Der „neue“ Dirk Stumpe will authentischer, ehrlicher und wahrhaftiger sein als der vor vier Jahren gegen Jochen Vogel von der CSU bei der Bad Brückenauer Bürgermeisterwahl Unterlegene…, und „ixt“ sich sozusagen selbst auf dem alten Wahlplakat von 2020 aus. - Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

BAD BRÜCKENAU Dirk Stumpe (PWG) strebt Bürgermeisteramt an

Kandidaten-Karussell, interne Graben-Kämpfe, kleinkarierte Kinkerlitzchen

01.03.24 - Nun steht es definitiv fest. Ist intern formell abgehakt, sozusagen abgesegnet, was OSTHESSEN|NEWS schon vergangene Woche exklusiv verkündete: Dirk Stumpe ist der alleinige und einzige Kandidat der Parteilosen Wählergemeinschaft (PWG) Bad Brückenau für das Amt des am 28. April dort neu zu wählenden Bürgermeisters.

Nun muss es final noch das Wahlamt der Stadt förmlich und ganz offiziell bestätigen. Bis dato haben noch zwei weitere Bewerber (in der Reihenfolge ihrer Ankündigung und Nominierung) die Hüte in den Ring geworfen - Jan Marberg für die SPD und der derzeitige dritte Rathauschef Heribert Übelacker für die CSU.

Die Wahl leitete Roland Limpert (links) von der benachbarten Zeitlofser Gruppierung. ...

"Nirgendwo wird so viel gelogen wie in der Politik". Mit gleichermaßen deutlichen wie erstaunlich offenen Worten leitete Stumpe seine Antritts-, Vorstellungs-, Nominierungsrede ein - und meinte damit nicht in erster Linie die "große" Landes-, Bundes- oder gar Weltpolitik, nein, in erster Linie sprach der 49-Jährige über das kommunale Kandidaten-Karussell, kleinkarierte Kinkerlitzchen aber auch größere Grabenkämpfe innerhalb des Vereins, denn das ist die PWG laut Satzung und Selbstverständnis: eine parteilose Wählergruppierung. Keine Partei. Ausdrücklich nicht. Unabhängig. Keine Vorgaben von oben. "Wir leben echte und ehrliche Demokratie - auch wenn es manchmal scheppert", formulierte es Stumpe, von seinen Moderationskärtchen aufblickend, auf denen in großen und breiten schwarzen Lettern zu lesen sowie von gelb-roten Herzchen übermalt zu sehen war: "1.000 Prozent Bröggenäer"!

Und das tat es. Scheppern. Gewaltig. Seinerzeit vor vier Jahren, als Stumpe in der Sinnstadt schon einmal zur Bürgermeisterwahl antrat und in der Stichwahl "dem aus Motten importierten" (Stimme aus dem Off) Jochen Vogel von der CSU unterlag, der am 1. Februar 2024 wegen einer Post-COVID-Erkrankung sein Amt abgeben musste. Stumpes "friedliche Blase der Glückseligkeit" sei damals geplatzt, nicht erst am Wahlabend, vielmehr vor allem schon im vorangegangenen Wahlkampf. Aus Freunden wurden Feinde, bei Machtspielchen gingen gegenseitige Wertschätzung und der gute Ton verloren. Dem Kleinunternehmer schlugen Wut und Hass entgegen. Ablehnung. Hetze. Missgunst. Neid.

Damals fühlte sich Stumpe ob der Angriffe aus dem persönlichen Umfeld sowie auch und gerade aus den eigenen PWG-Reihen tief verletzt und verunsichert. Angst und Ohnmacht machten sich bei ihm breit. Heute, vier Jahre später, sieht er sich gereift. Bereit für das Bürgermeisteramt. "Rückblickend auf das Jahr 2020 kann ich sagen, dass ich seinerzeit nicht in diesem Maße in der Lage war, verletzbar zu sein."

Dirk Stumpe wurde von der PWG als einziger Kandidat für den Bad Brückenauer Bürgermeister-Wahlkampf ...

