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Lebensretter stehen vor Herausforderungen: RETTmobil als Branchentreff
16.05.24 - Die Aufgaben sind vielfältig und herausfordernd zugleich: Die Hilfs- und Rettungsorganisationen sind unsere Retter in der Not - ob individuell im persönlichen Umfeld oder bei globalen Großschadenslagen. Die Einsatzzahlen nehmen stetig zu. Häufig sind es Unwetterlagen von Waldbränden bis Starkregen. Aber auch Krankheitswellen wie die Coronavirus-Pandemie und die Gewalt in der Welt.
Die RETTmobil in Fulda bietet den hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Hilfs- und Rettungsorganisationen gerade in der heutigen Zeit eine ideale Plattform, um über diese Herausforderungen miteinander zu sprechen. Dazu zeigen 483 Aussteller aus 25 Nationen ihre Neuheiten und Innovationen etwa in der Medizintechnik oder bei den Fahrzeugen und Einsatzmitteln sowie natürlich die Einsatzkleidung oder das große Feld der Kommunikationen und EDV. Im Mittelpunkt steht jedoch der Mensch.
Großer Andrang beweist Bedeutung der Rettmobil
Drei Tage lang bis Freitag hat die RETTmobil auf dem Messegelände Fulda Galerie ihre Pforten geöffnet. Bereits am Morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Eingängen. "Ich bekomme gerade die Information auf mein Mobiltelefon. Innerhalb von zwei Stunden haben wir bereits über 8.000 Fachbesucher auf der Messe", sagte Messe-Chef Manfred Hommel während der offiziellen Eröffnungsfeier. Dieses Interesse zeigt, dass die Macher mit der Rettmobil das richtige Format ausgewählt haben. Hommel machte in seiner Begrüßung deutlich, dass er auch in Zukunft am Standort Fulda festhalten werde. Mit deutlichen Worten erteilt er den Abwerbeversuchen von größeren Messestandorten eine Absage."Die Retter sind 24/7 in Einsatzbereitschaft - ob es kalt ist oder warm. Die Messe hier mit den mobilen Hallen und dem Outdoorpark direkt auf dem Gelände ist genau der richtige Standort. Dazu passt hier in Fulda die Infrastruktur", sagte Hommel in Anwesenheit der Führungspersönlichkeiten aller Hilfs- und Rettungsorganisationen. Die Vernetzung sei ein wichtiger Faktor. Seit der ersten RETTmobil im Jahre 2001 hat sich der Branchentreff zu einem internationalen Meetingpoint entwickelt. "Wir erwarten Fachbesucher aus 50 Nationen. Selbst aus Indien hat sich eine Delegation angekündigt", erklärt der Messechef. Er dankte allen Helferinnen und Helfern rund um den Aufbau der Hallen. Weder Schnee noch Starkregen konnten der Vorbereitung etwas anhaben - die Feuerwehr Fulda hatte zwei Einsätze in diesem Zusammenhang geleistet.
"Wir brauchen hier kein Schickimicki"
Für Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) sind die Liebesbekundungen der Messeveranstalter an Fulda natürlich Musik in den Ohren. Zumal die RETTmobil ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den in den vergangenen Jahren gebeutelten Sektor der Hotel- und Gastronomiebranche ist. Im Umkreis von rund 50 Kilometer sind die Hotels und Pensionen ausgebucht. "Wir als Stadt und Landkreis bekennen uns zur Rettmobil", sagte Wingenfeld. Er hob die Bodenständigkeit der Region hervor: "Das macht auch die Rettmobil aus. Wir brauchen hier kein Schickimicki, das ist die Messe der Lebensretter", sagte Wingenfeld unter dem Applaus der Ehrengäste im Gastronomiezelt von Nelles Catering."Unsere Retter sind Ziel einer Aggression"
Auch für Wingenfeld sind die Hintergrundgespräche angesichts der Herausforderungen wichtig. Dazu zählt etwa die von Wissenschaftler und Notfallmediziner Professor Dr. Peter Sefrin angesprochenen Gewalt gegenüber Einsatzkräften. "Unsere Retter werden nicht als Retter angesehen, sondern sind Ziel von Aggressionen", sagte Sefrin. Es seien längst nicht mehr nur verbale Angriffe. Hier sei auch das Handeln und die Unterstützung der Politik gefragt. Sefrin und sein Expertenteam bieten auch in diesem Jahr wieder einige Workshops und Expertengespräche während der dreitägigen RETTmobil an.Schirmherr ist in diesem Jahr die Johanniter-Unfall-Hilfe. Deren Präsident Volker Bescht hob die Bedeutung der RETTmobil hervor. Er thematisierte in seiner Eröffnungsrede aber auch die Herausforderungen im Rettungswesen und forderte ein Umdenken in der Politik. Nicht der Hilfe suchende Mensch sei das Problem. Zum Beispiel müssen die Leitstellen reformiert werden. Zu den Ehrengästen zählt auch Feuerwehr-Präsident Karl-Heinz Banse.
Enge Zusammenarbeit und Gespräche in Berlin
Angesichts der Herausforderungen in der Welt mahnte er eine enge Zusammenarbeit aller Hilfs- und Rettungsorganisationen an. Zudem stehe ein Gespräch im politischen Berlin an. Im Zuge möglicher Truppenverlegungen stünden die Organisationen vor zusätzlich großen Herausforderungen. "Katastrophen lösen sich fast jährlich ab. Wir leben in Zeiten von Krieg, gar nicht weit weg von hier. Es gibt Planungen, die uns sicherlich sehr beanspruchen werden in der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Abstimmungen sind wichtiger denn je", sagte Banse. Am Abend kommen die Präsidenten in Fulda zu einem Arbeitstreffen zusammen. Banse lobte das Engagement von Hommel. Er sei einer der Vorreiter und habe durch sein Engagement die internationale Zusammenarbeit der Feuerwehren mit auf den Weg gebracht.Fulda ist in diesen Tagen also der Nabel der Hilfs- und Rettungsorganisationen. Ein Zentrum der Motivation für die tausenden Besucher, die in ihrem Alltag den Mitmenschen Tag und Nacht zur Hilfe eilen, wenn sie gebraucht werden. Und als Mittelpunkt der Entscheider auf der Spitzenebene.
Sehen Sie unseren ausführlichen Videobeitrag vom Eröffnungstag, Bilderserien und weitere Artikel zur RETTmobil 2024. (Hans-Hubertus Braune) +++