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Im Kinderstück "Die Eule" gibt Markus Majowski die Titelfigur, den Vater und fungiert als Regisseur an der Seite von Joern Hinkel - Foto: Hendrik Urbin

BAD HERSFELD Festspiel-Stars im Portrait (14)

Markus MAJOWSKI: Kreativität und Hoffnung stärker als die Sucht

HintergrundIn dieser Reihe stellt OSTHESSEN|NEWS wöchentlich einen oder mehrere Festspiel-Stars der Spielzeit 2015 im Portrait vor. Wir haben die Darsteller in der Festspielstadt besucht und mit ihnen über ihre Rollen, Bad Hersfeld und andere Highlights gesprochen.

08.07.15 - „Das ist doch …. T.Neumann“, der sympathische und humorvolle Verkäufer, der Telefone mit ohne Schnur verkaufen will. Noch immer verbinden viele Menschen Markus Majowski, den „lustigen Dicken“, mit der beliebten Werbefigur aus dem Fernsehen, die tatsächlich noch in diesem Jahr reaktiviert wird. Der Schauspieler, inzwischen um viele Kilos leichter, freut sich über den neu abgeschlossenen Arbeitsvertrag mit den Werbemanagern der Deutschen Telekom. Aufgrund seiner großen Bekanntheit aus der Werbung, als früherer Mitbewohner der SAT 1 Comedy-WG „Die dreisten Drei“ oder als einer der „7 Zwerge - allein im Wald“ wird der beliebte und erfolgreiche Fernseh-, Film- und Theaterschauspieler in der Bad Hersfelder Innenstadt immer wieder erkannt, wo er zwischen Stiftsruine und Buchcafé mit dem Fahrrad unterwegs ist, in einem der Cafés frühstückt oder sich einen leckeren Salatteller bei seinem Lieblingsitaliener gönnt.

Markus Majowski gehört zu den Schauspielern, die während der gesamten Festspielsaison in Bad Hersfeld verpflichtet sind. Als Abdul in der „Komödie der Irrungen“ in der Inszenierung von Dieter Wedel stand er bereits bei der Premiere am 6. Juni auf der Bühne und wird erst nach der letzten Aufführung am 2. August neuen Verpflichtungen nachgehen. Er schwärmt von dem Spielort: „Schon im Winter habe ich die leere Stiftsruine auf mich wirken lassen. Aber auch mit Bestuhlung ist die gute Kraft, die sie ausstrahlt, förderlich“. Die im Stiftsbezirk gespielten „Sommernachts-Träumereien“, in denen er als Peter Block und Philostrat mitwirkt, erinnern ihn an sein Engagement bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, wo er in einer „riesigen Sandkiste“ in dem Stück „Der Ölprinz“ den Kantor Hampel spielte. „Im Sand spielen geht auf die Knochen“, musste er leidlich erfahren und ist froh, dass er bei den Festspielen auf der grünen, frischen Wiese gelenkschonend arbeiten kann. Markus Majowski steht außerdem bei dem Kinderstück „Die Eule“, das er gemeinsam mit Regisseur Joern Hinkel inszeniert, aktuell als Vater und in der Titelfigur auf der Bühne des Buchcafés.

Als Komiker amüsiert er sein Publikum mit subtilem Humor und seiner einzigartigen Spielweise, brilliert aber auch als sensibler Charakterdarsteller mit vielen Facetten in zahlreichen Rollen wie zum Beispiel in Helmut Dietls „Rossini“ oder als Kommissar Kolditz in der TV-Serie „Der letzte Zeuge“ mit ernster Thematik. Trotz seines beruflichen Erfolges waren viele Jahrzehnte seines Lebens von seiner Alkoholabhängigkeit und seinem massivem Drogenkonsum geprägt. Bereits im Alter von 15 Jahren ist er mit dem regelmäßigen Konsum von Marihuana eingestiegen. Mit 17 kam das Kokain dazu. Nach einem wenig ruhmreichen Abitur führte ihn sein Studium in den Beruf, jedoch nur, weil seine Kreativität und seine Hoffnung stärker waren als die Sucht. Nach dem Tod des Vaters, der ein wichtiger Bezugspunkt für ihn war, ging es gemäß seiner damaligen Lebenseinstellung „Was kostet die Welt“ immer tiefer in die Sucht. Der Schauspieler leugnete seine Krankheit, stürzte sich weiter in den Beruf.

