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REGION Nachgedacht ... (248)

Zwischen höflich und sauer... - Gedanken von Christina Lander

Geboren 1988 in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologie-studium für sie vorbestimmt und beschlossen. Christina Lander studierte Germanistik und Theologie in der nächsten Bischofsstadt Paderborn. Nach dem Referendariat ging sie in den Schuldienst und arbeitet seit 2013 als Kolumnistin bei OSTHESSEN|NEWS.DE . Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

26.11.17 - In der letzten Woche – leider Gottes – habe ich mehrfach Kontakte mit anderen Mitmenschen gehabt, die mich an den Rand der Höflichkeit getrieben haben. Mir wurden Dinge unterstellt, die ich nicht getan habe, mir wurde Gelächter entgegengebracht, das ich nicht verdient habe. Ein Beispiel muss ich Ihnen erzählen – natürlich wahre ich die Identität der Person. Ort des Geschehens war ein Fachmarkt, den ich aufsuchte, um ein defektes Gerät einschicken zu lassen. Ich kam in den Laden und die Verkäuferin an der Kasse zählte gerade ihr Geld. Sie blickte nicht hoch und interessierte sich keineswegs für mein Erscheinen.

Nachdem ich, ohne mit ihr gesprochen zu haben, einen kleinen Schritt in den Laden hineinlief, um nach einem Serviceschalter zu schauen, pfiff mich die Dame ungnädig zurück und meinte unhöflich, was ich denn wolle, ich dürfe nicht mit dem Gerät in den Laden. Ich sagte: „Entschuldigung, aber ich dachte Sie seien nicht ansprechbar.“ Da ich mich durch ihre unhöfliche Art nicht wohl fühlte, musste ich ihr irgendwie sprachlich vermitteln, dass ich Hilfe benötigte, die ich aber von ihr nicht bekam und so fälschlicherweise in den Fachmarkt ging.

Und dann kam eine Antwort, die ich niemals erwartet hätte. Die Frau lachte mich aus. Sie sagte: „Nicht ansprechbar? Ansprechbar – ist das überhaupt ein Wort?“ Ein Lacher. --- Sie können vielleicht erahnen, dass ich kaum etwas auf solch eine Antwort zurückgeben konnte. Also versuchte ich ihr mit neuen, angesäuerten aber gewählten und gefassten Worten zu erklären: „Sie waren abgelenkt und haben mir keine Aufmerksamkeit geschenkt. Deswegen bin ich in den Laden mit dem Gerät gelaufen.“ Auch diese Antwort führte nicht dazu, dass sie mich zu verstehen schien, jedenfalls durfte ich dann, nachdem ich einen kleinen Kleber auf mein Gerät geklebt bekam, in den Laden.

Um die Frau in Schutz zu nehmen: Ich werde sie mit meinem Versuch, in den Laden zu gehen, genervt haben. Das verstehe ich. Allerdings darf man einen Kunden nicht auslachen, man darf grundsätzlich niemanden auslachen. Und hier ist die Crux, bei der Nächstenliebe so schwierig wird: Wenn wir uns in unserer Ehre angegriffen fühlen und auch wenn uns jemand unrecht tut, ist es schwer, freundlich zu bleiben.

Und Christen – so meine ich – sollten auch einmal Unrecht benennen dürfen, Jesus hat das mehrfach getan. Im Tempel hat er sogar einmal die Fassung verloren. Natürlich möchten wir, wenn wir uns ärgern, nur zu gern zurück“schlagen“. In diesem Zusammenhang erscheint mir aber wirklich nur Folgendes richtig: Sauer und laut zu werden, ist einfach, gefasst zu bleiben, ist schwierig - aber der bessere Weg. Und das schwierigste überhaupt ist es, dem anderen Menschen, der uns getroffen hat, zu verzeihen. Das allerdings ist so schwer, dass wir es wohl ein Leben lang einüben müssen. (Christina Lander) +++


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