

Aber bitte mit Sahne: Stammgäste aus ganz Deutschland im Café Thiele
30.04.25 - Am 30. April schließt das Traditionshaus Café Thiele in der Fuldaer Mittelstraße für ein ganzes Jahr, für mehrere Millionen Euro wird aufwendig saniert. Am Dienstag sind Stammgäste aus ganz Deutschland gekommen, um in Torten und Erinnerungen zu schwelgen.
In der gut bestückten Kuchentheke ist vor allem die Crème Giovanni gefragt. So sehr, dass selbst Udo Jürgens vor Jahrzehnten bei einem Konzertaufenthalt in Fulda ins Schwelgen gekommen sein soll angesichts der fruchtigen Biskuitschnitte. Zwei ältere Damen aus Schlitz-Fraurombach und Schlüchtern haben sich am Dienstagvormittag bereits damit eingedeckt und überlegen, wo sie demnächst ihren süßen Hunger stillen, wenn im Café Thiele saniert wird. "Das Café Glück bietet sich an, aber auch das Klostercafé am Frauenberg. Allerdings ist die Atmosphäre hier schon sehr schön, ganz wie früher. Ich war schon als Kind mit meinen Eltern hier und jetzt treffen wir uns hier regelmäßig."
"Hoffenlich wird es nachher nicht modern" Ein Ehepaar aus Oberursel ist extra ins Traditionscafé bei der Stadtpfarrkirche gekommen: "Wir kommen seit vier Jahren immer wieder hierher, eigentlich nur wegen der Kuchen, heute aber mal fürs Frühstück. Wir hoffen, dass es nach dem Umbau nicht neu und modern aussieht, nur noch mit Stehtischen. Auch beim Kuchenangebot würden wir uns sehr über Kontinuität freuen. Denn eine echte Alternative hierzu kennen wir nicht." Günter Etzel aus Fulda war als Kind das letzte Mal im Café Thiele und trauert noch dem anderen Fuldaer Traditionscafé nach, dem Café Flamme, das bereits 2008 geschlossen wurde. Daran erinnern sich auch die Mitglieder des ehemaligen Literaturkreises des Helene-Weber-Hauses in Fulda, die einen Tisch weiter sitzen: "Die meisten sind schon gestorben, wir sind übrig. Wir treffen uns alle 14 Tage hier für unseren Stammtisch, seit mehr als 20 Jahren. Vorher waren wir im Café Flamme, das auch so eine schöne Kaffeehaus-Atmosphäre geboten hat. Jetzt müssen wir schauen, wo wir unterkommen - im Café Glück sind zu viele Treppen, wir probieren das Café Storchennest in der Bahnhofstraße, aber eine neue Heimat haben wir noch nicht gefunden."
Die meisten der 25 Beschäftigten des Café Thiele, denen die Kündigung ausgesprochen wurde, haben dagegen eine neue Heimat gefunden: "Manche bei Bäckern, manche in der Gastronomie, aber wir haben auch viele Studenten, die hier aushelfen. Manche sind sogar weggezogen", weiß Mitarbeiterin Natalie Mackert aus Großenlüder-Bimbach , die vor 27 Jahren im Café Thiele ihre Ausbildung begonnen hat. "Es ist wirklich alles gleich geblieben über die Jahrzehnte, trotz Chefwechsel, vor allem die Kuchenrezepte. Gerade die Stammgäste wissen das zu schätzen und sind jetzt auf der Suche nach einer Alternative." Rechtzeitig zum Hessentag 2026 in Fulda soll die umfassende Sanierung abgeschlossen sein. (mau) +++