Hunderte versammeln sich für Rouven L.: "Tiefe Trauer und Wut!"
16.06.24 - "Es gibt keine Entschuldigung für diese Tat." Fulda hat am Samstag dem getöteten Polizisten Rouven L. aus Mannheim gedacht. Am 31. Mai wollte er einen Mann vor einer Messerattacke eines Afghanen schützen, danach wurde der 29-Jährige selbst zum Opfer.
Unter der Federführung des hessischen CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Hering hatten CDU, SPD, FDP und Grüne zur Mahnwache am Borgiasplatz in Fulda eingeladen. Der osthessische Polizeipräsident Michael Tegethoff und zahlreiche Angehörige der Blaulicht-Familie - darunter die Fuldaer Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst und die Beweis- und Festnahmeeinheit der Bundespolizeiabteilung Hünfeld - waren ebenfalls vor Ort.
Der ehemalige Polizeibeamte und jetzige Landtagsabgeordnete Hering eröffnete die Veranstaltung pünktlich um 13 Uhr. "Wir wissen alle, was uns in diesen Wochen umtreibt. Der Tod von Rouven L. weckt in uns tiefe Trauer und viel Wut." Wachsamkeit sei das Gebot der Stunde. Er dankte allen Anwesenden und erinnerte: "Unsere Einsatzkräfte, die tagtäglich ihr Leben für uns geben, sind die Leidtragenden. Wir müssen sie bewusst wahrnehmen, ihnen Rückhalt geben und rechtliche Rahmenbedingungen geben."
An diesem Samstag wolle man ein Zeichen für die Einsatzkräfte aus der Region setzen. Mario Klotzsche (FDP) brachte es auf den Punkt: "Heute geht es um die Mahnwache, aber schon morgen wollen wir über die Konsequenzen nachdenken." Man wolle und könne sich nicht mit solchen Taten abfinden.
Der Tod des Mannheimer Polizisten versetzte das ganze Land in Trauer. "Er hat sein Leben in den Schutz unserer Gemeinschaft gestellt. Wir sind heute in Gedanken bei seinen Freunden, seiner Familie und seinen Kollegen", sagte Marie-Louise Puls (Bündnis 90/Die Grünen). "Jeden Tag schützen Einsatzkräfte unsere Freiheit und unsere Demokratie. Sie stehen an vorderster Stelle", so Michael Busold (SPD). Er sprach von einer unsäglichen Tat in Mannheim.
Polizisten fordern konsequente Strafverfolgung Als Zeichen der Solidarität sprach auch Michael Tegethoff (Polizeipräsident von Osthessen) und gab offen zu: "Wir haben auch in Osthessen mittlerweile ein hohes Niveau an körperlicher Gewalt gegen Einsatzkräfte. In 2023 gab es an fast jedem zweiten Tag einen Angriff auf Beamte." Für ihn sei ein konsequentes Strafmaß der erste Schritt in die richtige Richtung.
Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) traten ebenfalls ans Mikrofon. "Wer Polizei angreift, greift uns alle an", so Karsten Bech. "Die Meinungsfreiheit scheint manche Bürger nicht zu interessieren. Sie wollen mit Gewalt dagegen angehen und das dürfen wir nicht zulassen", schloss sich die DPolG an. "Er hieß Rouven Laur. Er war ein Mensch, ein Polizist und ein Mitglied unserer Gesellschaft."
"Polizei darf kein Freiwild von Kriminellen werden" Der Fuldaer Landrat Bernd Woide sprach stellvertretend für die kommunale Ebene. Auch er war nach der Tat sichtlich geschockt: "Der Mord ist eine Zäsur. Aber das fängt viel früher an. Wir alle sind als Gesellschaft gefordert." Eine Gesetzesänderung allein reiche nicht aus. Laut Woide müsse man entsprechend Verantwortung übernehmen, denn "Freiheit bedingt Verantwortung".
Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU/CSU) konnte nicht persönlich an der Mahnwache teilnehmen. Er schrieb aber im Nachgang: "Wir werden und wir dürfen als Bürgerschaft unseres Landes niemals zulassen, dass unsere Polizei zum Freiwild von Extremisten, Islamisten oder auch von Kriminellen wird. Ja, wir werden von der Polizei Tag ein und Tag beschützt. Ja, die Polizei ist eine der stärksten Pfeiler unserer Demokratie und unseres Rechtsstaates." Sein Appell: "Stellen wir uns vor unsere Polizei, hinter unsere Polizei, und machen wir eindeutig und unüberhörbar klar: Es ist unsere Polizei, die angegriffen wird. Es sind wir, die angegriffen werden, wenn unsere Polizei als Hüterin des Rechtsstaats angegriffen wird."
Zwei Gebete mit Interims-Dekan Marvin Lange und Stadtpfarrer Stefan Buß sorgten für ein Innehalten an diesem Samstagmittag. Anschließend wurden Rosen niedergelegt. (Nina Seikel) +++