Diesmal will Stumpe "nicht mehr der scheinbar coole Typ" sein, den der Großteil der Bad Brückenauer (vermeintlich) an ihm mochte und von ihm sehen und hören wollte. Mit Krawatte und Anzug. Immer freundlich und nett. Deshalb "ixt" er sich auf seinem Wahlplakat von damals an diesem Abend auch selbst aus. "Der Stumpe von heute hat sich in sehr vielen Bereichen beträchtlich weiterentwickelt." Ist selbstsicherer, selbstbewusster geworden. Aufgeben sei für ihn nie eine Option gewesen, weder in seinem kleinen Geschäft während der Corona-Pandemie, noch nach dem Ausbruch des großen Ukraine-Krieges, als er aus dem Stand heraus allein mit dem Zweier-Team Christian Wirth und Uwe Schindler mittlerweile 19 Hilfsmissionen, 150.000 Euro Spendengelder und Hilfsgüter im Gesamtwert von weit über 300.000 Euro ins Kriegsgebiet geliefert hat.

Soviel - "mein gesamtes Herzblut" - möchte der PWG-Kandidat auch in den anstehenden Wahlkampf und "nach einem Erfolg hoffentlich schon im ersten Urnengang", so Stumpe siegessicher, sofort für seine Heimatstadt in die Waagschale werfen. "So, dass jeder und jeder, wie wir es noch von vor 30 Jahren kennen, wieder jeden Tag gut gelaunt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht durch unsere schöne Stadt laufen und sagen kann: Ich sänn Bröggenäer, so wie das Urgestein Stumpe (für die des Unterfränkischen nicht ganz so kundige geneigte Leserschaft: Ich bin Brückenauer, heißt der erste Halbsatz übersetzt)!

14 davon (eingetragene PWG-Mitglieder) wählten Dirk Stumpe schließlich einstimmig zu ihrem Bürgermeister-Bewerber. Weitaus mehr Interessierte, so um die 60 Personen, zeigten mit ihrer Anwesenheit im Gasthaus "Stern" Stumpe ihre Sympathie. Die offene Unterstützung war derart groß und gleichermaßen überraschend für den Kandidaten, dass sogar spontan die Tür zum Wirtshaus-Nachbarsaal ausgehängt werden musste. Indiz für die Wahlbeteiligung und ein mögliches Wahlergebnis? Die Anwesenden jedenfalls zeigten sich zuversichtlich, stellte doch ihre Gruppierung bis dato am häufigsten die Bürgermeister in der bayerischen Bäderstadt!

In der sich an- und abschließenden Aussprache kamen die an- beziehungsweise vielen abwesenden PWG‘ler zur Sprache (entschuldigt unter anderem wegen des 98. Geburtstages von Ehrenbürgerin Else Prause, Gemeinderatssitzungen, Bürgerversammlung des zweiten PWG-Bürgermeisters Jürgen Pfister in Römershag, Familienfeier, anderer Termin, krank, familiäre Verpflichtungen etc.pp), die erheblichen Austritte vor allem jüngerer ("Partei"-) Mitglieder, die erst fünf, dann vier, dann drei, dann zwei Kandidaten und schließlich nur der verbliebene sogenannte "Schattenmann" (den selbst in der engeren und weiteren Vorstandschaft angeblich niemand kennen will). Die "brennenden Brückenauer Themen" lagen an diesem Abend jedenfalls erwartungsgemäß auf der Hand wie zuvor an den Stammtischen im "Stern", etwa das 30 Millionen-Projekt "Therme Sinnflut", klamme Kassen, zu kleine Kindergärten-Kapazitäten, Fremdbestimmung durch Auswärtige, fehlende Fördermittel, überteuerte Machbarkeitsstudien von Pseudo-Planungsbüros, das Nicht-Berücksichtigen respektive Links-Liegen-Lassen kompetenter einheimischer Fachfirmen, politische Entscheidungen hinter verschlossenen Türen und nicht zuletzt die mangelnder Bürgerbeteiligung.

Klaus Abersfelder, stadtbekannter Protagonist bezüglich solcher "Problempunkte", blieben die provokativen Schlussworte vorbehalten: "Dirk, bist du geistig und körperlich fit? Wirst du mindestens acht Jahre lang durchhalten. Ich hoffe, deine Kraft reicht aus. Du darfst nicht auch nach vier Jahren krank machen, dass man dich danach nicht mehr sieht. Und wenn du Geldmittel brauchst für Bad Brückenau und die Region, dann solltest du dich nicht an den Bad Kissinger Landrat wenden, sondern musst direkt nach München gehen." Abersfelders abschließendes Fazit waren sinngemäß Stumpes Eingangsworte: "Politik ist kein faires, vielmehr ein falsches Geschäft. Da musst du hin und wieder auch die Ellenbogen ausfahren können." (Hans-Peter Ehrensberger) +++

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