Dave Stewart hatte mit der Australierin Vanessa Amorosi eine Sängerin mitgebracht, deren bluesige Rockröhre für ausreichend Wow-Faktor sorgte. - Alle Fotos: Martin Engel

FULDA Rezension von Jutta Hamberger

Süß geträumt auf dem Domplatz: Dave Stewart Eurythmics begeistert

19.07.24 - Dave Stewart und Annie Lennox verkörperten cool Britannia, lange bevor Tony Blair das Wort für seine Politik reklamierte. Ihre Hits wurden Hymnen, die sich direkt in unseren Gehirnzellen und Ohrwindungen verhakten. Der Soundtrack der 80er Jahre ist ohne die Eurythmics einfach undenkbar.

Leider viel zu wenig Konzertbesucher

Mit Dave Stewart kam die eine Hälfte dieses legendären Pop-Duos nach Fulda. Leider ohne Annie Lennox, die keine Lust mehr auf Tourneen hat. Ganz anders Dave Stewart, der ganz offensichtlich seine Hits von damals noch immer gern live spielt. Geht das gut? Ist das nicht wie Stones ohne Mick oder Doors ohne Jim und Beatles ohne Paul? Diese skeptische Frage hatten sich offenbar viele Fuldaer gestellt und dahingehend beantwortet, dass sie gar nicht erst gekommen waren. Nur ca. 800 Menschen verloren sich auf dem Domplatz. Sehr schade, wer nicht da war, hat etwas verpasst. Denn der begnadete Musiker Stewart, inzwischen 71 Jahre jung und noch immer eine coole Socke, hatte mit der Australierin Vanessa Amorosi eine Sängerin mitgebracht, deren bluesige Rockröhre für ausreichend Wow-Faktor sorgte. Nicht als Lennox-Double, das wäre langweilig gewesen, sondern mit ihrem ganz eigenen Sound und Stil. Schließlich sollte das ja auch kein Cover-Konzert sein, sondern eine Neuinterpretation der Eurythmic-Hits, die teilweise neu instrumentiert worden waren.

Girl-Power vor dem Dom

Haben wir Annie Lennox vermisst? Hätten wir sie gern gehört? Na klar. Ihre Stimme ist so unverwechselbar und einzigartig, und natürlich auch so mit den Songs der Eurythmics verwoben, das hätte man schon gern…. Sind wir aber bitte mal ehrlich mit uns selbst: Wir lieben die Annie Lennox von damals. Als 70jährige kann sie gar nicht mehr die Stimmpower haben, für die sie berühmt war. Vielleicht wären wir enttäuscht gewesen, wenn eine Legende sich selbst demontiert hätte. Deshalb: Lassen wir Annie im Pop-Olymp und freuen uns darüber, dass Vanessa Amorosi eine so exzellente Interpretin der Eurythmic-Songs ist.

Guten Abend Fulda!

Dass das Konzert so gut wurde, dafür sorgte auch die Girl-Band, mit der Stewart on tour ist und die er uns zwischen den Songs vorstellte: Hannah Koppenburg (Keyboards), Julia Lamb (Bass), Indiara Sfair (Harmonika), Ellie East (Schlagzeug) und Yasmin Ogilvie (Saxophon) – und alle auch als Background Vocals. Mastermind Stewart hat sie auf Instagram gefunden, wie er erzählte. Überhaupt sei das einzig Gute an Social Media, dass man dort Menschen finden könne. Überall auf der Welt gäbe es großartige Musiker, jeden Tag würden Tausende von neuen Songs geschrieben, aber die meisten Menschen würden nur einen Bruchteil davon hören wollen.

Dass Stewart den Musikerinnen diese Bühne bietet, kann man deshalb auch als kleine Kampfansage an das Musikbusiness oder die Konzertbesucher verstehen, die am liebsten nur auf die großen Namen setzen. Man kann Entdeckungen machen, wenn man dazu bereit ist. Und allen, die Adele, Gaga, Rihanna, Taylor und wie sie alle heißen für den Gipfel der Pop-Musik halten, sei gesagt: Coole, talentierte, einzigartige Sängerinnen gab es schon immer. Es lohnt sich, abseits von Spotify oder TikTok in der Musik zu stöbern. Der heutige Abend machte auch klar, wie viele Hits die Eurythmics geschrieben haben – und wie zeitlos gut sie sind.

Back to the Eighties

"Ich erschaffe eine neue Welt unserer Musik", hatte Dave Stewart im FZ-Interview in dieser Woche gesagt. Und genau das macht er. Hit nach Hit ertönte, vertraut und doch anders – und immer einfach gut. Die Band begann mit "Missionary man" und "I need a man", dann kam "I love you like a ball and chain" mit einem umwerfenden Harmonika-Solo, "Love is a stranger" – und dann mit dem empfindsamen "Lilly was here" zwar kein Eurythmics-, dafür aber ein Dave-Stewart-Titel mit einem Saxophon-Solo zum Dahinschmelzen. Highlight und Abschluss waren dann die "Sweet dreams”, bei denen natürlich alle und noch dazu sehr textsicher mitsangen.

Yasmin Ogilvie (Saxophon)

Ein großes Lob gebührt auch dem Publikum. Es ließ sich von der leeren Tribüne und dem leeren Domplatz nicht die Fröhlichkeit austreiben. Man schloss Freundschaften für die Dauer eines Konzerts, erzählte sich, von woher man kam, genoss das Konzert in vollen Zügen, sang mit, klatschte und verbreitete gute Stimmung. Dave Stewart, Vanessa Amorosi und Band wurden völlig zu recht gefeiert. Das dürfte ihn darüber hinwegtrösten, dass so wenige Besucher gekommen waren und sein Abstecher in einen Fuldaer Barbershop frisurtechnisch als glatzköpfige Katastrophe geendet hatte. (Jutta Hamberger) +++

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Indiara Sfair (Harmonika),

Ellie East (Schlagzeug)

Julia Lamb (Bass),

Dass das Konzert so gut wurde, dafür sorgte auch die Girl-Band, mit der Stewart on tour ist und die ...


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