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"Massive Pannen und Fehler" im Fall Leon? - Anwalt stellt Enthaftungsantrag
01.03.24 - Im Fall des in St. Johann (Österreich) ertrunkenen sechsjährigen Leon hat der Anwalt des dringend tatverdächtigen 39-jährigen Vaters, der aus Eichenzell stammt, am Donnerstag eine Pressekonferenz in Innsbruck gegeben. Er erklärte vor den Medien, er habe einen Antrag auf Enthaftung des seit einem Jahr in Untersuchungshaft sitzenden Mannes eingebracht. Das Gericht will über diesen Antrag am Freitag entscheiden.
Der Rechtsanwalt Albert Heiss, der den Vater seit dem vergangenen Herbst vertritt, kritisierte öffentlich die Arbeit der österreichischen Ermittlungsbehörden scharf. Es sei "zu Pannen und Fehlern" bei den Ermittlungen und der Tatortarbeit gekommen. Das würden die von ihm in Auftrag gegebenen Sachverständigengutachten belegen. Dabei gehe es um die Sicherung der Spuren am Tatort und die Auswertung des Handys seines Mandanten.
"Es sind massive Fehler passiert"
Laut Online-Netzwerk "oe24" sagte der Anwalt Heiss bei der Pressekonferenz in Innsbruck wörtlich: "Es sind massive Fehler passiert. Es wurde zudem nicht ergebnisoffen ermittelt". Damit sei das Gebot der Unschuldsvermutung für seinen Mandanten verletzt worden. Zusätzlich habe die Staatsanwaltschaft auch das Objektivitätsgebot verletzt und sein Mandat sei medialer Vorverurteilung ausgesetzt gewesen.Der Fall, bei dem Ende August 2022 das sechsjährige Kind in der Ache ertrank, hatte international und wegen der Herkunft des Vaters auch in unserer Region Schlagzeilen gemacht. Zunächst war man den Angaben des Vaters gefolgt und war von einem Raubüberfall eines Unbekannten auf ihn ausgegangen. Dieser soll dem Vater, der mit seinem Sohn nachts auf einer Promenade am Flussufer spazieren gegangen war, mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und beraubt worden sein. Danach soll der sechsjährige Leon selbstständig aus seinem Buggy gestiegen, in die Ache gestürzt und dort ertrunken sein. Doch nach monatelangen, intensiven Ermittlungen der Kriminalpolizei, bei denen sich keine heiße Spur auf den angeblichen Räuber nachweisen ließ, geriet der 39-jährige Vater unter Verdacht und wurde schließlich am 27. Februar 2023 festgenommen. Er soll das Kind getötet und anschließend den Raubüberfall auf sich vorgetäuscht haben. Die Ermittlungsbehörden hatten angegeben, mehrere ihn belastende Indizien sichergestellt zu haben. Seitdem sitzt der 39-Jährige in Untersuchungshaft. (ci)+++