"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Zum Goldenen Stern" setzt auf ein Miteinander
02.09.24 - Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastro ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: Viele gastronomische Existenzen liegen seit Corona in Trümmern. Das "Gastrosterben" ist real. 2023 hat jede zehnte (!) Gastronomie in Deutschland dicht gemacht.
Vor allem seit der Corona-Pandemie, ist dieses Phänomen in Erscheinung getreten, und steht laut Experten gerade mal am Anfang. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: die Gaststätte "Zum Goldenen Stern" in Seiferts (Gemeinde Ehrenberg in der Rhön).
"Goldener Stern" in dritter Generation Seit über 400 Jahren besteht mittlerweile das Gasthaus "Goldener Stern" in Seiferts. Am 01. September 1970 kam das Gasthaus erstmals in den Besitz der Familie Büttner. Sohn Peter musste bereits in jungen Jahren mitarbeiten, da seine Mutter Elvira frühzeitig starb. Am 01.01.2023 übergab Peter Büttner die Leitung an seinen älteren Sohn Sören, nachdem dieser seine Lehre als Koch und das Studium zum Betriebswirt absolviert hatte. Trotzdem ist Peter weiterhin als Koch in dem Familienunternehmen tätig. Auch Sörens Bruder Marek ist als Koch und Bäcker mit von der Partie. Zusätzlich beginnt er im Oktober die Ausbildung zum Küchenmeister. Dem "Goldenen Stern" steht dank der beiden Brüder also eine gesicherte Zukunft bevor.
Von der Umgebung wird das Gasthaus umgangssprachlich "Pitt" genannt. Dies ist der Spitzname des früheren Chefs Peter. Hierzu sagt Sohn Sören: "Das zieht sich so durch, da ist es auch egal, wer Chef ist." Besonders hervorzuheben ist außerdem der traditionelle "Stammtisch", dessen Gäste gerne bis spät in die Nacht bleibt.
"Die Nachfrage wird größer"
Auch wenn Corona vielen Gastronomen geschadet hat, kann sich Büttner nicht beklagen: "Bei uns sieht es eigentlich sehr gut aus. Die Nachfrage wird sogar immer größer. Wir machen auch viel Catering und da müssen wir schon einigen absagen, weil es sonst zu viel wird. Viele reservieren dann auch schon ein Jahr vorher für Hochzeiten und so. Für die Zimmer gilt dasselbe." Diesen Anstieg erklärt er so: "Das Schließen von Wirtschaften merkt man schon. Es wirkt dann so, dass die Nachfrage bei denjenigen steigt, die noch da sind.""Es geht um das Miteinander" Doch wie genau hat es Familie Büttner geschafft, ihre Gastro weiterhin am Leben zu halten? "Wir haben viel Unterstützung vom Personal erhalten, aber auch von den Kunden. Das Außerhaus-Angebot wurde da super angenommen. Von unseren Dorfbewohnern, aber auch aus den umliegenden Orten wurde dann permanent Essen geholt." Dieser Zusammenhalt scheint ein wichtiger Aspekt zu sein, da Büttner besonders sein Personal und die Besucher lobt: "Wir haben im Sommer keinen Ruhetag mehr und das geht nur, wenn man Angestellte hat, die voll mitziehen. Auch die Leute aus dem Dorf packen dann mal mit an, wenn man gerade etwas braucht. Das ist das, was Spaß macht."
Auch mit der Kundschaft herrscht eine familiäre Beziehung: "Der Kontakt mit den Kunden ist gegeben. Du kannst dich einfach hinsetzen, in Ruhe dein Bier trinken und wenn es abends mal länger geht, dann ist das so. Wir haben da keine festen Zeiten. Außerdem versuchen wir auch die Preise allgemein im Rahmen zu halten. Es geht um das Miteinander."
Wer also regionaltypische Gerichte, ein kühles Getränk und eine familiäre Atmosphäre genießen möchte, ist beim "Pitt" in Seiferts mit 220 Plätzen (innen und außen) genau richtig. Das Essen und das Miteinander überzeugt weit mehr als nur die Rhöner. Vom Schweineschnitzel nach "Waidmanns Art" über Rumpsteak bis hin zur Forelle und zu Spinatknödeln - hier wird man bei den fast 50 Gerichten (auch vegetarisch) definitiv fündig. All das in einer freundlichen Atmosphäre. Gastrosterben ist hier definitiv nicht zu finden. (Mia Schmitt) +++