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Nach Schließung im Dezember: Ortsbeirat will Dorfladen wieder eröffnen
04.07.22 - Vor einem halben Jahr gab es hier noch frisch gebackene Brötchen, leckeres Obst und Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Doch nun sind die Räumlichkeiten hinter der Glasscheibe des ehemaligen Dorfladens von Heiko Müller in Grebenhain-Crainfeld leergeräumt. Vor ein paar Monaten musste er den Tante-Emma-Laden mit Bäckerei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Jetzt will der Ortsbeirat den Dorfladen auf genossenschaftlicher Basis wieder eröffnen.
Am 4. Dezember vergangenen Jahres war Schluss mit der Bäckerei Müller und dem Edeka-Lädchen direkt im Ortszentrum von Crainfeld. Gleich darauf hatte der Ortsbeirat jedoch die Bürger in einem Infoschreiben darüber informiert, dass eine Wieder-Eröffnung auf genossenschaftlicher Basis geprüft werden soll. "Es gibt Privatpersonen, die das wirtschaftliche Risiko auf sich nehmen und einen kleinen Laden eröffnen", erklärt der Ortsbeirat. Im Vordergrund stehen hier nicht die Verdienstmöglichkeiten, sondern viel mehr die Leidenschaft und der Erhalt wichtiger Infrastrukturen.
Bürger packen selbst mit an
In den vergangenen Jahren entstehen in Deutschland immer mehr Dorfläden als Gemeinschaftsprojekt: Der Laden wird also nicht von einem privaten Ladenbetreiber geführt, sondern die Bürger packen mit an und nehmen die Sache selbst in die Hand. "Dabei ist es wichtig, dass nicht nur einzelne Gruppierungen im Ort von dem Konzept überzeugt sind, sondern vor allem die Bürger." Die Umsetzung soll hoffentlich auch im 400-Einwohner-Dorf Crainfeld klappen.
Der Erfolg vom Dorfladen hängt davon ab, ob die Bürger es schaffen, ausreichend Umsätze zu erzielen. "Nach einer ersten Grobkalkulation benötigen wir einen Umsatz von etwa 450.000 bis Euro 500.000 im Jahr. Dieses ist nur zu schaffen, wenn die Interessenten einen großen Teil ihrer Einkäufe im Dorfladen tätigen", heißt es vonseiten des Ortsbeirats. Also ganz nach dem Konzept: Erst wird im Dorfladen alles gekauft, was man bekommt - erst, wenn man dort etwas nicht erhält, wird es anderswo gekauft. "Uns ist bewusst, dass dieses Prinzip für den Einzelnen eine Umstellung bedeutet. Es erfordert teilweise einen zeitlichen, eventuell auch einen finanziellen Mehraufwand. Auf der anderen Seite wäre es ein Gewinn für die Bürger, insbesondere der älteren Bevölkerung von Crainfeld und der umliegenden Dörfer."
Regional und biologisch
Viele Bürger aus Crainfeld haben bereits ihre Unterstützung bekundet: Von 99 der 175 Haushalte gab es positive Rückmeldung - in den umliegenden Dörfern lag die Resonanz bei 40 Haushalten. "Insgesamt sind 286 Genossenschaftsanteile und damit 28.600 Eigenkapital für die geplante Genossenschaft zusammengekommen", informiert der Ortsbeirat. Enorm sei auch die Bereitschaft für die Übernahme der ehrenamtlichen Arbeit - mit zusammen 84 Stunden wöchentlich. "Wir verstehen dieses Ergebnis klar als Auftrag und werden nun die nächsten Schritte einleiten."
Und wie soll der Dorfladen in Zukunft aussehen? Viele Bürger haben sich für regionale und biologisch angebaute Produkte ausgesprochen. Eine Reinigungsannahme und ein Paketdienst wurde ebenfalls oft genannt. "Auch die Idee, einmal in der Woche Frischfisch zu verkaufen, fand bei uns Anklang." Ideen und Anregungen, die nun in die Tat umgesetzt werden sollen: "Zwei Sortimenter haben uns positive Rückmeldung gegeben und auch ein Bäcker, der uns beliefern möchte", erzählt Ortsvorsteherin Nicole Jäger im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Die ersten Hürden für eine Wieder-Eröffnung des Dorfladens sind also genommen - denn auch Familie Müller freut sich über die Initiative des Ortsbeirats und hat der Vermietung der Ladenräume einschließlich Ladeneinrichtung zugestimmt.
Jetzt muss Personal gefunden werden: Der Ortsbeirat plant mit zwei festangestellten sozialversicherungspflichtigen Mitarbeitern sowie in Ergänzung mit Minijobbern. Zusätzlich sollen verschiedene Aufgaben von ehrenamtlich tätigen Bürgern übernommen werden, um Personalkosten einzusparen. Dann kann der Laden vielleicht sogar schon im Oktober wiedereröffnen. (ld) +++