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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (84)

Wenn der Briefkasten leer bleibt – Der etwas andere Vaterschaftstest

Wielochs wirre Welt" erscheint bei OSTHESSEN|NEWS heute am 84. Freitag in Folge. Jochen Wieloch (38) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersber-ger kennt sich als selbststän-diger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spe-zialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 38-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor.

19.06.15 - Wissen Sie momentan auch nicht, was 100 Gramm Rinderhack kosten, wie viel Prozent Sie auf die Schlafzimmerschrankwand im Möbelhaus bekommen und wann Ihr Autohändler wieder zu Bratwurst und Hüpfburg einlädt? Dann gehören Sie zu den Glücklichen in Osthessen, bei denen sich in diesen Tagen der Briefträger nicht blicken lässt. Nach Bahnterror und Kitahorror endlich mal ein produktiver Streik für die Betroffenen. Die blaue Altpapiertonne bleibt leer, auf Rechnungen und Mahnungen können Sie getrost verzichten, und Ihr Familienleben erstrahlt in neuem Glanz.

Rufen Sie mal in zwei Wochen Ihr furchtbar nerviges Patenkind an, von dem Sie nur der Pate sind, weil Sie das Cabrio Ihrer Schwester zu Schrott gefahren haben, und fragen Sie den Rotzlöffel beiläufig, was er sich von den 150 Euro zum Geburtstag denn Schönes gekauft hat. Und dann regen Sie sich minutenlang auf. Dass es eine Sauerei von der Post ist, dass Ihr Brief während des Streiks verloren gegangen ist, dass Sie extra ein Gedicht verfasst und ein selbstgemaltes Bild dazu gelegt haben, und wie lange Sie für die drei orange-braunen Scheine schwarzarbeiten mussten. Zählen Sie in den schillerndsten Farben die Dinge auf, die sich der Kleine nun nicht mehr kaufen kann, weil die Post alles vermurkst hat. Beenden Sie das Gespräch mit Tränen erstickter Stimme ob des immensen Verlusts und gönnen Sie sich selbst eine nette Kleinigkeit. Den Brief haben Sie natürlich – genau wie an Weihnachten und den vorherigen sieben Geburtstagen – weder geschrieben noch abgeschickt.

Sollte Ihnen Ihre optisch allmählich zu welke Freundin und die damit verbundene Fernbeziehung Fulda – Hünfeld auf die Nerven gehen, dann machen Sie Schluss. Jetzt! Und zwar per Brief. Aber anders, als Sie denken. Fälschen Sie ein Schreiben des thailändischen Justizministeriums, in dem Ihre künftige Ex von Ihrer vermeintlichen U-Haft erfährt, weil Sie ihr einen Strauß Rosen illegal in einem Vorgarten in Bangkok gepflückt haben. Fordern Sie eine Kaution für Ihre Freilassung in Höhe von satten 300 Euro, andernfalls wandern Sie für zwei Jahre hinter Gitter. Setzen Sie eine knappe Frist. Sie können davon ausgehen, dass der Letter frühestens im Laufe der nächsten Woche nach Ablauf des Ultimatums zugestellt wird. Ihre Tussi wird glauben, Sie verbringen die nächste Zeit im Knast. Sollten Sie sich zufällig mal wieder treffen, würgen Sie ihr noch einen rein und schicken Sie Ihre Schnecke endgültig mit schlechtem Gewissen und folgenden Worten in die Wüste, also nach Hünfeld: „Ich konnte fliehen und musste feststellen, dass ich dir keine 300 Euro wert bin. Schade, Ann-Kathrin und unsere vier Kinder sind da loyaler.“

Wenn Ihnen Trennung oder Blitzscheidung aus moralischen Gründen schwerfallen, dann sorgen Sie zumindest dafür, dass Ihr Schnuffel Sie aus Dankbarkeit in den kommenden Wochen auf Händen trägt. Besuchen Sie mit Ihrer Honigbiene am besten noch heute als spontane Riesenüberraschung ein Reisebüro, buchen Sie von Mittwoch bis Sonntag einen Kurzurlaub auf Capri und beharren Sie unbedingt auf einer postalischen Zustellung der Flugtickets. Jetzt können Sie ganz entspannt bis Spätherbst heuchlerisch über die geplatzte Romantik-Kuschelreise jammern und jede Menge Bonuspunkte bei Ihrer Alten abfeiern. Denn: „Schatz, die Idee war so süß von dir. Sei nicht traurig, ich hol dir noch ein Bierchen.“

Vorsicht, Männer: Sollte Ihr Briefträger trotz Streiks jeden Tag bei Ihnen auftauchen, dann wissen Sie endlich, warum Ihnen Ihr Sohn so gar nicht ähnlich sieht... +++(Jochen Wieloch)


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