Hilfskonvoi: Kinder nach tagelanger Kriegs-Flucht in Siegwinden angekommen

07.03.22 - Rund 60 Stunden waren sie unterwegs, haben kaum geschlafen und ihre Klamotten ebenso wenig gewechselt: Die Familie Sell und zahlreiche Helferinnen und Helfer sind in der Nacht zum Montag aus Polen zurückgekehrt.

Sie haben zwölf Transporter voll mit Hilfsgütern nach Krakau und nach Medyka an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. In diesen rund 60 Stunden haben sie mit eigenen Augen erfahren, wie dramatisch die Situation ist.

Marco Sell und sein Sohn Lucian haben die Hilfstransporte organisiert und berichtete am Wochenende gegenüber OSTHESSEN|NEWS und den sozialen Medien, welche Eindrücke sie haben (siehe weitere Links unterhalb von diesem Artikel). Dank zahlreicher weiterer kurzfristiger Geldspenden haben sie in Krakau und der Grenzregion viele Hilfsgüter einkaufen können - zum Beispiel 1.300 Decken.

An der polnisch-ukrainischen Grenze bei Medyka

Der Familienhund Bella

und die Katze Bassa der Familie aus der Ukraine

"Nach dem Großeinkauf gestern haben wir bis 03:00 Uhr heute früh an der Grenze über 1.300 Decken verteilt, damit die Menschen nicht frieren. Danach drei Stunden im LKW geschlafen, noch immer die Klamotten vom Donnerstag an, nichts gegessen heute - um 06:00 Uhr und nach einem Kaffee ging es zum Verteilzentrum Nähe Medyka, wir wurden direkt vom Militär bedient und unsere Transporter/LKW mit deren Hilfe abgeladen", schrieb zum Beispiel der 28-jährige Lucian am Sonntag auf seiner Facebookseite.

Die aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen hätten an den Fensterscheiben der Transporter geklopft, sie wollten mit in Sicherheit. Sells beschrieben unter Tränen, dass es in der Grenzregion kaum zu essen und zu trinken gebe und die Menschen frieren.

"Brücke zur Heimat" in Siegwinden nimmt Familien auf

Das Ehepaar Michael und Tabea Kania von der Initiative Brücke zur Heimat in Siegwinden ...

Der große Saal mit den vielen Hilfsgütern

Glücklich sind die Helferinnen und Helfers aus Friedewald und der Region darüber, dass sie eine Familie mit drei Frauen und sieben Kindern mitnehmen konnten. In der Nacht zum Montag sind sie in Siegwinden angekommen. Die Initiative "Brücke zur Heimat" in dem Weiler nahe Odensachsen (Haunetal, Landkreis Hersfeld-Rotenburg) hat die Familie aufgenommen. Bereits seit mehreren Tagen laufen dort die Vorbereitungen. Tabea Kania hatte einen Aufruf im Kindergarten in Neukirchen gemacht. "Ich bin sprachlos, wie uns die Leute hier unterstützen und Hilfsgüter spenden", sagte Kania gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

Der örtliche Edeka-Markt habe am Sonntagabend extra für sie geöffnet, damit sie einkaufen können und Lebensmittel für die kurzfristig ankommenden Familien haben. Weitere Informationen zur Initiative gibt es im Internet unter der Adresse www.siegwinden.de . "Wir freuen uns vor allem über viel Man- und Womenpower und über Geldspenden", sagt Kania. Denn zunächst müssen sie die Unterbringung und Verpflegung der geflüchteten Menschen selbst auslegen. Aber das nehmen sie in Kauf. "Die Hauptsache ist, dass den Menschen sofort geholfen wird", sagt Kania.

Unfassbares Leid der Menschen in der Ukraine

UNterstützung in Siegwinden

Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist riesig. Das Hilfsprojekt der Familie Sell steht als Beispiel für einige weitere Projekte in der Region. Sie alle wollen den Menschen, die aus den Kriegsgebieten geflüchtet sind, helfen. Wie die drei Frauen und sieben Kinder: "Sie leben 1.500 km östlich von Medyka. Sie haben 6 Tage im Bunker/Keller verbracht, die Männer sind noch dort, sie haben große Angst. Angekommen sind sie mit dem Zug", sagt Sell. Unterwegs auf dem Weg nach Deutschland erfuhr der 14-jährige Sohn der Familie, dass sein Freund in der Ukraine bei einem Angriff gestorben ist. "Das ist so schlimm", sagt Sell.

"Wir machen weiter"

Der Hilfskonvoi der Familie Sell in Krakau

Sie wollen am kommenden Wochenende mit weiteren Helferinnen und Helfer wieder nach Polen fahren. Die Organisatoren sind froh über die großartige Unterstützung von zahlreichen Privatpersonen, Unternehmen, Vereinen, Schulen und Kommunen in Osthessen: "Das war nur dank Eurer Unterstützung möglich", sagt Lucian. Mit weiteren Geldspenden wollen sie wieder wichtige Hilfsgüter einkaufen und so den geflüchteten Menschen an der polnisch/ukrainischen Grenze helfen: https://www.paypal.com/pools/c/8HNT2luNVL?fbclid=IwAR0RC9xhpvddF-wHo43x4dJpQCSSZryPKIHAZCkrOb0z87vk1qC2v-i_25s . (Hans-Hubertus Braune) +++

Marco Sell unter Tränen aus Medyka: "Es macht einen fix und fertig"

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