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- Christina Lander - seit 220 Wochen auf OSTHESSEN|NEWS

REGION Nachgedacht ... (220)

In welcher Zeit leben wir?... Gedanken von Christina Lander

Geboren 1988 in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologie-studium für sie vorbestimmt und beschlossen. Christina Lander studierte Germanistik und Theologie in der nächsten Bischofsstadt Paderborn. Nach dem Referendariat ging sie in den Schuldienst und arbeitet seit 2013 als Kolumnistin bei OSTHESSEN|NEWS.DE . Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (heute zum 220. Mal) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

26.03.17 - In welcher Zeit leben wir? Ich frage mich immer einmal wieder, wie unser jetziges Jahrzehnt wohl in den nächsten Jahren beschrieben wird. Mittlerweile gibt es zahlreiche Sendungen über die 90er, den Lebensstil, die Klamotten und Alltäglichkeiten der damaligen Zeit, vor ein paar Jahren waren noch die 80er Party hip. Aber was ist es, was uns jetzt ausmacht? Naja, ich denke, dass das Smartphone wohl ganz weit vorne mitwirkt. Neben diesem ist in unserer Gegenwart vielleicht auch noch das Internet omnipräsent.

Aber wie ticken wir? Was hat sich vielleicht seit den 90er Jahren verändert? Natürlich können Sie das womöglich besser beschreiben, da ich damals ein glückliches Kind war, das seine Zeit nicht reflektierte, sondern draußen im Garten spielte und auf der Straße mit seiner Schwester Fahrrad fuhr. Aber ich kann dennoch beschreiben, was mir zu unserem heutigen Leben einfällt.

Ich habe das Gefühl, dass wir heutigen Menschen Perfektion lieben: perfekt sein in allen Lebensbereichen. Zahlreiche Sendungen und Apps geben uns „Lebenshilfe“, die unser Leben angeblich vereinfachen sollen: Wie werden wir schlank in drei Tagen, wie können wir unseren Haushalt besser organisieren, was können wir am Wochenende kochen, wie sollten wir uns modisch kleiden, damit wir als modern gelten, wie …wie…wie…was…was…was… Und wenn wir dann noch in sozialen Netzwerken mit Fotografien unseres Lebens zeigen, wie perfekt wir sind, dann ist doch alles gut, oder!?

Neben diesem Streben nach Perfektion existiert noch eine kleine oder große Schwester, die sich „Defizitorientierung“ nennt. Wenn wir dann nämlich nicht perfekt sind, wird das von vielen Menschen sofort kommentiert: Der hat doch schon wieder einen Fehler gemacht, die hat doch sein Leben nicht im Griff… Das Internet hilft uns auch hier wieder dabei, Menschen, mit denen wir nie persönlich gesprochen haben, sehr schnell für ihr womöglich defizitäres Leben zu verurteilen.

Natürlich gibt es noch viel mehr über uns Menschen heute zu sagen, doch über diese beiden großen Aspekten, Perfektionsstreben und Defizitorientierung, haben wir vielleicht genug nachzudenken? (Christina Lander) +++


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