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Die Kamax-Mitarbeiter wollen die Werksschließung in Alsfeld nicht einfach so hinnehmen. Bereits zweimal demonstrierten sie in Alsfeld gegen die Entscheidung der Geschäfsführung. - Fotos: IG Metall Mittelhessen

ALSFELD Standortschließung im Sommer 2021

Jetzt packt ein Kamax-Mitarbeiter aus: "Man fühlt nur noch Wut!"

16.07.20 - Jahrelang arbeitet Jonas S. (Name von der Redaktion geändert) schon bei der Firma Kamax in Alsfeld (Vogelsbergkreis). Immer war er zufrieden, das Arbeitsklima hat gepasst, das Gehalt auch. Doch mit dem Mitarbeiterschreiben am 18. Juni dieses Jahres hat sich die Situation bei den Angestellten des größten Arbeitgebers der Region geändert. Denn das Werk soll laut der Geschäftsführung im Sommer nächsten Jahres schließen. 

Schon vor dem Schreiben Mitte Juni an die Mitarbeiter gab es in den letzten Jahren in der Vogelsberger Firma Vorfälle, die zu Unmut bei den Mitarbeitern geführt haben. Seit 13 Monaten arbeitet Jonas bereits in Kurzarbeit - und damit nicht genug: "2017 wurde eine Vereinbarung getroffen, dass wir zwei Stunden länger, also für umsonst arbeiten. Dafür wird es aber vonseiten der Geschäftsführung keine Werksschließungen oder Kündigungen bis 2022 geben", berichtet S. im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Die Begeisterung bei uns Mitarbeitern hielt sich in Grenzen, aber das mussten wir quasi so hinnehmen. Außerdem hat die Geschäftsleitung zu uns gesagt, dass dieses Geld in die Zukunft investiert wird." Davon haben die Mitarbeiter jedoch bis heute laut S. nichts gesehen: "Außer dass neu gestrichen wurde oder ein Blitzableiter eingebaut wurde, haben wir in Alsfeld von diesen Zukunftsinvestitionen nichts gemerkt." Und auch die Vereinbarung, dass es keine Werksschließung in Alsfeld geben wird, ist wohl für die Leitung hinfällig - "die wollen die Vereinbarung jetzt anfechten".

Große Zukunftsmusik im Januar

Gerüchte über eine Werksschließung in Alsfeld habe es schon länger gegeben, "geredet wird natürlich immer". Doch die Arbeitsplätze schienen im Januar dieses Jahres noch sicher, "denn da haben sie uns noch die neuen Unternehmensrichtlinien und Umstrukturierungen präsentiert und uns zugesichert, dass der Standort in Alsfeld erhalten bleibt", erklärt Jonas. Mitte Juni platzte mit dem Mitarbeiterschreiben, welches per Mail an jeden einzelnen verschickt wurde, die Bombe: Das Werk in Alsfeld schließt.

Die Geschäftsführung erklärte in dem Schreiben: "Diese Entwicklung bedauern wir sehr, aber ohne diese Maßnahmen sehen wir keine Chance, den Kamax-Standorten und somit auch den verbleibenden Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive zu geben." Wir haben unsere Planung sehr sorgfältig vorbereitet und wissen, dass diese für die Beschäftigten in Alsfeld eine sehr schwierige Entscheidung ist", heißt es. Außerdem nennt die Leitung als primären Grund die aktuell kritische Corona-Lage. 


"Corona ist nur ein Vorwand"

Doch das glauben die Mitarbeiter der Kamax nicht: "Das ist nur ein Vorwand. Die hatten schon länger in den Köpfen, dass sie Alsfeld schließen - die jetzige Situation spielt ihnen perfekt in die Karten. Wenn es so schlecht aussieht, warum sollten sie dann in der Slowakei ein neues Werk bauen? Das eine passt nicht zum anderen. Da fühlt man wirklich nur noch Wut." Zwar ist die IG Metall derzeit in Verhandlungen mit der Kamax-Geschäftsleitung, S. ist aber davon überzeugt, dass es zur Werksschließung im nächsten Jahr kommen wird. "Letzte Woche waren zwei Leute aus der Geschäftsleitung bei uns im Werk. Einer von den beiden hat gesagt, dass sie jedem Mitarbeiter raten, sich schnellstmöglich einen neuen Job zu suchen. Denn sie wollen das Werk definitiv schließen." 

Für Jonas ist dies lediglich Druckmacherei: "Die, die sich jetzt schon einen neuen Job suchen, müssen von der Kamax nicht gekündigt werden. So steht die Geschäftsführung gut dar - denn wenn von den 220 Mann schon 70 früher gehen, können sie ja sagen, dass sie "nur" noch 150 Leute entlassen müssen. Das klingt natürlich viel besser." Doch wie sollen die Mitarbeiter nun reagieren? Besser sich jetzt wirklich schon einen neuen Job suchen, oder erst einmal warten? "Es ist schwierig. Man will nicht irgendwann auf der Straße sitzen, aber wenn man vorzeitig geht, ist die Abfindung hin. Und die möchte man ja schon für die jahrelange Arbeit auch bekommen." 

Erst einmal geht es für alle am Kamax Standort in Alsfeld weiter - auch wenn bei den Mitarbeitern weder Elan da ist, noch die Stimmung gut ist. "Schlechter geht es gar nicht. Wir fragen uns, für was wir diese Arbeit überhaupt noch machen." (Luisa Diegel) +++


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