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SEK holt zwei Aktivisten nach fünf Stunden aus luftiger Höhe: Festnahme!
27.11.21 - Erneut streiken die Mitarbeiter von Amazon in Bad Hersfeld: Die aktuell laufende Black-Friday-Woche hat die Gewerkschaft Verdi zum Anlass genommen und die Angestellten dazu aufgerufen, die Arbeit von Donnerstag bis Samstag niederzulegen. Am Freitag mischen nun auch Umweltorganisationen mit, Aktivisten protestieren vor dem Werk.
Extinction Rebellion Göttingen schreibt dazu auf Twitter: "Wir blockieren heute Amazon, denn die Art und Weise, wie wir wirtschaften, ist nicht zeitgemäß, es ist lebensmüde und kostet in Zukunft Milliarden von Menschen das Leben." Zwei Menschen sitzen seit 7 Uhr auf einer Konstruktion aus Bambus und Stahlseil in luftiger Höhe.
Räumung nach fünf Stunden Eine Aktivistin sagt dazu im Gespräch am Morgen mit OSTHESSEN|NEWS: "Das ist ein Beacon - Premiere heute in Deutschland." Jeder einzelne Teil davon sei tragend, "die Polizei kann und darf nichts kappen, um zu räumen. Dann würde sie die beiden Menschen in Lebensgefahr bringen. In Großbritannien hat es damals um die acht Stunden gebraucht, um es zu räumen. Ich denke, das werden wir heute toppen".
Die Aktivistin sollte nicht Recht behalten: Gegen 12 Uhr, also etwa fünf Stunden später, konnte das Höheninterventionsteam vom SEK die beiden Männer sich zu Boden bringen. Allerdings war die Räumung komplizierter als gedacht: Die Beamten versuchten es erst mit der Drehleiter der Feuerwehr Bad Hersfeld, dann wurde ein zusätzlicher Kran angefordert, da das Konstrukt zu wacklig war. Einer der beiden wehrte sich vehement, er wurde von der Polizei festgenommen.
Gegen die Personen werden nun mehrere Strafverfahren, unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung und des Verdachts auf Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, eingeleitet. Darüber hinaus wird geprüft, ob sie für die Kosten des Einsatzes herangezogen werden können.
"Block Friday"
Wie Extinction Rebellion mitteilt, sind am heutigen Black Friday europaweit 14 Aktionen geplant - darunter auch in Bad Hersfeld wegen des großen Logistiklagers. Aktivistin Auri: "Wir sind nach dem Motto 'Block Friday' hier. Amazon fährt weiterhin die Devise 'maximales und exponentielles Wachstum'. Und dieses Wachstum auf einem endlichen Planeten widerspricht sich."Die Protestaktion sorgte am Freitagmorgen für Chaos auf den Straßen von Bad Hersfeld. "Schon ab der Hünfelder Straße ging gar nichts mehr", sagt uns unser Reporter vor Ort.
Amazon: "Nehmen Verantwortung sehr ernst" Amazon reagiert in einem Statement auf die Protestaktion am Freitagmorgen: "Wir nehmen unsere Verantwortung bei Amazon sehr ernst. Hierzu gehört unsere Verpflichtung, bis 2040 CO2-neutral zu sein – 10 Jahre vor dem Pariser Klimaabkommen. Zudem bieten wir exzellente Löhne und Zusatzleistungen in einer sicheren und modernen Arbeitsumgebung und unterstützen die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die über Amazon verkaufen. Wir wissen, dass es immer noch mehr zu tun gibt. Deshalb werden wir für unsere Mitarbeiter, Kunden, die vielen kleinen Unternehmen und die Gesellschaft in Deutschland auch weiterhin investieren und Erfindungen vorantreiben. Wir sind stolz darauf, allein in diesem Jahr über 5.000 neue unbefristete Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Wir bedanken uns bei allen Mitarbeitenden, LKW-Fahrerinnen und -Fahrern und bei den Einsatzkräften für ihre Geduld und ihr Engagement. Wir sind auch weiterhin für die Menschen in der Region da."
"Neu verpackte Produkte landen im Müll" Auch die Umweltorganisation Greenpeace fordert von Amazon Ressourcenschutz für Klimaschutz - denn laut Recherchen der Organisation würden beim Onlineversandhändler noch verpackte Produkte ausgepackt und zerschnitten werden und dann im Müll landen:
"Am Standort Winsen werden an acht Arbeitsplätzen, die Amazon 'Destroy-Stationen' nennt, originalverpackte Produkte für die Vernichtung vorsortiert. Amazon entsorgt so allein an einem Standort jede Woche mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Ware, von T-Shirts über Bücher bis hin zu fabrikneuen Elektroartikeln", heißt es von Greenpeace. Filmaufnahmen eines Greenpeace-Rechercheurs würden dies belegen. "Für die Enthüllung hat ein Greenpeace-Rechercheur mehrere Wochen als Angestellter im Amazon-Logistikzentrum in Winsen gearbeitet und die Vorgänge dokumentiert."
Auch dazu äußerte sich Amazon am Freitag: "Der Umgang mit Retouren und unverkauften Waren ist für alle Händler eine Herausforderung – für Ladengeschäfte und Onlinehändler wie Amazon. Unsere Priorität ist es, diese Artikel weiterzuverkaufen, zu spenden oder zu recyceln – in dieser Reihenfolge. Wir arbeiten intensiv daran, die Entsorgung von Produkten weiter zu reduzieren. Denn sie ist für uns wie für jeden anderen Einzelhändler die ökologisch und wirtschaftlich unattraktivste Option." (Luisa Diegel) +++