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Lasst uns froh und munter sein... - Sonntagsgedanken von Christina Lander
16.12.18 - Freitagabend in Fulda, die Stadt ist voller Menschen, die sich am Uniplatz um die Buden und Stände des Weihnachtsmarktes tummeln. Ich hetze durch die Menge, um meine To-Do-Liste abzuarbeiten. Dauernd werde ich angerempelt oder ich selbst stehe jemandem im Weg. Mir ist so gar nicht nach Menschenmassen, am liebsten wäre ich zu Hause.
Für den letzten Punkt betrete ich einen Laden, ohne auf die Uhr zu schauen. Es dauert ein wenig, bis der Verkäufer Zeit hat. Dass er, kurz bevor er bei mir ist, den Werbeständer ins Geschäft holt, registriere ich nur, deute es aber nicht weiter. Jedenfalls bin ich nun dran und werde freundlich und ruhig von dem Verkäufer beraten.
Es klopft an der Tür, ein Mann steht vor dem Eingang. Der Verkäufer winkt freundlich dem Mann, der gern ins Geschäft möchte, und ruft ihm zu: „Wir haben schon geschlossen!“ Und das ist der Moment, in dem ich mich beginne, so sehr zu schämen. Ich habe überhaupt nicht verstanden, dass das Reinholen der Werbung darauf hindeutete, dass schon geschlossen ist. Mit roten Wangen entschuldige ich mich bei dem freundlichen Mann, dem ich sage, ich würde jetzt gehen, damit er endlich nach Hause könne.
Doch er sagt weiter, in gleichem freundlichen Ton, dass das kein Problem sei. Fünf Minuten später gehe ich aus dem Geschäft und bin beschämt und überrascht zugleich. Tatsächlich gefiel mir die Art des Mannes, wie er sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Klar, man kann jetzt sagen, ein Verkäufer muss ja freundlich sein, weil er Geld verdienen will.
Aber so möchte ich das nicht sehen, denn der Mann war mehr als nur freundlich oder ambitioniert, etwas zu verkaufen, der Mann war in meinen Augen ein Menschenfreund. Dem nicht gleich jeder auf den Keks geht, der seinen Feierabend stört, der nicht gleicht jedem das Gefühl gibt, dass er gerade fehl am Platz ist. Ich finde, dass das eine tolle Eigenschaft ist. Denn im Vergleich: Am selben Abend stöhnte mich eine Verkäuferin genervt an, an deren Kasse ich bezahlen wollte.
Und abschließend: Der Mann motivierte mich auch, selbst freundlicher zu sein. Ich war schlecht gelaunt, weil ich keine Lust auf die Erledigungen hatte. Aber warum sollte ich eigentlich schlecht gelaunt sein? Wir sollten uns in der Adventszeit darauf konzentrieren, uns von solchen Gefühlen, die uns runterziehen, zu befreien. Lasst uns - wie im Kinderlied besungen - froh und munter sein. Das wirkt ansteckend. Und das anstehende Weihnachtsfest ist auch etwas zum Freuen! (Christina Lander) +++