Mehrfach war sein maßloser Konsum, der unter anderem zu Ungeduld, Herrschsucht und Konzentrationsschwierigkeiten führte, lebensbedrohlich. Besonders schlimm war diese Co-Abhängigkeit für seine Ehefrau Barbara, die von Anfang an über seine Krankheit informiert war, aber letztendlich kapitulierte. Im August 2004 hatte sie die Koffer gepackt, nachdem er entgegen seinen Versprechungen in Köln beim Konsumieren von Drogen mit dem Handy fotografiert wurde und mit diesem Foto erpresst werden sollte. Markus Majowski war am Tiefpunkt. Nach einem Ultimatum seiner Frau war ihm klar, dass er Verantwortung übernehmen musste, für sich selbst und für seine Familie, zu der sein inzwischen 10-jähriger Sohn Julius gehört. Die Ehe hat diesen Belastungen letztendlich standgehalten. Seit nunmehr sieben Jahren ist er „clean“. Er hat geschafft, was er von Beginn ihrer Liebe an tun wollte: für diese Frau am Leben bleiben.

„Jetzt bin ich wieder der wirkliche Markus“, erklärt der 51-Jährige gegenüber Osthessen-News und ergänzt: „Der Glaube hilft mir dabei, ich selbst zu sein“. Schon immer sei er ein gläubiger Mensch gewesen, betont Markus Majowski. „Das Beten hatte ich allerdings verlernt“. Im täglichen Gebet wendet er sich an Gott wie an einen Freund, mit dem man regelmäßig Kontakt pflegt. „Wenn es dich da oben gibt, dann soll es dir auch gefallen, was ich tue“. Mit seinem öffentlichen Bekenntnis zu seinem Glauben und seiner Geschichte will der Schauspieler Menschen Mut machen, die ebenfalls suchtkrank sind und keinen Ausweg mehr sehen. „Markus, glaubst du an den lieben Gott“, wurde er von seiner Oma immer wieder gefragt. Dies ist der Titel seines sehr ehrlichen und persönlichen Buches, bei dem er während des Schreibens immer wieder Schamgrenzen überwinden musste.

Seine Popularität setzt Markus Majowski ehrenamtlich als Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerkes ein. Gemeinsam mit vielen Mitstreitern kämpft er für die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. „Das ist ein großes Versäumnis“, erbost er sich. Als generell kinderfeindlich sieht er Deutschland dagegen nicht. Er selbst kommt aus der konservativen Ecke, ist CDU-Mitglied und sieht die Politik schlecht beraten, kinderfeindliche Politik zu machen. „Die Politik ist allerdings nicht verantwortlich für jedes Erziehungsmodell“, appelliert er an die Eigenverantwortung von Mütter und Vätern. Er selbst pflegt einen respektvollen Umgang mit seinem Sohn, setzt aber auch deutlich Grenzen, wenn nötig.

Julius ist es, der ihn beim Schreiben seines Kinderbuches „Modjo und Mütze“ inspirierte, das von spannenden Abenteuern rund um Drachen und Piraten, aber auch von Verlust und Zusammenhalt, erzählt. Bei öffentlichen Lesungen aus dem Buch begleitet Julius seinen Vater auf dem Klavier. In Kürze kommt sein Sohn zu Besuch, um ihn als „Eule“ auf der Bühne zu erleben, aber auch, um Dieter Wedel „Hallo“ zu sagen. Er hatte die Ehre, dem Regisseur bei den Nibelungenfestspielen in Worms als Hospitant über die Schulter zu schauen, als er seinen Vater dort während seines Engagements besucht hat.

Wer Markus Majowski in Bad Hersfeld nicht nur zufällig in der Stadt treffen möchte oder den beliebten Schauspieler auf der Bühne der Stiftsruine oder im Buchcafé erleben will, sondern sich auch für sein Leben mit der Suchterkrankung interessiert, ist herzlich zu seiner Lesung am Sonntag, den 26. Juli, um 16.00 Uhr im Buchcafé eingeladen. Der Lesung aus seinem Buch „Markus, glaubst du an den lieben Gott?“ soll ein offener Dialog folgen. Weitere Informationen unter www.bad-hersfelder-festspiele.de (Gudrun Schmidl) +++


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