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Spatenstich fürs neue Pappert-Backhaus: Hightech und Tradition in Rönshausen
02.12.22 - Was in Eichenzell-Rönshausen (Kreis Fulda) auf insgesamt 8.600 Quadratmeter Grundfläche entsteht, wird bald eine der modernsten Bäckereien Deutschlands werden: Papperts Backhaus wird neben Brot- und Brötchenproduktion ein Café mit Rösterei sowie eine Bio-Reforming-Anlage unterbringen, die aus Resten neue Energie gewinnt.
Die Geschäftsführer Bernd Pappert und Manfred Klüber hatten am Donnerstag zum offiziellen Spatenstich in den Industriepark Rhön geladen, um ihr Herzensprojekt direkt vor Ort zu präsentieren. Eine Firmengeschichte von beinahe 95 Jahren: der Großvater kam mit zwei Leiterwagen aus Hünfeld nach Poppenhausen - und jetzt eine Investition im mittleren zweistelligen Millionenbereich, wie geht das zusammen?
"Wir haben als kleiner Handwerksbetrieb begonnen und beschäftigen inzwischen 1.680 Mitarbeiter. Wir sind beide 57 Jahre alt, warum nochmal so ein Projekt? Opa Wilhelm würde sagen: Ihr seid verrückt!", erklärte Bernd Pappert, Firmeninhaber in siebter Generation von Bäckern. Seit 30 Jahren lenken Pappert und Klüber die Geschicke des Unternehmens, das Großprojekt in Rönshausen soll für die Zukunft rüsten, weil die Produktion in Poppenhausen (Rhön) schon längere Zeit aus allen Nähten platzt. Seit 2015 habe man sich Gedanken gemacht, in Poppenhausen als Zwischenschritt erweitert, dann ab 2017 ein Grundstück gesucht, das den Ansprüchen gerecht wird.
Qualitätsstandards für Brot und Mitarbeiter
Neben neuen Arbeitsplätzen und dem schieren Raum - auf zwei bis drei Etagen kommen 16.600 Quadratmeter Nutzfläche unter, 104 mal 106 Meter werden umbaut, so viel wie 1,5 Fußballfelder - sollen auch Qualitätsstandards geschaffen werden, fürs Brot und für die Mitarbeiter: Fitness-Studio, Ruheräume, ergonomische Arbeitsplätze - "hier können wir verwirklichen, was wir jahrzehntelang an Erfahrung gesammelt haben", so Klüber.Drei Jahre lang habe der Planungsprozess gedauert, Corona brachte den Stillstand, Mehl- und Butterpreis hätten sich derweil verdoppelt, Strom und Heizöl ähnlich. Selbstvertrauen und Zuversicht seien durch die erfolgreiche Krisenbewältigung gestiegen, versicherten die Geschäftsführer. 2018 habe das Projektteam die Planung fürs Gebäude begonnen. Die Finanzierung sei in der Region geblieben - VR Bank Fulda und Sparkasse Fulda hätten ein gutes Finanzierungskonzept erarbeitet, unter Federführung der Sparkasse. Die Leasingobjektgesellschaft Decio wurde gegründet, die wirtschaftliche Planung von Wirtschaftsprüfer Hans-Dieter Alt, Chef der Kanzlei "alt & partner" in Fulda, übernommen.
Architekt Klaus Abert erklärte am Donnerstag, wie es weitergeht: "Gestern ist der Bebauungsplan rechtskräftig geworden, die Zusammenarbeit mit den Behörden war bisher mustergültig. Neben dem Gebäude selbst entsteht eine Außenanlage mit 143 Pkw-Stellplätzen, um das Wohngebiet in Rönshausen zu entlasten, außerdem eine Lärm- und Sichtschutzwand zwischen 6,5 und 10 Metern Höhe. Im Februar ist Baubeginn, die Fertigstellung des Rohbaus mit Richtfest ist Ende 2023 geplant. Im vierten Quartal 2023 soll die Anlage in Betrieb genommen werden, danach erfolgt der Umzug."
Sowohl Eichenzells Bürgermeister Johannes Rothmund als auch Landrat Bernd Woide (beide CDU) lobten die Hartnäckigkeit, den Mut sowie die Weitsicht von Pappert. In schwierigen Zeiten zu investieren, das gebiete Respekt: "Wir sind stolz, so ein Unternehmen hier vor Ort zu haben - es passt gut nach Eichenzell", so Rothmund. Der Strukturwandel im Gewerbe - und trotzdem das Hochhalten der Tradition und des Handwerks, Woide gab dem Backhaus ebenso seinen Segen wie Pfarrer Edwin Röder sowie Diakon Wolfgang Mannel. Der Tag, der nach dem offiziellen Teil durch gute Gespräche und kulinarische Spezialitäten von Sven Nelles und seinem Team abgerundet wurde, geht ganz sicher in die Geschichte der Bäckerei Pappert ein. (Marius Auth) +++