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Hebamme Denise Finke gibt Tipps, wie das Stillen klappt
01.12.22 - Stillen gilt in den ersten Lebensmonaten für ein Baby als die gesündeste und natürlichste Art der Ernährung. "Wer kann, sollte seinem Kind definitiv die Brust geben. Muttermilch ist ein richtiger Alleskönner", sagt Hebamme Denise Finke. Tatsächlich steckt in dem Wunder-Cocktail eine ganze Menge: Muttermilch schützt Babys mit den enthaltenen Antikörpern vor Infektionen, baut Abwehrkräfte auf und unterstützt die Verdauung des Säuglings.
Im achten Teil der Hebammenserie, die jeden ersten Donnerstag im Monat auf OSTHESSEN|NEWS erscheint, erklärt Denise Finke, warum Stillen auch gut für die Mutter ist. Außerdem liefert sie wertvolle Tipps, wie das Milch-Geben klappt.
Bevor ein Kind das Licht der Welt erblickt, fängt der Körper der Mutter bereits damit an, die erste Milch zu produzieren. Viele Frauen spüren das in Form von größeren und härteren Brüsten. "So richtig fließt die Muttermilch aber erst nach der Geburt eines Kindes", sagt die Fuldaer Hebamme Denise Finke, "das liegt an den Plazentarhormonen, die sich erst durch das Lösen des Mutterkuchens verringern und dadurch Milch freisetzen." Ganz konkret bedeutet das: Auch Frauen, die Frühchen gebären, können ab dem Moment der Geburt stillen, weil die Plazentarhormone nicht mehr den Milchbildungsprozess hemmen.
Alles eine Sache der Einstellung Die erste Milch, die Babys bekommen, nennt sich Kolostrum. Sie ist besonders, weil "sie sehr reich an Nährstoffen, für das Neugeborene gut verdaulich und ein richtiger Energiebooster ist", sagt Finke. Generell besteht Muttermilch aus vielen Vitaminen, Proteinen und Antikörpern – also aus all dem, was ein Kind für seine Entwicklung braucht. Spannend ist: Würde man die Milch einer Frau, die sie im ersten und im dritten Monat gibt, vergleichen, würden sich diese in den Inhaltsstoffen sehr unterscheiden. "Im Laufe des gesamten Stillzeitraumes passt sich die Muttermilch nämlich an die Bedürfnisse des Kindes an. Das ist total faszinierend", sagt Denise Finke. Ist ein Baby krank, dann bekommt es über die Brust all die Nährstoffe geliefert, die es braucht, um wieder gesund zu werden. Dieses Phänomen nennen Mediziner "das Angebot-Nachfrage-Prinzip".
Tatsächlich ist Stillen nicht nur gut für das Kind, sondern auch für die Mutter. "Dadurch beschleunigt man die Rückbildung der Gebärmutter", sagt Bianka Kühn, die vor Kurzem zum zweiten Mal Mutter geworden ist. Sie gibt ihre Brust aus vielerlei Gründen sehr gern: "Die Bindung zwischen Kind und Mama wird beim Stillen gestärkt. Ich genieße diese Zeit total. Für mich ist es das Schönste auf der Welt." Außerdem findet sie das Brust-Geben sehr praktisch: "Man hat die Milch fürs Kind immer dabei, sie ist kostenlos und hat immer die perfekte Temperatur." Stillen muss aber gelernt sein: "Das ist ein bisschen wie Fahrrad fahren. Wenn es einmal klappt, klappt es immer. Aber man muss sich darauf auch vorbereiten", sagt Denise Finke.
Damit macht sie den Frauen Hoffnung, die nach einem Kaiserschnitt oder wegen Diabetes Probleme mit dem Stillen haben. Und sie macht den Frauen Hoffnung, die das Stillen aufgeben, sobald die Brustwarze ein wenig schmerzt. "Es ist ganz normal, dass sich das in den ersten Tagen ein bisschen unangenehm anfühlt. Die Brustwarze wird durch die Milchbildungshormone empfindlicher." Trotzdem sei es keinesfalls schlimm, wenn Mütter sich dazu entscheiden, dem Kind die Flasche zu geben: "Wir Hebammen schauen dann gemeinsam mit den Eltern, welche Stillalternativen sie nutzen können. Heutzutage gibt es viele gute Ersatzprodukte für das Kind."
Insgesamt wird empfohlen, sein Kind die ersten sechs Monate voll zu stillen und dann langsam mit der Beikost zu beginnen. Das Abstillen ist dann ein schleichender Prozess: "Irgendwann verringern sich die Nährstoffe in der Muttermilch, weil das Kind sich diese anderweitig holt. Dann hört der Körper auch auf, Milch zu produzieren." Wer am Stillen aber große Freude hat, der solle damit so lange weitermachen, wie er möchte. Denise Finke sagt abschließend: "Es gibt beim Brust-Geben kein richtig oder falsch. Wenn es der Mutter gut tut, dann geht es automatisch dem Kind gut. Und darauf kommt es an." (Paula Mainusch) +++