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FULDA Unterwegs mit dem Abwasserverband (1)

Maßnahmen gegen Starkregen - Hochwasser und Überflutungen bekämpfen

28.12.21 - Die Starkregenereignisse aus dem Sommer sowie die Bilder von überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern in Osthessen bleiben wohl noch vielen Menschen im Gedächtnis. Mehr als zwei Stunden regnete es am 5.Juni wie aus Eimern. Innerhalb einer Stunde gab es in Fulda 55 Liter Regen pro Quadratmeter - in der gesamten Stadtregion herrschte Ausnahmezustand. Doch welche Vorkehrungen gibt es, um solche Katastrophen zu vermeiden? OSTHESSEN|NEWS hat hinter die Kulissen des Abwasserverbandes geblickt und geeignete Maßnahmen gegen Hochwasser gefunden.

Gemeinsam mit Jürgen Fehl, Geschäftsführer des Abwasserverbands Fulda und der ...Fotos: Carina Jirsch

Die gewaltige Kraft des Wassers wird bei unserer Tour unter Tage immer wieder spürbar. ...

Die Profis der Kanalkolonne

Eine Einrichtung für die Vermeidung solcher Überflutungsereignisse findet man in der Biebersteinstraße nahe den Kaiserwiesen. Dort befindet sich eines von über 50 Regenüberlaufbecken im Stadtgebiet Fulda. Dort wird Abwasser - sogenanntes Mischwasser - beim Regenereignis zwischengespeichert. "Wenn es zu stark regnet, kann nicht so viel Wasser zur Kläranlage geführt werden. Damit überschüssiges Wasser nicht ins Gewässer eingeleitet werden muss, wird es hier zwischengespeichert und erst im Nachgang in die Kläranlage zugeführt und gereinigt", erklärt Jürgen Fehl, Geschäftsführer vom Abwasserverband Fulda. Insgesamt 1880 Kubikmeter fasst das Becken. 

Regenrückhaltebecken im Waidesgrund

Das Gatter wurde beim Hochwasser im Sommer aus seiner Verankerung gespült. ...

Zu einem Regenüberlaufbecken gehört auch jede Menge modernisierte Technik. Im sogenannten Drosselschacht des Beckens führt die Abwasserleitung am Becken vorbei. Durch ein elektronisches Durchflussmessgerät wird die Wassermenge gemessen, ein Plattenschieber reguliert dann den Durchfluss auf eine definierte Menge. "Das Wasser, was mehr kommt, wird dann ins Becken abgeschlagen, das Kanalnetz weiß dann, wann Wasser ins Becken muss, damit es erst ab einem bestimmten Regenereignis beansprucht wird", so Fehl, der betont: "Durch die definierte Wassermenge steuern wir, wann das Becken befüllt wird. Anhand der Füllstandmessung können wir sehen, wie voll es ist und so Kenntnis von einer Überflutungssituation bekommen". Verhindern könne man ein Hochwasser aber dadurch nicht.

Regenüberlaufbecken dient dem Hochwasserschutz

Ein weiterer wichtiger Bereich für den Hochwasserschutz ist der Waidesgrund. Bei den Starkregenereignissen im Sommer herrschte oberhalb der Ochsenwiese Land unter. "Wenn höhere Abflüsse kommen, zum Beispiel bei Starkregen, so wie Anfang Juni, dann gibt es hier eine Drossel, also eine Reduzierung des Abflusses, das restliche Wasser wird aufgestaut - insgesamt bis zu 20.000 Kubikmeter. Am 5. Juni war das Becken innerhalb von 20 Minuten voll und ist dann tatsächlich über die Überlaufschwelle übergelaufen. Das gab es über 25 Jahre nicht", so Fehl.

Das Bauwerk wurde bereits in den 70er Jahren errichtet und dient auf diese Weise schon 50 Jahre dem Hochwasserschutz. "Hier wird so viel Wasser zurückgehalten, dass im weiteren Bereich, wo die Waides bekanntlich durch eine Verdohlung unterm Domplatz durchfließt und noch weiter unten an der Tränke, schlimmere Überflutungen verhindert werden können. Wenn dieses Becken nicht gewesen wäre, hätte der 5. Juni in Fulda ganz andere Auswirkungen gehabt", ist sich der Geschäftsführer des Abwasserverbands sicher.

Ein spezieller Rechen filtert die Grobstoffe.

Spezieller Rechen filtert Grobstoffe

Wenige hundert Meter flussaufwärts befindet sich ein weiteres Regenüberlaufbecken. Mit 3000 Kubikmetern Fassungsvermögen ist es das Größte im Bereich des Abwasserverbandes Fulda. Zusätzlich kommt hier ein ganz besonderes technisches Highlight zum Einsatz. "Hier wird, wenn die Kanäle überlastet sind, Abwasser über einen Regenüberlauf abgeschlagen. "Ein spezieller Rechen filtert dann Grobstoffe heraus, sodass nur verdünntes Wasser ins offene Gewässer eingeleitet wird", so Siegfried Weber, Leiter der Kanalkolonne.

Die reinigende Funktion der oberen Anlage kommt den Regenüberlaufbecken an der Ochsenwiese und im Innenstadtbereich zu Gute – hier wird lediglich gefiltertes Wasser in die überirdisch fließende Waides eingeleitet. Gleichzeitig wird die umliegende Kanalisation deutlich entlastet. Doch nicht überall haben die Einrichtungen schon so lange Bestand wie hier.

Immer wieder findet man Feucht- und Reinigungstücher.

Neuer Stauraumkanal in Künzell soll Abhilfe schaffen

Im Harbacher Weg in Künzell gab es in den letzten Jahren immer wieder Hochwasserprobleme. Mit dem Bau eines sogenannten Stauraumkanals sollen hier zukünftig die Keller trocken bleiben. Die unterirdische Vorrichtung bietet genug Volumen, um überschüssiges Wasser bei Starkregenereignissen zu speichern. Gespeichert wird dort Abwasser, welches bei einem Regenereignis zwischenzeitlich nicht abgeführt werden kann. Ausgangspunkt für die Baumaßnahme waren hydraulische Probleme."Hier ist früher regelmäßig bei stärkeren Regenereignissen Wasser aus dem Kanaldeckel ausgetreten. Dieses ist dann oberflächlich abgeflossen und hat Probleme bereitet. Der Stauraumkanal soll in diesem Fall nun Abhilfe schaffen", so der Geschäftsführer. 

Auch wenn Hochwasserereignisse sich wohl auch zukünftig nicht komplett vermeiden lassen – mit raffinierten Bauwerken und klugen Konzepten können Überflutungen im Gebiet rund um Fulda zumindest ein bisschen eingedämmt werden. (Lea Hohmann) +++

Hier findet man auch viele Dinge, die eigentlich nichts im Abwasser zu suchen haben. ...

Regenüberlaufbecken im Waidesgrund

Im Juni war die Fläche innerhalb kürzester Zeit vollgelaufen.


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