"Gute Nachrichten" - Kein Marburg-Virus in Hamburg
03.10.24 - Nach beunruhigenden Szenen am Hamburger Hauptbahnhof und einer Nacht des Bangens kommt am Morgen für zwei Menschen die erlösende Nachricht: Ihr Test auf das Marburg-Virus ist negativ. Der Mann und seine Begleiterin, beide Mitte bis Ende 20, haben sich nicht mit der lebensbedrohlichen Krankheit angesteckt, die letztmals 1967 in Deutschland diagnostiziert wurde. «Das sind am Feiertag gute Nachrichten», sagt der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Wolfgang Arnhold, der Deutschen Presse-Agentur.
Und auch für alle anderen, die möglicherweise Angst hatten, sich als Kontaktperson der beiden angesteckt zu haben, gibt die Behörde Entwarnung: «Während der Rückreise von Ruanda über Frankfurt nach Hamburg bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mitreisende in der Bahn und im Flugzeug.» Eine Gefährdung Dritter könne durch die negative Testung und die fehlende Symptomatik während der Reise ausgeschlossen werden.
Aktuell Dutzende Fälle in Ruanda
Der junge Mann hatte bis vor Kurzem in Ruanda als Medizinstudent in einem Krankenhaus gearbeitet, wo auch mit dem Virus infizierte Menschen behandelt wurden. In dem ostafrikanischen Land sind aktuell Dutzende Menschen am Marburg-Virus erkrankt, mindestens elf von ihnen sind gestorben.Entsprechend alarmiert sind die Behörden, als der Mann während der Zugfahrt von Frankfurt nach Hamburg Kontakt mit Ärzten in Hamburg aufnimmt, weil er Sorge hat, sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert zu haben. Er habe grippeähnliche Symptome gehabt, und ihm sei leicht übel gewesen, sagt ein Feuerwehrsprecher. Fieber habe er nicht gehabt.
Die Folge: Am Hauptbahnhof werden am Mittwoch die Gleise 7 und 8 abgesperrt, der Mann und seine Begleiterin umgehend isoliert und zur weiteren Untersuchung in einen Spezialbereich des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) gebracht. Dort werden die beiden eingehend untersucht, im Hintergrund bereiten die Behörden einen Krisenstab vor. Die Testung habe dann bis in die Nacht im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) stattgefunden, sagt Arnhold.
Es bleibt beim einzigen Fall in Deutschland im Jahr 1967
Am Donnerstagvormittag und allerlei Abstimmungen zwischen Sozialbehörde, UKE und BNITM ist dann offiziell klar: Bei beiden fallen die PCR-Tests auf das Marburg-Virus negativ aus. Und auch ihre Symptome passen nicht zu der lebensgefährlichen Krankheit, die in Deutschland bislang nur beim namensgebenden Fall vor 57 Jahren in Marburg festgestellt worden war. Sie seien froh, dass Hamburg nicht der zweite Fall in Deutschland geworden sei, sagt Arnhold.Der Medizinstudent, der zweimal Kontakt zu einer erkrankten Person hatte, wird laut den Behörden bis zum Ende der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen weiter beobachtet. Für die kommenden Tage ist ein isolierter Verbleib im Spezialbereich des UKE geplant, im Anschluss eine häusliche Isolation unter Aufsicht des zuständigen Gesundheitsamtes. Auch seine Begleiterin wird über das Wochenende im Krankenhaus beobachtet.
Marburg ist Namensgeber
Der Erreger trägt den Namen der hessischen Stadt Marburg, weil sich dort 1967 Laborangestellte mit dem bis dahin nicht bekannten Virus bei Versuchsaffen infiziert hatten. Damals wurden insgesamt 29 Menschen infiziert, sieben von ihnen starben.Das Marburg-Virus kann hohes Fieber und Symptome wie Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall und blutiges Erbrechen auslösen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben bei bisherigen Ausbrüchen in Afrika rund 25 bis 90 Prozent der Erkrankten.
Das Marburg-Virus ist anders als etwa Corona- oder Grippeviren nicht über die Luft übertragbar. Menschen können sich nur anstecken, wenn sie engen Kontakt zu schwer erkrankten Personen oder Verstorbenen beziehungsweise deren Körperflüssigkeiten haben, wie es beim Robert Koch-Institut (RKI) heißt. Bei normalen Begegnungen mit Menschen im öffentlichen und privaten Raum bestehe kein Risiko. «Auch in Flugzeugen wurde eine Übertragung von Marburg- oder Ebolaviren noch nie dokumentiert», betonen die Fachleute. (Benjamin Haller, Markus Klemm und Marc Niedzolka, dpa) +++