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Wo einst Müller Weber mahlte - Historische Wallingsmühle mit einem Clou
19.06.22 - Das Wasser des Baches Nüst plätschert entlang der Hauswand, weite Wiesen grenzen an. Das Mühlrad klappert und rotiert in seinem gewohnten Turnus. Malerisch fügt sich dieses Bild in das 37-Einwohnerdorf Hofbieber-Wallings inmitten der Rhön ein. Die Anfänge der historischen Wallingsmühle reichen dabei über 500 Jahre zurück. An Bedeutung hat die Anlange im Laufe der Jahrhunderte jedoch nicht verloren. "Es steckt so viel Tradition und Herzblut drin. Wir möchten auf das alte Handwerk aus früheren Zeiten aufmerksam machen und es am Leben erhalten, indem wir Führungen anbieten", erklärt Bianca Weber bei einem Rundgang.
In fünfter Generation ist die Mühle inzwischen im Besitz der Familie Weber. Erstmals wird diese im Jahre 1505 schriftlich erwähnt. Vater Helmut Weber begann mit 15 Jahren seine Ausbildung und übernahm 1961 die Anlage. "Er hatte noch den Beruf des Müllers richtig gelernt. Vor Ort wurde der Roggen zu Mehl verarbeitet. Alles ganz ohne Strom und mit viel Handarbeit", erinnert sich die Sozialpädagogin. Eine Tätigkeit, die Kraft erfordere, vor allem in Hinblick auf die großen Säcke. "Aber auch Durchhaltevermögen und Geduld waren nötig. Wenn etwas nicht stimmte, musste der Müller selbst mitten in der Nacht nach dem Rechten sehen." 1958 brannte die Mühle dann bis auf die Grundmauern komplett nieder. Der Wiederaufbau folgte.
Vom Hauptberuf zum Hobby
Die Zukunft des Müllers gestaltete sich perspektivisch immer schwieriger. "In den letzten zehn Jahren wurde das Mahlen immer weniger. Am Ende war es tatsächlich eher nur ein Hobby meines Vaters", so die 48-Jährige. Apropos Hobby: Nicht nur die alten Gerätschaften der Mühle wecken das Interesse der Besucher, auch die beeindruckende Sammlung aus 5.430 Zollstöcken an den Wänden ist ein wahrer Hingucker.
Tochter erhält Kulturgut
Die gebürtige Hofbieberin hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen ihres Vaters an die nächsten Generationen weiterzugeben. Besonders Schulklassen führt sie gerne durch die Räumlichkeiten. Willkommen sind beispielsweise auch Fahrradgruppen, sogar Junggesellenabschiede finden ihren Weg hierher. "Eine Besichtigung und Führung ist aber ausschließlich nach Terminvereinbarung möglich", betont Weber. Gleichzeitig gibt es an der Mühle stets etwas zu tun. "Es soll ja nicht verkommen, deshalb müssen wir die Anlage instand halten. Die Kosten hierfür sind hoch, aber wir investieren gerne in unser Herzensprojekt." Tatkräftige Unterstützung erhält sie von ihrem Mann Peter. "Er beweist immer wieder sein handwerkliches Geschick und lässt hier nichts stehen. Das kann auch mal Stunden in Anspruch nehmen. Ohne ihn würde sich hier einfach nichts mehr drehen." (Maria Franco) +++