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In den Geburtsvorbereitungskursen bringt Hebamme Denise Finke den Partnerinnen und Partnern bei, wie sie bei den Geburtspositionen unterstützen können. - Fotos (2): Bensing & Reith

FULDA Die neue Serie bei O|N (Teil 5)

Hebamme Denise Finke klärt über Anfang und Ende eines Geburtsprozesses auf

01.09.22 - Neun bis zehn Monate lang tragen Frauen ihr Baby im Bauch. Und dann kommt es zu diesem einen schönen Moment, auf den sich die werdenden Eltern in der Schwangerschaft intensiv vorbereitet haben: die Geburt. Fest steht, dass jede Geburt anders abläuft.

Schließlich gibt es drei verschiedene Arten zu gebären und fünf verschiedene Geburtsphasen, die sich für jede Frau anders anfühlen. Welche das sind, wann eine Geburt eigentlich losgeht, und wie Partnerinnen und Partner die Frauen während der Niederkunft unterstützen können, erklärt Denise Finke im fünften Teil der Hebammenserie, die jeden ersten Donnerstag im Monat bei OSTHESSEN|NEWS erscheint.

Bevor Frauen ihr Kind bekommen, sollten sie sich für einen Geburtsort entschieden und schon mal Kontakt mit den Geburtshelfern vor Ort aufgenommen haben: "Dies ist für die mentale Vorbereitung sehr wichtig, wenn es dann losgeht", sagt Denise Finke. Zeichen, dass das Baby sich auf den Weg macht, gibt es viele. Und sie sind von Fall zu Fall unterschiedlich: "Es gibt sichere und unsichere Indikatoren für den Start einer Geburt. Wenn die Fruchtblase platzt, die Frau regelmäßige Wehen verspürt oder Schmierblutungen bekommt, sollte sie die Hebamme anrufen oder ins Krankenhaus fahren. Dahingegen sind ein Absenken des Bauches, der sogenannte Nestbautrieb oder der Abgang des Schleimpfropfes keine sicheren Merkmale dafür, dass es losgeht."

Signal für den Beginn einer Geburt gibt das Kind

Das Signal für den Start einer Geburt gibt das Kind, wodurch die Plazenta Hormone produziert, die bei den Frauen Wehen auslösen. Bis sich die Hormone und die Wehentätigkeit eingependelt haben, können drei Stunden, aber auch drei Tage vergehen. "Beides ist normal", sagt Denise Finke. Diese erste sogenannte Latenzphase, in der sich der Muttermund die ersten Zentimeter öffnen kann, geht dann fließend in die aktive Eröffnungsphase über. "Durch Kontraktionen der Gebärmutter öffnet sich der Muttermund jetzt auf bis zu acht Zentimeter." Und dann fängt das Kind auch schon selbst an, aktiv mit dem Köpfchen zu schieben. "Das Baby rutscht in den Beckeneingang herunter, bis die vollständige Öffnung des Muttermundes erreicht ist. Diese Phase nennt man Übergangsphase, und Frauen nehmen sie als den wohl anstrengendsten Teil einer Geburt wahr", sagt Denise Finke.

Fotos (3): Jessica Elm

Ist der Weg für das Baby erstmal frei, kommt es zur sogenannten Austrittsphase. "In dieser Zeit sind die Wehenabstände besonders kurz, weil die Gebärmutter fleißig hilft, das Kind durch das Becken zu bewegen", sagt Finke. Die Mütter verspüren dann den Drang, aktiv mitzuschieben: "Diesen Teil der Geburt empfinden viele Frauen als den angenehmsten, da sie wissen, dass sie es bald geschafft haben." Obwohl das Neugeborene schon auf der Welt ist, ist die Geburt noch nicht zu Ende: "Während das Baby auf der Brust der Mutter kuschelt und beide den Moment genießen, bereitet der Körper bereits die letzte Phase, die sogenannte Plazentarperiode, vor." In dieser scheidet der Körper mittels Nachwehen den Mutterkuchen aus. Erst nach diesem Schritt gilt eine Geburt als beendet." Durchschnittlich dauern Geburten bei Erstgebärenden übrigens 13 Stunden, bei Mehrgebärenden etwa acht Stunden.

Kaiserschnitt nur bei einer Beeinträchtigung der Gesundheit


Wird das Kind ohne medizinische Eingriffe zur Welt gebracht, spricht man von einer Spontangeburt. Beim Einsatz einer Saugglocke oder einer Zange wird von einer vaginal-operativen Geburt gesprochen. Als dritte Geburtsart gibt es noch den Kaiserschnitt. "Zu einem Kaiserschnitt sollte es aber nur kommen, wenn die körperliche oder psychische Gesundheit von Mutter oder Kind beeinträchtigt werden", sagt Finke. Ihr ist es wichtig, Frauen darüber aufzuklären, dass sie im Falle von medizinischen Eingriffen in eine Entscheidung einbezogen werden sollten, um nicht das Gefühl zu bekommen, nur passiv dabei zu sein.

Bei der Geburt spielen auch die Partnerinnen und Partner eine entscheidende Rolle: "Sie sind die Vertrauensperson der Schwangeren, erkennen die Bedürfnisse und denken in wichtigen Momenten rational, wenn die Frauen es nicht können." Die Partnerinnen und Partner sind auch eine wichtige Stütze, wenn es um die verschiedenen Geburtspositionen geht, die die werdenden Mütter einnehmen können: "Sie spenden viel Kraft und entlasten die Frauen körperlich. Die Positionen in der Übergangs- und Austrittsphase übe ich mit ihnen in den Geburtsvorbereitungskursen."

Wenn die Frauen sich ein wenig entspannen wollen, können sie zur Unterstützung auch Utensilien wie einen Pezziball nutzen oder noch mal ins Wasser gehen, bevor das Kind kommt. "Es gibt bei Geburten kein richtig oder falsch", sagt Denise Finke, "wichtig ist, dass die Frauen auf ihre Intuition hören." Denn dann laufe eine Geburt positiv und zügig ab. Abschließend sagt Finke: "Ich sage meinen Frauen immer gern: Kopf aus, Entspannung und Körpergefühl an. Werdende Mütter sollen ihren Hormonen freien Lauf lassen, denn Gefühle kann man nicht denken."

Hintergrund: Denise Finke ist 30 Jahre alt, wohnt in Fulda und betreibt seit dem Frühjahr 2021 die Hebammenpraxis "Hand aufs Herz" direkt am Buttermarkt in Fulda. Dafür kooperiert sie mit ihren Hebammenkolleginnen Deborah Lemstra, Karolin Beier und der Doula Diana Link. Nachdem Denise Finke eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten absolvierte und merkte, dass sie nach einem verantwortungsbewussten Beruf strebt, besuchte sie die Hebammenschule in Ahlen. Nach abgeschlossenem Staatsexamen zog es sie erst nach Berlin und schließlich wieder zurück in ihre Heimat Fulda. Neben Vorsorgeuntersuchungen, Geburten im häuslichen oder klinischen Umfeld, Beratung und Wochenbettbetreuung gibt Denise Finke Geburtsvorbereitungs- sowie Rückbildungskurse und Schwangerenyoga. In dieser Kolumne wird sie jeden ersten Donnerstag im Monat über verschiedene Themen rund um die Schwangerschaft berichten. Über alle Leistungen kann man sich auf der Website www.handaufsherz-fulda.de oder auf ihren sozialen Kanälen @hebammedenise_finke informieren. (Paula Mainusch/Agentur Bensing & Reith)+++

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