Wie sind die Zustände im Pflegezentrum wirklich? "Es riecht nicht so angenehm"
11.12.24 - Das erleben wir als Journalisten auch nicht alle Tage: Auf der einen Seite erhalten wir völlig glaubhafte Berichte über den schrecklichen Zustand im Pflegezentrum Kalbach, andere singen Lobeshymnen auf die tolle Stimmung im Heim und glücklichen Senioren. Ein Bild, das zwiegespaltener kaum sein könnte.
Am Montag hatte im Pflegezentrum Kalbach die Bereitschaft der Gefahrenabwehr anrücken müssen, nachdem eine Leiharbeiterin den Notruf gewählt hatte. Die Betreuung der Senioren könne nicht sichergestellt werden. Am Dienstagmittag meldet sich dann die Betreuungs- und Pflegeaufsicht zu Wort: "Die Bewohnerversorgung ist zu keiner Zeit in Gefahr gewesen; in der abendlichen Versorgung sind knapp 50 Bewohnerinnen und Bewohner mit zwei Pflegefachkräften versorgt worden", habe die Geschäftsführerin versichert.
Im O|N-Video: Alles top oder dramatisch unterversorgt? Der Mitarbeiter der Gefahrenabwehr habe jedoch eine Situation vorgefunden, in der Essen auf dem Boden gelegen habe und Glas kaputtgegangen sei. Schon hier zeigt sich: Etwas passt nicht zusammen. Und so widersprüchlich sind auch die Ergebnisse unserer Nachforschungen. "Da war zum Beispiel die Notklingel über acht Tage defekt" und "Es war keine Zeit mehr für die Bewohner", berichtet ein Befragter. Doch wir hören auch Aussagen wie: "Ich kenne mehrere Personen, die da wohnen, denen geht es gut, die sind glücklich. Alles top."
Dreharbeiten und Interviews von Mitarbeitenden gestört Am Pflegezentrum direkt wird unsere Redaktion abgewiesen, man will keine Auskunft geben. Auch Dreharbeiten vor dem Gebäude und Interviews mit Angehörigen versuchen Personen, die sich als Mitarbeiter der Einrichtung ausgeben, zu unterbinden. Dennoch gelingt es uns, eine Dame zu sprechen, die gerade aus dem Gebäude kommt. Optisch sei alles gut, aber: "Wenn man die Lobby verlässt, fällt gleich auf: Es riecht nicht so angenehm."
Zu Redaktionsschluss am Dienstag haben wir jetzt auch Kontakt zu Insidern und recherchieren in den kommenden Tagen weiter. (mmb) +++