Logistiker GLS aus Neuenstein unterstützt ihn in seinem sportlichen Aktivitäten nach Kräften. Allerdings: In der Öffentlichkeit findet die beeindruckende sportliche Leistung der Triathleten nicht die verdiente Anerkennung. Kaum Sponsoren, kaum Unterstützung. Von den Gehältern etwa im Fußball, Formel eins oder Tennis sind die Triathleten meilenweit entfernt. Ein positives Beispiel ist dagegen Holger Seng, Chef der Fahrradwelt Seng in Petersberg-Böckels: „Holger hat mir ein nagelneues Rad zur Verfügung gestellt. Und das nach meinem Unfall, als unklar war, ob ich 2013 in Hawaii starten darf/kann. Er sagte, als ich ihm im Dezember von meinem Unfall berichtete: Das Rad hab ich dir vor deinen Unfall versprochen und du bekommst es auch." Landau hofft, dass sich noch weitere Unterstützer finden. Hawaii ist weit und die Flugtickets sind gerade für einen Studenten wie ihn ein dicker Brocken.

In wenigen Wochen wird Landau, der für den TV 03 Breitenbach startet, gemeinsam mit weiteren Sportlern vom SC Neukirchen nach Hawaii aufbrechen. Am 12. Oktober wird es ernst, dann startet der Ironman Hawaii. Sein Ziel hat er klar definiert: „Ich will einfach nur finishen", sagt Landau. Es ist der Traum eines jeden ambitionierten Ironman-Starters auf Hawaii: Das Ziel nach neun, zehn oder mehr Stunden zu erreichen. Während des Rennes denkt er übrigens nur an das „hier und jetzt. Und nicht an das, was noch vor mir liegt." Monatelanges, intensives Training und Vorbereitungswettkämpfe liegen dann hinter ihm. Auf seinem Trikot hat Martin Landau übrigens das Logo der Rettungsflieger von Christoph 7 aufnähen lassen. Es erinnert ihn an eine schwierige Zeit zurück und zeigt seine Verbundenheit zu den Rettern. „Bei einem Besuch in Kassel bekam ich die Möglichkeit, die Besatzung und den Standort des Christoph 7 kennen zu lernen. Durch die Einblicke, die mir gewährt wurden, weiß ich die Arbeit dieser Menschen besonders zu würdigen", erzählt Landau heute.

Ein Jahr nach seinem schweren Sturz sitzt er nun an einem warmen Sommertag zum Interview am Breitenbacher See. Ein Jahr zwischen Bangen und Hoffen, ein Jahr zwischen Leben und Tod. Mein Zorn von damals hat sich in Respekt und Bewunderung für einen jungen, motivierten Sportler und Menschen gewandelt, der sich und anderen Mut macht. Er hat es einfach nur verdient, auf Hawaii zu finishen und sich damit seinen sportlichen Lebenstraum zu erfüllen. (Hans-Hubertus Braune) +++


...beim laufen...

...und radfahren.


Das spezielle Bike für Hawaii: Holger Seng von der Fahrradwelt Seng hat es dem Triathleten aus Cornberg-Könisgwald wie versprochen zur Verfügung gestellt..

Ist froh, dass er den schweren Sturz gut überstanden hat und nun wieder seinem Lieblingssport frönen kann: Der BWL-Student Martin Landau.


Gemeinsam macht das Training noch mehr Spaß...

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