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REGION NACHGEDACHT 179

Die Angst, nicht ge"likt" zu werden ....Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestu-dium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche, bestand nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach auch das zweite Staatsexamen und ist seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 Lehrerin an einer Fuldaer Mädchenschule. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 179 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

12.06.16 - Haben Sie schon einmal ihr Mittagessen fotografiert und es anderen gezeigt, damit die Mitmenschen wissen, was Sie essen? Haben Sie schon einmal mehrfach am Tag jemandem mitgeteilt, wo Sie sich befinden, damit andere wissen, was und wo sie es etwas Spannendes und Interessantes tun? Haben Sie schon ihren Beziehungsstatus mitgeteilt, damit alle wissen, dass Sie nicht allein sind? Genau diese drei Dinge und noch viel, viel mehr tun Menschen jeden Tag, zu jeder Stunde, überall auf dem Kontinent. Die "Selbstmitteilungen" und Selbstdarstellungen auf Facebook oder anderen sogenannten sozialen Netzwerken nehmen zu und gipfeln aktuell in hunderten Likes und Endlos-Selfie-Bildern.

Pardon für diese neuen Begrifflichkeiten, die - ach wie schade - noch nicht jedem bekannt sind? Sie hören hoffentlich meine Ironie heraus, liebe Leserinnen und Leser. Ich möchte mich auch deswegen nicht den Trends der Zeit widersetzen, aber einfach nur "mit der Zeit gehen" ist nicht genug, wir müssen auch kritisch mit der Zeit mitgehen. Und tatsächlich ist das Verhalten doch fragwürdig: alles mitteilen, alles fotografieren und alles aus unserem Privatleben freiwillig preisgeben. Welchen Preis erhoffen wir uns denn für unsere "Selbstvermarktung"? Was erhoffen wir uns davon, dass unsere "2143 wirklich guten Facebook-Freunde" so gut wie alles über uns wissen?

Wahrscheinlich ist es zu banal, aber es geht doch womöglich "nur" darum: gesehen zu werden. Man möchte wahrgenommen werden. Für viele Menschen besteht nämlich die größte Angst darin, selbstverständlich, gewöhnlich oder sogar uninteressant zu sein. Die Angst, nicht mehr gesehen zu werden, wird dann im Internet kompensiert: Jeder "Like" bringt scheinbar die Erfüllung. Und eigentlich ist das, was dahinter steckt, ein Wunsch, der Verständnis in mir hervorruft: Der Wunsch, angeblickt zu werden, ist gleichzusetzen mit akzeptiert, angenommen und verstanden zu werden. Das kann aber nur ein Blick schenken, der nicht nur direkt in die Augen geht, sondern in die Tiefen des Herzens vordringen kann. Und nur solche liebevollen, wertschätzenden Blicke haben ein "Like" verdient.  (Christina Leinweber) +++


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