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Der Berg ruft... - Gedanken von Christina Lander
29.10.17 - Der Puls steigt rasant, die Augen sind stark auf den Weg gerichtet, auf die Steine, die als Trittbrett dienen können, die Muskeln sind lange auf Leistung eingestellt, der Gang beinahe für viele Meter gebeugt, es geht hinauf auf den Berg, das Herz pocht. --- Dann irgendwann, nicht sofort kommt die Spitze, das Ende des mühsamen Weges ist erreicht. Und man blickt hinab, auf die winzige Pfade, die man eben noch gelaufen, ja teilweise gekrochen ist, um an diesen Punkt zu kommen.
Der Blick auf das, was hinter dir liegt, ist von Adrenalin und Glücksgefühl durchmengt, du bist stolz und müde und kannst einfach nicht glauben, welch schöne Welt sich vor deinen Augen auftut. Deine exponierte Stellung erlaubt dir einen kurzen Moment von Gelassenheit, denn alles ist so klein vor dir und du bist allem erhaben.
Liebe Leserinnen und Leser, ich schreibe heute von einem Gefühl, das ich im Kurzurlaub erleben durfte: Bei einem Wandertrip durch die Wälder und Wiesen ging es einen nicht ganz kleinen Berg hinauf, der Anstieg war steil und der Blick gigantisch. Und da fiel mir ein, welch besondere Stellung dem Berg in der Bibel und dem Berg als Metapher zukommt. Jesus betet nicht nur einmal auf dem Berg, es ist der Punkt, an dem der Mensch dem Himmel am nächsten kommt. Hier wird eine gewisse Gottesnähe möglich, nicht zuletzt, weil die imposante Wunderwelt der Schöpfung vor dem Auge aufsteigt. Aber auch die Metapher des Berges ist für den Menschen interessant: Er steht für eine Anstrengung, die nur mit Mühe genommen werden kann.
Aber die Anstrengung wird belohnt: Sie entpuppt sich auf der Spitze als eine neue, aus eigenen Kräften erklommene Welt, als ein genommenes, bearbeitetes Hindernis, das jetzt viel kleiner erscheint als zuvor. Menschen in Krisen sehen ihre Probleme gleich einem riesigen Berg, den es irgendwann mit viel Kraftanstrengung zu besteigen gilt. So wird deutlich, dass es nicht einfach ist, etwas zu „bearbeiten“, das schwierig erscheint. Doch die Anstrengung wird am Ende belohnt. So wird der Berg zum Hoffnungsbild. Wie gut, dass wir Fuldaer so viele Berge um uns haben, um das Gefühl beim Bergsteigen hautnah erleben zu können. (CHRISTINA LANDER) +++