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Im Dunkeln unterwegs auf den Spuren der Geschichte
23.04.23 - Nachts im Museum - es herrscht eine ganz eigene Atmosphäre, wenn es draußen langsam dunkel wird. Zwar beginnen die Exponate kein Eigenleben zu führen wie in der Film-Reihe, aber mit Leben gefüllt wurden die Bad Hersfelder Museen am Samstagabend von zahlreichen Menschen, die sich die Museums- und Erlebnisnacht nicht entgehen lassen wollten.
Das Stadtmarketing hatte die zweite derartige Veranstaltung nach 2019 neu belebt und auch einige weitere Akteure mit ins Boot geholt. Neben Führungen in den Museen konnten die zahlreichen Teilnehmer die Exponate auch auf eigene Faust erkunden.
Das "Wortreich" stellte sich vor und die Besucher konnten auch die beiden Sonderausstellungen "100 Hüte" und "Smartes Leben" anschauen. Gleich nebenan gab der ehemalige Mitarbeiter Jürhen Stolz einen erzählten historischen Blick auf die Firma Schilde von dem und deren Firmengründer Benno Schilde - inklusive Erinnerungsfotos mit "Wilhelmine und Benno" (Schilde-Urenkelin Gudrun Herberg und Jürgen Stolz) in historischer Gewandung. Die Zuhörer erfuhren viel über die Firma und einzelne Mitarbeiter, bebildert und erzählt von einem ehemaligen Schilde-Mitarbeiter.
Manchmal wurde es eng
Im Duden-Museum gab es Einblicke in das Leben und Wirken des "Vaters er deutschen Rechtschreibung", der gleich nebenan von 1876 bis 1905 als Schulleiter wirkte. Im Louis-Demme-Stadtarchiv tief unter der Stadtbibliothek am Marktplatz präsentiert Stadtarchivar Johannes Wagner den interessierten Besuchern die Dokumentensammlung. Besonders interessiert waren viele Besucher von den Fotos, die Bad Hersfeld im Wandel der Jahrzehnte zeigten. "Ich freue mich sehr, den Menschen mein Arbeitsgebiet zeigen zu können", sagte Wagner. Auch, wenn es ihm in den engen Gängen zeitweise ein wenig zu voll wurde.
Musik boten Eva Be Yauno-Janssen (Gesang) und Dörte Gassauer am Klavier im Johann-Sebastian-Bach-Haus mit Werken aus vier Jahrhunderten. Den Zuhörern präsentierten die Künstlerinnen auch die historischen Tasteninstrumente des Hauses. Spät am Abend kam die Musik aus höheren Sphären: Die Turmbläser spielten vom Kirchturm herunter. Dieser wurde auch von vielen Besuchern im Laufe des Abends bestiegen, um den Blick über das abendliche Bad Hersfeld zu genießen.
Die Entwicklung des Finanzwesens konnten die Besucher in der Sparkassen-Ausstellung nachvollziehen und die Geschichte der Stadt und des Stifts war im Stadtmuseum nachvollziehbar. Außerdem hatte der Kunstverein Bad Hersfeld in sein kleines Atelier am Kirchplatz eingeladen und dort einige Werke der Mitglieder ausgestellt.
Das große Theater in der Stiftsruine
Um die Kunst ging es auch im Festspiel-Museum. Helgo Hahn, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine, führte kompetent durch die Ausstellung und erläuterte manche Hintergründe des großen Theaters in der Festspielstadt. Im Haus Mährisch-Schönberg wurde die Geschichte der sogenannten Sudetendeutschen beleuchtet. Viele Menschen aus diesem Gebiet leben seit dem Zweiten Weltkrieg in Bad Hersfeld.Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Nachtwächter-Führungen von Jürgen Kilimann. Mit viel Hintergrundwissen über die Stadtgeschichte leitete er die großen Gruppen dreimal durch die Innenstadt und erzählte an ausgewählten Orten von besonderen Ereignissen der Vergangenheit.
Ausklang in der Stadtkirche
Ihren Abschluss fand die zweite Museums- und Erlebnisnacht nach 23 Uhr in der Stadtkirche. Bei Wein und Musik sowie der Auslosung von Preisen für diejenigen, die sich an den Ausstellungsorten Stempel geholt hatten, klang die erlebnisreiche Nacht aus. (Christopher Göbel) +++