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Dr. Tobias Hermann – Geschäftsführer Klinikum Hersfeld-Rotenburg. - Foto: Klinikum Hersfeld-Rotenburg

BAD HERSFELD So ist die Lage in den Kliniken (7)

Klinikum Hersfeld-Rotenburg: "Mitarbeiter stoßen an ihre Grenzen"

14.12.20 - Die Corona-Infektionen steigen täglich weiter an. Viele Kliniken sind am Limit, haben kaum noch freie Intensivbetten. Die Situation in den Krankenhäusern ist dramatisch: Keiner weiß, wie sich die Corona-Lage in Zukunft entwickelt. Wir haben in den Kliniken in Osthessen nachgefragt. So ist die Lage aus Sicht von Dr. Tobias Hermann – Geschäftsführer Klinikum Hersfeld-Rotenburg.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen erreicht stetig neue Tageshöchststände in Hessen: Droht den Krankenhäusern der Corona-Kollaps?

"Leider können wir keine generelle Aussage dazu treffen, was andere Krankenhäuser  und Kliniken in Deutschland betrifft. Es gilt, das Infektionsgeschehen regional zu betrachten und somit auch von Klinik zu Klinik unterschiedlich zu bewerten.

Der Anstieg der Fallzahlen schlägt sich auch bei uns im Kreis Hersfeld-Rotenburg nieder und fordert die Mobilisierung aller Kräfte sowie eine täglich neue Orientierung und Organisation, um sich auf die Lage einzustellen. Sicher ist, dass unsere Mitarbeiter bei der aktuellen Versorgung von Covid- und anderen Patienten an ihre physische und psychische Belastungsgrenze stoßen."

Immer mehr Kliniken melden Personalengpässe, weil Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen oder sich gar selbst mit Corona infiziert haben: Muss notfalls - wie beispielsweise in Bayern oder Bremen - auch infiziertes Personal zum Einsatz kommen?

"Prinzipiell gilt es, den Einsatz von an Covid-erkrankten Mitarbeitern, auch wenn diese symptomfrei sind, zu vermeiden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine solche Notlage allerdings bei uns auch noch nicht eingetreten. Im Ernstfall wird die Entscheidung darüber durch die lokalen Gesundheitsbehörden getroffen werden."

Die zweite Corona-Welle trifft Hessen hart: Befürchten Sie, möglicherweise die sogenannte Triage anwenden und damit über Leben und Tod entscheiden zu müssen?

"Eine Triage ist das letzte Mittel in Katastrophenfällen. Dies in der Öffentlichkeit zu thematisieren ist in unseren Augen nicht zielführend, da wir aktuell eine angespannte, aber keineswegs aussichtslose Lage in den Kliniken vorfinden. Vielmehr sollte es unser Ziel sein, die Möglichkeiten in unserer Gesellschaft auszuschöpfen, um die zweite Welle zu brechen – damit wären derartige Überlegungen überflüssig."
 
Die Kliniken stehen auch vor großen finanziellen Herausforderungen: Welche Botschaften und Erwartungen haben Sie an die Politik?

"Das deutsche Gesundheitssystem hat gleichermaßen große Stärken und Schwächen. Die Hoffnung liegt darin, dass die Pandemie einen Veränderungsprozess einleiten kann, der sich sowohl mit medizinischem als auch ökonomischen Sachverstand den sichtbaren Schwächen annimmt und so zum Garanten wird, auch zukünftig ein leistungsfähiges System vorzufinden. Dies wird ein schmerzhafter Prozess sein, der nicht jedem gefällt - das liegt in der Natur eines jeden Veränderungsprozesses. Von der Politik wünschen wir uns die passenden Rahmenbedingungen, um Probleme an ihrer Wurzel anzupacken. Es ist wichtig, dass diese Probleme jetzt angegangen werden und wir nicht den Mut verlieren. Eine reine Kostendämpfungspolitik ohne grundlegende Veränderungen wird langfristig nicht die Lösung des Problems sein. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass durch Sparen nur eine "Magersucht des System" bewirkt wird - schlanker wird es, aber nicht gesünder." (nb) +++

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