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Hier in Ludwigsau-Mecklar soll die Stromtrasse P43 starten, der BUND betrachtet die Trasse sehr skeptisch. - Archivfoto: O|N/Gerhard Manns

REGION SuedLink wäre nicht effizient

Gutachten: Geplante Stromtrasse durch Osthessen ist überflüssig

17.06.21 - Erfolgreich wurde der Verlauf der Stromtrasse "SuedLink" durch Osthessen verhindert. Laut einem vom BUND in Auftrag gegebenen Gutachten von Prof. Dr. Lorenz Jarass und Dipl.-Ing. Carsten Siebels ist die Hochspannungs-Gleichstromleitung überhaupt nicht notwendig. Ebenso verhält es sich mit der geplanten Leitung "P43" von Ludwigsau-Mecklar (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) quer durch Osthessen bis Bergrheinfeld (Bayern). Das Gutachten wurden von den Beteiligten in einer Pressekonferenz präsentiert.

"Sowohl das Gleichstrom-Erdkabel SuedLink als auch die Drehstrom-Freileitung Mecklar–Dipperz –Bergrheinfeld sind im Jahr 2030 nur erforderlich, falls seltene Leistungsspitzen gesichert in vollem Umfang transportiert werden sollen. Laut Berechnungen der europäischen Übertragungsnetzbetreiber sind die Kosten von SuedLink größer als ihr Nutzen. Durch EU-konforme Begrenzungen der Transitleistungen von Skandinavien quer durch Deutschland nach Österreich/Schweiz/Frankreich sind SuedLink und Mecklar –Dipperz–Bergrheinfeld nicht mehr erforderlich. Durch diese Begrenzungen wird die Energiemenge der Stromtransite nur um jährlich weniger als ein Prozent verringert", schreiben die Wissenschaftler in ihrem ausführlichen Gutachten.

Zudem seien laut Jarass im Netzentwicklungsplan Strom 2030 entgegen der EU-Vorgaben die Kosten des Netzausbaus völlig unberücksichtigt, was zu einem überdimensionierten Netzausbau führe. Des Weiteren kritisiert Prof. Dr. Lorenz Jarass, dass für die geplante 380-kV-Leitung keinerlei Kosten-Nutzen-Analyse vorgenommen worden: "Schon wegen dieses Fehlens der in den EU-Verordnungen geforderten Kosten-Nutzen-Analysen, ist für Mecklar–Dipperz –Bergrheinfeld eine zwingende Notwendigkeit nicht belegt."

BUND: Stromtrassen nicht zwingend erforderlich


Dr. Werner Neumann, Energieexperte im Landesvorstand des BUND Hessen: "Das Gutachten ist geeignet, die laufenden Planungsverfahren für die Stromleitung SuedLink ins Wanken zu bringen. Nunmehr liegt eine Prüfung vor, die die Belastung des Stromnetzes stundenweise auf Basis des Netzentwicklungsplans 2030 durchrechnet. Dabei stellt sich heraus, dass SuedLink nicht zwingend erforderlich ist. Der Fehler der Stromnetzplanung ist, dass der Leitungsbau sich am Spitzenbedarf orientiert und hierbei die Kosten der Leitungen nicht einbezogen werden."

Tatsächlich übersteigen die Kosten laut dem Gutachten für die 600 Kilometer lange Leitung den Nutzen bei weitem. Alternative Maßnahmen sind kostengünstiger, weshalb Eingriffe durch SuedLink in Natur, Boden, Grundwasser und Eigentum nicht zu rechtfertigen sind, ebenso wenig wie die Umlage der Kosten von 10 Milliarden Euro auf die Stromabnehmer. Seit zehn Jahren protestiert der BUND gegen den überdimensionierten Stromnetzausbau und hat unzählige Stellungnahmen mit Vorschlägen für Alternativen eingereicht. Die ebenfalls von zahlreichen Bürgerinitiativen vorgetragene Kritik wurde von der Bundesnetzagentur und den Stromnetzbetreibern jedoch ignoriert.

Dr. Werner Neumann, betont wie wichtig nun Änderungen im Energierecht sind: "Die EU-Kommission hat vorgegeben, dass "Erneuerbare Energie Gemeinschaften" gegründet werden können. Hier können Erzeuger und Nutzer von Strom diesen gegenseitig regional austauschen, speichern und handeln. Das entlastet die Netze und stärkt die Bürgerenergie, denn der BUND will eine Energiewende in Bürgerhand."

Der BUND kritisiert, dass die Bundesregierung jedoch verhindert hat, dass EE-Gemeinschaften gebildet werden können. "Nicht überdimensionierte Übertragungsnetze, sondern regionaler Stromverbund der Bürgerenergie sind das Rückgrat der Energiewende", stellte Neumann fest. Der BUND fordert daher eine grundlegende Änderung der Stromnetzplanung mit Einführung von Kosten-Nutzen-Analysen sowie Änderung des Energierechts zugunsten regionaler Strommärkte.

Neumanns Forderung abschließend: "Der dringende Ausbau der erneuerbaren Energien muss dezentral in der Hand der Bürgerenergie erfolgen. Nun müssen die veralteten Regeln des Strommarktes dem angepasst werden." (kku)+++

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