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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (62):

Verdippelt noch mal - Dr. Wolfgang und der Plagiats-Vorwurf: „Ruhig, Breuna!“

16.01.15 - Hat er oder hat er nicht? Hat Dr. Wolfgang Dippel bei der Anfertigung seiner Doktorarbeit möglicherweise nicht ganz so präzise gearbeitet, wie es die formalen und wissenschaftlichen Vorgaben für eine Promotion vorsehen? Der CDU-Politiker und frühere Fuldaer Bürgermeister steht zumindest unter Verdacht, ein Plagiat begangen zu haben. 

Noch laufen die Überprüfungen an der Universität Kassel, doch die Mühe hätte man sich ehrlich gesagt sparen können. Einige ganz vorlaute Zeitgenossen wissen natürlich schon wieder alles besser und kritisieren, sogar das Deckblatt habe Dippel abgekupfert. Wie bitte? Aber sonst stimmt’s noch? Das ist doch Blödsinn, eine schwachsinnige Unterstellung. Frechheit! Was bitteschön haben Dippels gewählter Titel „Kommunalpolitik in einer Gemeinde. Eine Untersuchung am Beispiel von Breuna“ mit der früher von irgendeiner Christina Schirra verfassten Dissertation „Politik in einer Gemeinde. Eine Untersuchung am Beispiel von Marpingen“ gemeinsam? Um hier eine Parallele herzustellen, muss man schon extrem böswillig ticken. Jeder Blöde sieht doch, dass Dippel einen völlig anderen, viel intellektuelleren Untersuchungsansatz gewählt, die Schöpferkraft besessen hat, „Kommunal“ auf der Titelseite hinzuzufügen. Das ist eine Transferleistung, ein Geistesblitz, ein wissenschaftlicher Husarenritt, für den der 60-Jährige alleine schon den Doktortitel hätte bekommen müssen. „Gustav“ und „Gasthof“ klingen ja auch ähnlich, und trotzdem kommt niemand auf die Idee, sofort wegen gravierender Übereinstimmungen die Duden-Redaktion vollzujammern.

Zweiter Akt der Genialität des heutigen Staatssekretärs: Marpingen raus, Breuna rein. Darauf muss man erstmal kommen. Im Jahr 1994, damals entstand Dippels Werk, war das mit Schreibmaschine und Dippel-Ex, äh Tipp-Ex noch eine Heidenarbeit. Und der gute Mann war berufstätig, nicht einer dieser braungebrannten Golflehrer-Schnösel, die aus Langeweile und vom Papa gesponsert zwei Jahrzehnte an ihrer Dissertation basteln. Deshalb bitte erst denken, und nicht voreilig den Zeigefinger auf andere richten.

Zugegeben, und hier macht Dippel sich möglicherweise angreifbar: Wenn man eine Promotion im Spaziergang anstrebt und die Absicht hat, sich in früheren wissenschaftlichen Arbeiten zu bedienen (das trifft nicht auf den Staatssekretär zu!), dann liegt es natürlich auf der Hand, sich für Breuna zu entscheiden. Dittlofrod, Thaiden oder Grüsselbach wären für den Fuldaer wahrscheinlich die besseren Alternativen gewesen, um seinen unstillbaren Forscherdrang auszuleben, ohne später Ärger zu kriegen. Hierüber gibt es bisher nämlich kein verwertbares Material. Im Gegensatz zum pulsierenden Breuna. Denn kaum ein namhafter Wissenschaftler oder Autor hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht über diese nordhessische Metropolregion philosophiert und geschrieben. Beispiele gefällig? „Donata Wenders: Breuna Vista Social Club. Das Buch zum Film“, „Vincent Carruthers: Breuna und Flora im südlichen Afrika: Ein Handbuch für die Tier- und Pflanzenwelt der Region“, „Ulrike Novotny: Breuna unbeschwert genießen: Gesundes und richtiges Schwitzen trotz Beschwerden“ oder „Amelie Wieloch: Ruhig, Breuna! Mein erstes großes Pferdebuch“.

Wie reagiert der Beschuldigte? So souverän und cool, dass selbst einem Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg der Toner im Kopierer gefriert. Heute Nachmittag wird Dippel mit seiner neuen Autobiografie allen Kritikern und unseriösen Hetzern den Mund stopfen, jeglichen Wind aus den Segeln nehmen, die ganze Wahrheit präsentieren. Bei der Titelwahl hat der CDU-Politiker diesmal Vorsicht walten lassen, ist auf Nummer sicher gegangen, dass nicht wieder irgendjemand einen Plagiats-Verdacht äußert. Die 337 Seiten heißen schlicht „Mein Name ist Dippel, Dr. Wolfgang Dippel“.+++ (Jochen Wieloch)

HINTERGRUND: „Wielochs wirre Welt" erscheint heute am 62. Freitag in Folge bei OSTHESSEN|NEWS. Jochen Wieloch (38) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 38-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor.+++

 


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