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Jetzt sitzt der falsche Notarzt Patrick P. im Gefängnis
21.10.22 - Und erneut bringt die Akte Patrick P. neue Details zum Vorschein. Während der 31-Jährige im Vogelsbergkreis und im Main-Kinzig-Kreis ohne entsprechende Befugnis als Notarzt tätig war, wurde er in seiner Heimat Baden-Württemberg bereits in anderer Sache verurteilt. Die Ereignisse überschlagen sich.
Was bisher bekannt war:
27 Einsätze soll der Notarzt-Schwindler im Vogelsbergkreis auf dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) gefahren sein. Ob es dabei auch zu etwaigen Fehlbehandlungen von Patienten gekommen ist, ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Gießen. "Gegenstand des Verfahrens sind unter anderem die Vorwürfe des Missbrauchs von Berufsbezeichnungen, des Betruges sowie der Urkundenfälschung. Konkret wird dem Beschuldigten zur Last gelegt, sich zu Unrecht als Notarzt ausgegeben zu haben und als solcher auch im Rettungsdienst tätig gewesen zu sein", erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger gegenüber O|N.
Vier Wochen lang war der 31-Jährige als Notarzt in Osthessen tätig. Vermittelt wurde er über die bundesweit tätige Notarzt-Börse mit Sitz in Pogeez (Schleswig-Holstein). "Der Schwindel fiel bei uns auf, als die Person einen weiteren Einsatz übernehmen wollte, aber immer noch keine beglaubigten Unterlagen bei uns vorlagen. Wir schöpften Verdacht und erstatteten Anzeige", so die Notarzt-Börse auf Nachfrage.
Betrug auch im Stuttgarter Raum
Beinahe zeitgleich suchte der Lauterbacher Autohändler Hans-Jürgen Rockel die Polizeistation auf, nachdem dieser von dem angeblichen Notarzt um 20.000 Euro betrogen wurde. (Lesen Sie hier mehr zum Thema.) In diesem Zusammenhang kamen weitere Betrugsfälle ans Licht.Neue Details
Der junge Mann wurde im Raum Stuttgart bereits verurteilt - und zwar wegen Betrugs. Staatsanwältin Stefanie Ruben, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart, bestätigte dies gegenüber der Oberhessischen Zeitung. Während in Baden-Württemberg bereits ein Haftbefehl wegen eines weiteren Verfahrens - "eines noch laufenden Sammelverfahrens am Amtsgericht Waiblingen wegen gewerbsmäßigen Betruges in 19 Fällen" - gegen ihn vorlag, fuhr er Tag und Nacht in den Einsatz und gefährdete Patientenleben.Staatsanwältin Ruben sagte gegenüber der Zeitung, dass der Mann im Rahmen dieses "Sammelverfahrens" Ende August in Untersuchungshaft gekommen sei. Er verbüße jetzt eine Freiheitsstrafe aus einer vorangegangenen Verurteilung wegen Betruges. "Das Verfahren wegen der Notarzttätigkeit ist nicht Gegenstand des hiesigen Verfahrens", betont Ruben. Hierfür sei die Staatsanwaltschaft Gießen zuständig. (nb) +++