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Moritz Schäfer, der Betreiber des Demeterhofes Schwalmtal in Hopfgarten. - Foto: Dieter Pappert

SCHWALMTAL Köstlicher Vogelsberg (3)

Vielfalt statt Monokultur auf dem Demeter Hof in Hopfgarten

17.04.21 - Der Vogelsbergkreis hat neben seiner Natur und Landschaft noch etwas anderes zu bieten: regionale Produkte aus bester Bio-Qualität. In unserer Serie "Köstlicher Vogelsberg" möchten wir gemeinsam mit dem Vogelsberger BUND auf Lebensmittel-Entdeckungstour in der Vulkanregion gehen. Heute geht es weiter auf dem Demeter Hof Schwalmtal-Hopfgarten. BUND-Mitglied Dieter Pappert hat diesen besucht und schildert seine Erlebnisse:

Linsenanbau im Vogelsberg? Ja, das gibt es. Verantwortlich dafür zeichnet Moritz Schäfer, der Betreiber des Demeterhofes Schwalmtal in Hopfgarten. Im Jahr 2011 hat er diesen Hof übernommen. Der ausgebildete Landwirtschaftsmeister, der zudem einige Semester ökologische Landwirtschaft studiert hat, war damals auf der Suche nach einem seinen Vorstellungen entsprechenden Betrieb und wurde schließlich in Hopfgarten fündig. Die Verlagerung des Lebensmittelpunktes vom Siegerland in den Vogelsberg hat er nicht bereut. Schon immer wollte Moritz Schäfer Landwirt werden – das ist sozusagen sein Traumberuf, den er nun mit dem eigenen Hof verwirklicht. Und der Mitdreißiger sprüht vor Ideen, hat aber auch zugleich hohe Ansprüche. Sein Handeln richtet er danach aus, was das Ökosystem im Sinne von Nachhaltigkeit vertragen kann. Diese Richtschnur gilt für Ackerbau und Viehhaltung gleichermaßen – in beiden Bereichen ist sein Demeterhof tätig.

Einziger Linsenanbauer im Vogelsberg

Im Vogelsberg ist er der einzige, der Linsen anbaut. Seine Belugalinsen eignen sich hervorragend für Salate, während man die grünen Linsen der Sorte Le Puy eher für Suppen und Eintopfgerichte nimmt. In ganz Hessen kann man die Betriebe, die Linsen anbauen, an einer Hand abzählen.

"Linsenanbau macht viel Arbeit, ist aber sehr gut für die Biodiversität", so Moritz Schäfer. Hierbei muss man wissen, dass Linsen immer mit anderen Früchten in Mischkultur angebaut werden. Die Kombination Nackthafer, Linsen, Leindotter hat sich dabei für ihn bewährt. Die kombinierten Druschfrüchte müssen in etwa zur gleichen Zeit reif werden - die Ernte erfolgt mit einem Mähdrescher. Alle Samen landen zunächst in einem Tank bzw. Silo. Die Trennung der verschiedenen Sorten ist aufwändig. Dabei sind mehrere Arbeitsschritte nötig, die von Hightech-Maschinen übernommen werden. Diese sortieren nach Größe, Gewicht, Form und Farbe der jeweiligen Früchte, wobei Siebe, Gebläse und sogar Kameras zum Einsatz kommen.

Wichtig sind für Moritz Schäfer Kooperationen mit anderen Biobetrieben. Für sie übernimmt er Sortier-, Reinigungs-, Abpackarbeiten und einiges mehr. Arbeitsteilung und Effizienz sind auch für Biobetriebe keine Fremdworte, sondern teilweise betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten. Umgekehrt nimmt Moritz Schäfer andere Dienstleister in Anspruch – etwa Ölmühlen, die das Pressen seiner Ölfrüchte übernehmen.

Eigener Hofladen

Vielfalt ist für Moritz Schäfer in der Landwirtschaft wie auch als allgemeine Lebensphilosophie ein ganz wichtiger und entscheidender Punkt. Monokulturen sind lebensfeindlich und überdies auch anfällig. So baut er aus Überzeugung eine Vielzahl verschiedener Feldfrüchte an, was auch der tierischen Artenvielfalt zugutekommt. Neben den bereits erwähnten Linsen sind dies Roggen, Weizen, Dinkel, Emmer, Gold- und Braunlein, Lupinen, Ackerbohnen, Buchweizen und Kresse, um nur die wichtigsten Sorten zu nennen.

Ein Hofladen wurde vor kurzem eröffnet – hier kann man die hofeigenen Produkte sowie einige weitere Biolebensmittel anderer Produzenten erwerben. Über den Verkauf ab Hof hinaus hat Moritz Schäfer ein umfangreiches Vertriebsnetz aufgebaut. So kann man seine Produkte in verschiedenen Geschäften, gastronomischen Betrieben und befreundeten Höfen im Vogelsberg, aber auch im Großraum Kassel, Siegerland und Marburg-Gießen erwerben. 

"Die Landwirtschaft darf der Umwelt nicht schaden" ist das Credo von Moritz Schäfer. Dazu gehört, dass die Feldfrüchte über eine ausgeklügelte, neunjährige Fruchtfolge angebaut werden, wobei in den ersten beiden Jahren "Kleegras" eine zentrale Rolle spielt. Der Demeterhof Schwalmtal setzt keinen "zugekauften Stickstoff" ein und hält sich an geschlossene Stoffkreisläufe. So gilt auch der Grundsatz, dass der Hof nur so viele Tiere hält, wie er über die landwirtschaftlich genutzte Fläche ernähren kann. Wenn dann der Dünger der Tiere fachgerecht, gleichmäßig und zum richtigen Zeitpunkt auf die Flächen ausgebracht wird, entsteht kein Stickstoffüberschuss, der zur Nitratauswaschung führen kann.

700.000 Liter Milch im Jahr

Bei seinen Tieren hat er sich für das "Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind" entschieden. Hierbei handelt es sich um eine alte Nutztierrasse, die hinsichtlich Fleisch- und Milchproduktion noch nicht auf Höchstleistungen gezüchtet wurde.

Die Herde von Moritz Schäfer besteht aus etwa 120 Milchkühen und nochmal ebenso vielen Rindern als Nachzucht. Erzeugt werden jährlich ca. 700.000 Liter Milch, die in der Demeter-Molkerei Schrozberg in Franken weiterverarbeitet werden. 

Das Betreiben einer ökologisch ausgerichteten Landwirtschaft hat nichts mit dem hin und wieder insbesondere bei Verbrauchern vorzufindenden Idyll einer Landwirtschaft vergangener Zeiten zu tun. Davon ist Moritz Schäfer zutiefst überzeugt, denn er spricht aus Erfahrung, und sein Betrieb ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Landwirtschaft mit hohen ökologischen Ansprüchen wissenschaftlich fundiert und hochinnovativ sein kann und muss. (Dieter Pappert) +++


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